Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, möchte angesichts des Wahlerfolgs der Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) in drei Landtagswahlen den Blick auf die vielen Christen lenken, die Flüchtlingen helfen. „Wer fromm ist, muss auch politisch sein“, ist der Bischof überzeugt.
Von PRO
Foto: pro/Lutz
Heinrich Bedford-Strohm: „Wer fromm ist, muss auch politisch sein.“
Im Interview mit dem Hamburger Abendblatt lobt der EKD-Ratsvorsitzende und bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm „die überragende Mehrheit der Deutschen“, die Schutz suchenden Menschen Hilfe zukommen lassen. „Wahlen in Deutschland werden auch dann gewonnen, wenn man für eine humanitäre Flüchtlingspolitik eintritt.“ Er wünsche sich „eine europäische Lösung der Flüchtlingskrise, entschlossene Integrationspolitik in Deutschland sowie schnelle Asylverfahren“. Das sei das beste Mittel gegen „rechtspopulistische Stimmungsmache“ in Deutschland.
Bedford-Strohm sieht aber auch Unsicherheit bei vielen Menschen angesichts der Flüchtlingsströme. Ein Grund liegt für ihn darin, „dass die politischen Lösungen so unklar sind“. Eine Furcht vor einer schleichenden Islamisierung in Deutschland sieht er als unbegründet an. Denn islamistische Strömungen stünden nicht für die gesamte Religion des Islam. „Viele Muslime in Deutschland wollen hier einfach nur in Frieden mit ihren Mitmenschen leben.“ Wenn in einem Land mit 80 Millionen Einwohnern, zu rund vier Millionen Muslimen noch ein bis zwei Millionen Muslime dazu kämen, könne man nicht von einer Islamisierung sprechen. „Das Verhältnis der Religionen darf nicht von Angst geprägt sein, wir müssen die Kräfte in den Religionen stärken, die sich für ein friedliches Miteinander einsetzen.“
Es gebe jedoch viele Menschen, „die Fragen haben“ und die im Islam eine Gefahr für unsere Kultur sehen. Mit denen müsse man ins Gespräch kommen. Wenn Muslime Gewalt gegen Vertreter anderer Religionen ausübten oder wenn sie Frauen sexuell belästigten, dann müsse muss man entschieden dagegen vorgehen. „Das gilt natürlich, egal, von wem solche Taten begangen werden. Der Rechtsstaat ist ein hohes Gut und die Basis für unser friedliches Zusammenleben. So sehen das im Übrigen auch die meisten Muslime.“
„Von Muslimen lernen, was Gebet ist“
Angesichts schwindender Mitgliederzahlen in den Kirchen sagt der Geistliche, gerade die Hilfe für Flüchtlinge vonseiten gläubiger Christen spreche für die „lebendige, starke Kraft des Christentums“. Das beeindrucke viele Muslime, so Bedford-Strohm. „Wenn wir sehen, wie selbstverständlich Muslime beten, dann kann das ein Impuls sein, dass auch wir Christen uns darauf neu besinnen, was Gebet eigentlich für uns bedeutet.“
Bedford-Strohm ist überzeugt, dass sich die Kirche nicht zu allem politisch äußern müsse. „Vor allem soll sie sich nicht parteipolitisch auf eine Seite schlagen.“ Doch es ist für ihn „absolut unvorstellbar, einen christlichen Glauben zu pflegen, der keine Auswirkungen auf die Beziehung zum Nächsten hat“. Gottes- und Nächstenliebe gehörten zusammen. „Wer fromm ist, muss auch politisch sein.“
Zur Aussage von Bundeskanzlerin Angela Merkel „Wir schaffen das“ sagt Bedford-Strohm: „Wenn es uns gelingt, diese Kraft der Empathie aufrechtzuerhalten, dann werden wir in 20 Jahren sagen: Wir sind gestärkt aus dieser Situation herausgegangen.“ (pro)
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.
Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.
Cookie-Zustimmung verwalten
Um dir ein optimales Erlebnis zu bieten, verwenden wir Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn du diesen Technologien zustimmst, können wir Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn du deine Zustimmung nicht erteilst oder zurückziehst, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt werden.
Funktional
Always active
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Externe Inhalte / Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.