Die Reformatorin, die nicht schweigen wollte

Sie ist ein weniger bekanntes Gesicht der Reformation: Die Straßburger Bürgerin Katharina Schütz-Zell verbreitete mit ihren Schriften zur Zeit Martin Luthers die Gedanken der Reformation. Der SWR sendet am Karfreitag die Dokumentation „Das Weib soll schweigen“ über eine Frau, die eben nicht schwieg.
Von Jörn Schumacher
Die Dokumentation „Das Weib soll schweigen“ erzählt die Geschichte der Reformatorin Katharina Schütz Zell

Als Tochter eines Schreinermeisters kam Katharina Schütz-Zell 1497 in Straßburg zur Welt. Sie war das fünfte von neun Kindern. Schon früh war sie theologisch gebildet und hörte viele Predigten. In einer Zeit, in der Frauen nicht öffentlich reden durften, hielt sie die Grabpredigt für eine verstorbene Freundin, kritisierte den Klerus und stellte die Gnade Gottes über die Macht der Kirche. Der Stadtrat und die Kirche wollten sie dafür bestrafen.

Wie Katharina aussah, weiß man nicht, da es keine Bilder von ihr gibt. Für die Dokumentation „Das Weib soll schweigen – Die Reformatorin Katharina Schütz-Zell“ spielt eine Schauspielerin Katharina. Ihr Mann Matthäus Zell predigte Luthers Botschaft. Er hatte in Straßburg bis zu 3.000 Zuhörer und war sehr populär – aber auch angefeindet. Katharina zählte auch zu seinen Zuhörern, sie lernen sich kennen und heiraten.

Die Historikerin Susanne Schenk erklärt im Film, dass es für jene Zeit aufsehenerregend war, dass ein Stadtgeistlicher heiratete. Wenn ein Geistlicher mit einer Frau zusammenlebte, dann heimlich; er zahlte der Kirche dann dafür ein Bußgeld. Katharina schreibt dem Bischof und argumentiert, dass die Ehe biblisch gesehen besser sei als das heimliche Zusammenleben.

Ihr Mann Matthäus begann schließlich damit, auf Deutsch zu predigen. Daraufhin wurde das Paar zunehmend von der katholischen Kirche diffarmiert. Katharina verfasste Briefe, die öffentlich wurden und damit die Gedanken der Reformation verbreiteten und andere Frauen ermutigten. Der Stadtrat verbot die Briefe.

Ihre Briefe verbreiten die Ideen der Reformation

Katharina Schütz-Zell war die erste Bürgerin, die einen Priester heiratete, sich mit Theologie befasste und mit Gelehrten stritt, 400 Jahre bevor es Frauen erlaubt wurde, zu studieren. Um die Reformation in der Bevölkerung zu verankern, veröffentlicht Katharina ein Gesangbuch, „dass die Lieder der Handwerksgesell bei der Arbeit, die Dienstmagd beim Schüsselwaschen, der Rebmann auf dem Acker und die Mutter dem weinenden Kind in der Wiege singe“.

Nachdem die Klöster in der Stadt aufgegeben werden und damit auch die Armenpflege, half sie mit, eine neue soziale Versorgung in der Stadt aufzubauen. Sie nahm Mittellose auf und warb bei anderen Bürgern für Unterkünfte und Spenden. Als 1524 im Bauernkrieg vor der Stadt 3.000 Bauern massakriert werden, beherbergt Katharina um die 100 Flüchtlinge im Pfarrhaus, teils monatelang. Katharina Schütz-Zell starb 1562. (pro)

„Das Weib soll schweigen – Die Reformatorin Katharina Schütz Zell“, 45 Minuten, Karfreitag, 14. April 2017, 12:45 Uhr, SWR Fernsehen

Von: js

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