Die Mundart des Kirchgängers

Die in der Kirche gepflegte Sprache ist etwas weltfremd, und daher braucht die Welt einen "Sprachkurs" in "Kirchisch". Dieser Ansicht ist der Karmeliter Reinhard Körner. Deswegen hat er "Kirchisch für normale Menschen" geschrieben. Doch in seinem Lernangebot haben sich ein paar Übersetzungsfehler eingeschlichen.
Von PRO

"Wie so manches in der Kirche hängt auch ihre Sprache der Zeit gern etwas hinterher", stellt Körner fest. Mit seinem Buch, das Begriffe aus der kirchlichen Sprache erklärt, möchte er Verständigung zwischen "normalen", also kirchenfernen, und "kirchischsprachigen Menschen" herstellen. Und ganz nebenbei könnten davon auch "normale Christenmenschen" profitieren. Denn, wie Körner freimütig zugibt, auch "Kirchischsprachige" hätten mit dieser "alten Sprache" Verständnisprobleme.

Bilinguale Prägung

Der 1951 geborene Leiter des Exerzitienhauses des Karmeliten-Klosters in Birkenwerder bei Berlin vertritt damit ein reformatorisches Anliegen: im Christentum sprachliche Klarheit zu schaffen. Körner selbst sieht sich für das Vorhaben qualifiziert, da er in der DDR aufgewachsen ist, wo "die meisten Menschen um mich herum irgendwie normal waren". Zugleich besuchte er jedoch die Kirche, so dass er gelernt hat, mit beiden "Sprachwelten" zurechtzukommen.

Wie bei jedem Sprachkurs empfiehlt es sich, auch diesen nicht irgendwo in der Mitte zu beginnen, obwohl die kurzen Kapitel des 120 Seiten umfassenden Büchleins dazu einladen. Die Kapitel bauen aufeinander auf und haben Rück- und Querverweise. Das bedeutet nicht, dass sich der Autor kompliziert ausgedrückt hat. Im Gegenteil: die flott geschriebenen Kapitel lesen sich wie aus einem Guss.

Wie war das nochmal mit dem Glauben?

Inhaltlich birgt das Buch Licht und Schatten. Gelungen ist etwa der Abschnitt über den Begriff "Glauben". Zunächst gesteht Körner zu, dass "Glaube" ein "Vermuten" ist, kein festes Wissen. Doch Gottesleugnern gehe es dabei nicht anders: Auch sie könnten nur "vermuten", dass es Gott nicht gibt. Dann wird Körner präziser: "Glauben" auf "Kirchisch" bedeutet nicht nur "vermuten, dass es Gott gibt", sondern "sein Leben darauf bauen". Und das führt schließlich zum Begriff "an Gott glauben": sich diesem Gott "aus dem Herzen heraus hinzuwenden".

Nicht gelungen ist Körner hingegen die Beschreibung, wer dieser "Gott" ist. Denn der Autor bemüht eine philosophische Gottesvorstellung, nach der Gott "allgegenwärtig" und "Urgrund allen Daseins" ist: "Es gibt nichts, wo Gott nicht ist; wir sind wie in Gott drin, mit dem kompletten Universum oder Multiversum, und Gott ist in uns drin." Abgesehen von der Frage, warum man sich diesem Gott überhaupt "hinwenden" sollte, wenn er ohnehin schon überall ist, entspricht diese Botschaft nicht dem biblischen Zeugnis: Bei der Taufe Jesu etwa ist der Geist Gottes auf Jesus "herabgefahren" und auf ihm "geblieben" (Johannes 1,32) – dies wäre bei einer "Allgegenwart Gottes" nicht möglich!

Ein "total liebender Gott"?

Einen falschen Eindruck bekommt der Leser auch durch Körners Auffassung, dass alle Menschen "in den Himmel kommen", also der Tod für niemanden endgültigen Charakter hat. Doch der Bibel zufolge rettet nur die Zugehörigkeit zu Jesus Christus (Römer 6,3-4). Körner begründet seine Auffassung mit einem "total liebenden Gott". Nun beschreibt die Bibel Gott tatsächlich als "Liebe", aber diese Liebe lässt dem Menschen eben auch die Freiheit, Gott abzulehnen. Mit seiner Auffassung unterbewertet Körner auch die Bedeutung des Kreuzesgeschehens – dass es ein echtes Heilsgeschehen ist, erwähnt er nicht.

Das Buch ist von seiner äußeren Aufmachung – kompakt mit einem flotten Schreibstil – gelungen. Das Anliegen Körners, Begriffe des Christentums zu erklären, muss unbedingt unterstützt werden. Die Weitergabe des Evangeliums sollte nicht an sprachlichen Unklarheiten scheitern. Trotz einzelner guter Abschnitte gibt das Buch entscheidende Inhalte des Christentums aber zu unpräzise wieder und ist deshalb nicht zu empfehlen. (pro)

Reinhard Körner, "Kirchisch für normale Menschen", St. Benno-Verlag, 112 Seiten, 6,50 Euro.

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen