"Nur Jesus hat mich verstanden" – die Überschrift prangt über einem Ehebett, darüber hängt ein Kreuz. Sie steht über einem Lebensbericht, der Einblick gibt in die Realität des Leids, das eine Frau in ihrer eigenen Familie erfahren musste. Jahrelang wurde sie als Kind von ihrem Vater misshandelt, die eigene Mutter sagt bis heute, sie habe von all dem nichts gemerkt.
Doch mitten hinein in diese Abgründe schildert die in einem Dorf im Sauerland aufgewachsene Frau der "Welt"-Autorin, was ihr trotz allem Trost gegeben hat: "Wir hatten damals ein riesiges Kreuz über dem Ehebett hängen, das mein ganzer Halt wurde. Immer und immer wieder habe ich gesagt: Jesus, du verstehst mich wenigstens. Du bist der Einzige, der mich versteht. Dir hat man auch sehr wehgetan, du wurdest auch alleine gelassen. Das war das Einzige, was mich hat überleben lassen", schildert die heute 55-Jährige.
Angesichts des Missbrauchsskandals kämen heute die Erinnerungen an die Wunden wieder hoch, sagt sie. "Es kratzt an den Wunden. Es dürfte nicht passieren in der katholischen Kirche. Aber Petrus ist auch Papst geworden, obwohl er Jesus dreimal verleugnet hat. Es sind all die Jahre Dinge vorgekommen, die nicht sein dürfen. Aber deshalb kann ich die Kirche nicht in Bausch und Bogen verdammen."