Ein Berliner Bezirksverband von Die Linke warnt vor dem Missionswerk „Zukunft für Dich e.V.“. Auf Plakaten wirft die Partei dem Werk vor, eine Sekte zu sein. Zu einer Diskussionsrunde über den Verein lud Die Linke die Betroffenen nicht ein.
Plakate wie dieses im Bild verbreitete Die Linke im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick
Seit wenigen Tagen hängen im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick Aushänge der ortsansässigen Partei Die Linke. Auf den Plakaten ist das Logo und die Internetseite des Missionswerks „Zukunft für Dich“ zu sehen. Darunter steht die Frage: „Christliche Kinder- und Jugendarbeit oder Werbung für eine Sekte?“
Mit diesem Aushang wirbt die Partei für eine Diskussionsrunde Anfang Dezember, bei der sie die ARD-Sendung „Mission unter falscher Flagge“ zeigen will. Anschließend will der Bezirksstadtrat für Jugend und öffentliche Ordnung, Gernot Klemm (Die Linke), zu genanntem Thema diskutieren. Mit wem, das geht aus dem Plakat nicht hervor. Beteiligte des christlichen Werkes haben keine Einladung erhalten.
Der Ortsvorsitzende von Die Linke Oberschöneweide, Olaf Liebig, sagte auf Anfrage von pro, Hetze könne er in dem Plakat nicht erkennen: „Ein TV-Beitrag der ARD hat sehr kritische Fragen aufgeworfen. Diese decken sich auch mit den uns zugetragenen Erfahrungsberichten.“ Die kritischen Fragen benannte Liebig nicht konkreter. Vor allem Eltern sollten informiert werden. „Jede und Jeder kann sich dann ein eigenes Bild machen.“ Und weiter erklärte er am späten Freitagnachmittag: „Natürlich kann sich auch ‚Zukunft für dich‘ an der Diskussion beteiligen.“
„Zumindest Betroffene anhören“
Der Leiter des Missionswerkes „Zukunft für Dich e.V.“, Jörg Kohlhepp, hatte zuvor zu pro gesagt: „Wir sind zu der Veranstaltung gar nicht eingeladen worden, was uns ein bisschen verwundert. Wenn es eine Diskussionsrunde gibt, müsste man zumindest die Betroffenen einladen, damit sie auch ihre Sicht der Dinge darlegen können.“ Das sei aber nicht geschehen. Auch habe Die Linke keine Erlaubnis, das Logo des Missionswerks zu verwenden. Am Montag wolle der Leiter bei der Partei nach den Beweggründen fragen: „Wir suchen das Gespräch. Was dabei herauskommt, das werden wir sehen“, fügte Kohlhepp an.
Das urheberrechtlich geschützte Logo ist nun der Grund, warum der Verein das Recht habe, die Plakate wieder abzunehmen und dies auch tue, erklärte Kohlhepp am Freitagnachmittag nach einer Beratung mit seinem Anwalt. Die Linke werde außerdem die postalische Aufforderung erhalten, alle angebrachten Plakate wieder abzunehmen.
Stadtrat Klemm hatte in der NDR-Dokumentation „Mission unter falscher Flagge“ bereits Kritik an dem Missionswerk geübt und ihm vorgeworfen, Kinder mit Süßigkeiten zu locken. Diesen Herbst habe Die Linke in dem Stadtteil zudem an einem Stand in der Nähe des Vereins vor dem Missionswerk gewarnt, sagt Kohlhepp. Gottesdienstbesucher seien angesprochen worden, sie sollten vorsichtig sein, denn das Werk sei eine Sekte. Dies berichtet Kohlhepp unter Berufung auf Aussagen der Gäste.
Seit Mitte der Woche hängen nun die Plakate im Bezirk, unter anderem auch im Kiez-Büro, einer Bürgerinformationsstelle. Kohlhepp wundert „ein bisschen, dass das so massiv gefahren wird, obwohl ich mit dem Stadtrat Klemm persönlich keinen Kontakt hatte und wir über die Linke auch nie in unserem Verein verkündigt haben. Wir hatten nie irgendeinen Konflikt“.
Das Missionswerk weist auf seiner Internetseite darauf hin, dass sowohl Sozialarbeit als auch die Vermittlung des christlichen Glaubens zwei wichtige Grundsätze ihres Vereins sind. Kohlhepp sagte in einer vorhergehenden Erklärung: „Die Kinder, sowie deren Eltern und auch am Rande der Gesellschaft stehende Menschen, kommen deshalb so gerne zu unserem Verein, weil sie sich dort wertgeschätzt und angenommen fühlen.“ (pro)
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