Die Mörderin

Naomi Harvey ist eine herzliche Frau. Ihr Herz brennt für Jesus. Doch ihr Leben ändert sich radikal, als Naomi einen anderen Menschen umbringt. Damaris Kofmehl beschreibt in dem Buch „Die Mörderin“ die Geschichte einer Frau, die ihren Glauben nicht verliert und um Vergebung ringt. Eine Rezension von Johannes Weil
Von PRO
Wie eine überzeugte Christin zur Mörderin wird. Davon erzählt ein neues Buch, das bei SCM Hänssler erschienen ist

Naomi Harvey hat eine unbeschwerte Kindheit. Sie wächst in einem christlichen Elternhaus in den USA auf. Die junge Frau zweifelt nicht daran, dass es Gott gibt. Vor allem ihr älterer Bruder ist eine wichtige Bezugsperson für sie. Als dieser nach einem Kneipenbesuch ermordet wird, bekommt die heile Familienwelt Risse. Die Eltern leiden an Depressionen und Naomi gerät in eine zwielichtige Clique älterer Jugendlicher.

Ein Herz für Waisenkinder

Doch dann spricht Gott zu ihr, ganz persönlich. Sie nimmt diesen Ruf ernst und entscheidet sich dafür, Gott vollzeitlich zu dienen. Mit ihrer Freundin Eveline reist sie mit dem Wohnwagen quer durch das Land und erzählt Menschen von Jesus. Naomi kümmert sich um schwer traumarisierte Kinder und adoptiert selbst welche.
Naomi und Eveline werden in Montesano sesshaft und gründen eine eigene Gemeinde. Weil die Kleinstadt ein beliebter Drogenumschlagplatz ist, schaffen sie einen Ort, die Drogen-Reha, an dem Abhängige von der Liebe Gottes erfahren. Dagegen regt sich der Widerstand der örtlichen Behörden. Erst später merken beide, dass dahinter ein Drogenkartell steht.

Grenzen der Belastbarkeit

Mysteriöse Ereignisse in Naomis Umfeld häufen sich. Die Drogenmafia inszeniert einen Autounfall, bei dem sie sich schwer verletzt. Bei einem Wohnungsbrand verliert sie zwei ihrer mittlerweile fünf Adoptivkinder. Über Umwege erfährt sie, dass sie auf der Todesliste des Drogenkartells steht. Sie hadert mit Gott und seinen Plänen.
Trotzdem nimmt sie neue Herausforderungen an und adoptiert weitere Kinder. Das „Dream-Team“ mit Eveline zerbricht, als diese heiratet und wegzieht. Naomi stößt an ihre Grenzen und bezweifelt, ob sie alle ihre Aufgaben noch bewältigen kann. Sie erlebt zwar manches Wunder, merkt aber auch, dass sie funktionieren muss, „koste es, was es wolle“.
Als sie Freunde in Mexiko besucht, wird sie verhaftet und landet in einem mexikanischen Gefängnis, in dem 50 Gefangene mit einem Becher Wasser über die Runden kommen müssen. Mit Hilfe eines Rechtsanwalts kommt sie aus dem Gefängnis frei. Doch der Spießrutenlauf für die Familie geht weiter. An einem Tag schlagen die angestauten Gefühle wie eine Flutwelle über ihr zusammen. In einer Kurzschlussreaktion wird sie zur Mörderin. Die Person, die immer nur gegeben hatte, ist am Ende. „Alles, was mich zu einem Menschen machte, war mir genommen“, bilanziert sie.

17 Jahre Gefängnis

Das Gericht verurteilt sie zu 17 Jahren Gefängnis. Sie muss dort jeden Tag aufs Neue ringen, „mich nicht mehr über das zu definieren was ich getan hatte, sondern mich zu sehen, wie Gott mich sah“. Später wird ihr Fall wird noch einmal neu aufgerollt. Neben einem überraschenden Urteil ist am Ende sogar in den vielen persönlichen Verstrickungen noch Vergebung möglich.
Das Buch „Die Mörderin: Die Geschichte der Naomi Harvey“ ist spannend zu lesen. Obwohl es sich um eine wahre Begebenheit handelt, bleibt manchmal das Gefühl, dass die Autorin bei den Erlebnissen ein bisschen zu dick aufgetragen wird. Trotzdem bleibt es eine unterhaltsame und kurzweilige Lektüre, die für ein Taschenbuch allerdings sehr teuer ist. (pro)
Damaris Kofmehl, Die Mörderin: Die Geschichte der Naomi Harvey, SCM Hänssler, 15,95 Euro, ISBN 9783775155335

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