Ägypten sei ein „sehr wichtiges Land“ für die Lage im Nahen Osten und Nordafrika, betonte Kauder in der Samstags-Ausgabe der Welt. Daher habe er sich in dieser Woche vor Ort mit ägyptischen Politikern und Kirchenvertretern getroffen. „Nach der Revolution macht Ägypten eine schwierige Entwicklung durch. Das gilt auch für die Kopten, denen wir als Christdemokraten besonders verbunden sind“, sagte der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Regierungsvertreter hätten ihm zwar versichert, keinen Gottesstaat zu errichten. Doch Skepsis sei angebracht. „Wir werden die Entwicklung weiter beobachten. Ich habe ausdrücklich davor gewarnt, sich für einen islamischen Staat zu entscheiden.“ Dies würde auch die wirtschaftliche Entwicklung des Landes beeinträchtigen.
Überhaupt sei die wirtschaftliche Entwicklung entscheidend für die ägyptische Gesellschaft. „Wenn junge Menschen eine Perspektive haben, sind sie weniger anfällig für Radikalisierung.“ Den ägyptischen Premierminister Hescham Kandil habe er „dringend gebeten, dass die Christen ihre Religion frei ausüben können und gleiche Chancen in dem Land haben. Ein Land, in dem Christen bedrängt werden, ist auch nicht attraktiv für Touristen.“
Mit Blick auf die Missbrauchsfälle der katholischen Kirche in Deutschland sagte Kauder, Kritik sei angebracht. Die Auffassung des Präfekten der vatikanischen Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller, es gebe eine „Pogromstimmung“ gegen die katholische Kirche, sei eine Übertreibung. „Richtig ist aber, dass die Kirchen in Deutschland zum Teil einen schweren Stand haben und auch christliche Werte nicht genügend Achtung finden.“ (pro)