„Die wissen ja nicht mal, ob es die Hölle gibt“

Der Moral des Christentums möchte er gerne etwas abgewinnen – aber glauben, das kann er nicht. Der Spiegel hat den Philosophen und Augustinus-Experten Kurt Flasch interviewt. Besonders kritisch sieht dieser die katholische Kirche.

Von PRO

Kurt Flasch hat den Glauben im Laufe seines Lebens abgelegt, sagt er: „Ich habe einen gewissen Respekt vor dem alten Christentum, das sagt, entweder du glaubst, oder du kommst in die Hölle. Damit kann ich etwas anfangen, mit dem heutigen Drumherumreden vieler Theologen nicht. Die wissen ja noch nicht einmal mehr, ob es die Hölle gibt.“ Zugleich ist er der Meinung, die Kirchen unterdrückten das Zweifeln. "Selbst in der evangelischen Kirche darf man nicht sagen, das Grab Jesu sei nicht leer gewesen."

Der Laden ist nicht zu retten“

Die Politik des Vatikan hält der ehemalige Katholik für nicht zukunftsfähig. Warum, macht er am Beispiel der Affäre um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst deutlich: „Und jetzt sagen die deutschen Katholikenvertreter öffentlich im Fernsehen, der Einzige, der am Bischof von Limburg etwas ändern kann, ist der Bischof von Rom. Was ist denn das für eine Konstruktion? Was ist denn das für eine Monarchie? Was ist denn das für eine Verfassung, die in die demokratische Welt nicht mehr passt?“ Respekt habe er zwar vor Franz von Assisi, weniger aber vor dem neuen Papst. „Lassen Sie ihn erst einmal zehn Jahre lang werken. Ich glaube, der Laden, damit meine ich den Vatikan, ist nicht zu retten. Ratzinger, also Benedikt XVI., ist vermutlich am Intrigenspiel zerbrochen.“

Auch an den Überlieferungen zum Gottsein Jesu habe er seine Zweifel. Man könne für Jesus schon ein Gefühl entwickeln, „aber du lieber Gott, wir wissen so wahnsinnig wenig von ihm, so wenig von dem, was wirklich von ihm kommt“. Alle Argumente, die Flasch für den christlichen Glauben gehört habe, hätten ihn nicht überzeugen können. „Sie sind mir unter der Hand zerkrümelt. Ich bin kein Christ, wenn man unter einem Christen jemanden versteht, der an Gott, ein Leben nach dem Tod und an die Gottheit Jesu Christi glaubt. Ich bin auch kein Suchender: Ich habe Gott gesucht und nicht gefunden.“ Atheist wolle er sich dennoch nicht nennen. „Das Etikett Agnostiker lasse ich in Bezug auf mich allenfalls durchgehen, Atheist nicht. Denn ein Atheist traut sich zu, er könne beweisen, dass kein Gott sei. So zuversichtlich bin ich nicht.“ (pro)

Eine Rezension von Kurt Flaschs aktuellem Buch "Warum ich kein Christ bin" lesen Sie in der neuen Ausgabe des Christlichen Medienmagazins pro (5/2013). Kostenlos und unverbindlich bestellen unter der Telefonnummer 06441/915151, via E-Mail an info@pro-medienmagazin.de oder online.

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