„Die Linke“ Chemnitz greift „ProChrist“ an

Die Partei "Die Linke" in Chemnitz hat der Evangelisationsveranstaltung "ProChrist" vorgeworfen, gegen das Grundgesetz der Bundesrepublik zu verstoßen. Weil die Veranstalter eine "missionarische Zielstellung" verfolgten, stellte die Fraktion eine Anfrage an den Stadtrat der Stadt Chemnitz.
Von PRO

„Die Linke“ verfasste den Antrag am 24. März mit den Worten: „Recherchen im Internet zeigen, dass es sich bei ‚Pro Christ‘ um eine Veranstaltung mit eindeutig missionarischer Zielstellung und mit Bezug auf Homosexualität um grundgesetzwidrige Positionen handelt.“ Deswegen wolle man von der Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig wissen, ob sie wirklich im Kuratorium für „ProChrist“ sein und ein „völlig unreflektiertes Grußwort“ veröffentlichen müsse.

Außerdem wolle man wissen, ob das Sponsoring von „ProChrist“ durch die kommunale Sparkasse und den Stadtwerken „mit den Aufgaben kommunaler Betriebe vereinbar“ sei und wie hoch die Spendenbeträge jeweils gewesen seien.

Die Evangelisationsveranstaltung „ProChrist“ findet seit dem 29. März bis zum 5. April in der Chemnitz Arena statt. Unter dem Motto „Zweifeln und Staunen“ ist es der größte Gottesdienst Europas, an dem sich rund 4.000 christliche Gemeinden beteiligen. Veranstalter sind der Verein ProChrist und die Deutsche Evangelische Allianz. Bei den ersten drei ProChrist-Abenden verfolgten rund 390.000 Menschen die Veranstaltungen europaweit. Zahlreiche Prominente unterstützen „ProChrist“, darunter der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit Frank-J. Weise, Heinz-Horst Deichmann, Inhaber der größten Schuhhandelskette in Europa, der ZDF-Moderator Peter Hahne, Golfprofi Bernhard Langer, Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff sowie Bundesminister a. D. Hans- Jochen Vogel.

Der Vorsitzende der Ratsfraktion „Die Linke“, Hubert Gintschel, warf den Veranstaltern von „ProChrist“ laut der „Freien Presse“ vor, Homosexualität als Sünde zu deklarieren und im Schulunterricht die Schöpfungslehre der Evolutionstheorie vorzuziehen. „Ich will den Glauben nicht mies machen“, sagte Gintschel. Aber bei „ProChrist“ handele es sich um eine Veranstaltung mit eindeutig grundgesetzwidrigen Positionen. Eine Gruppierung von Homosexuellen habe einen Stand bei „ProChrist“ aufstellen wollen, doch die Organisatoren der Evangelisation erlauben nur Stände von Gruppen, die „ProChrist“ unterstützen.

Antwort: „Jeder, der eine Überzeugung hat, betreibt Mission“

Die „ProChrist“-Organisatoren antworteten, dass sie durchaus einen missionarischen Anspruch hätten, was jedoch nichts Negatives sei. „Jeder, der eine Überzeugung hat, betreibt Mission“, sagte Jürgen Werth von der Evangelischen Allianz, und fügte hinzu: „Wir machen das ja nicht mit dem Holzhammer.“

Harald Lamprecht von der Landeskirche sagte: „Es ist legitim zu werben, für was man steht. Es darf nur nicht mit Zwang geschehen. Und ProChrist ist eine freiwillige Veranstaltung.“ Was das Thema Homosexualität angehe, gebe es sowohl bei ProChrist als auch bei der Evangelischen Allianz verschiedene Meinungen. „Sicher glaubt eine Mehrheit von uns, dass Homosexualität nicht dem Schöpfungsauftrag des Menschen entspricht. Aber deshalb grenzen wir Homosexuelle nicht aus“, so Werth. Auch zur Frage nach Schöpfung oder Evolution gebe es nicht die eine Meinung.

Stadtwerke und Sparkasse begründeten ihr Engagement laut der „Freien Presse“ vor allem mit der Breitenwirkung. Die Abendveranstaltung von „ProChrist“ wird in 17 Sprachen übersetzt und per Satellit zahlreiche Treffpunkte zwischen Frankreich und der Ukraine übertragen. Am Montagabend kamen während der Veranstaltung Spenden für Vereine in Chemnitz, Berlin, Sri Lanka, der Slowakischen Republik, Rumänien und der Ukraine in Höhe von rund 220.000 Euro zusammen. Chemnitz habe mit der europaweiten Übertragung Gelegenheit, sich international einem großen Publikum als moderne Stadt zu präsentieren, hieß es aus dem Rathaus. Zudem böten die Veranstaltungen die Möglichkeit, Standpunkte zu diskutieren.

Baake: „SED-Nachfolger wissen, wie man Gruppen ausgrenzt“

Der Beauftragte der Evangelischen Allianz beim Deutschen Bundestag, Wolfgang Baake, kritisierte die Vorwürfe der Partei „Die Linke“ als „Skandal und einen Treppenwitz der Geschichte“. Die Partei sei aus der SED, der ehemaligen Staatspartei der DDR, hervorgegangen, erinnerte Baake und fügte hinzu, es sei es ein Schlag ins Gesicht jedes ehemaligen DDR-Bürgers, der 40 Jahre unter Beeinträchtigungen und Benachteiligungen durch das SED-Regime gelitten habe, wenn jetzt die SED-Nachfolger dem Verein „ProChrist“, zu dem auch ehemalige Regime-Kritiker der Wende gehören, „Missachtung des Grundgesetzes“ vorwerfen. Baake wörtlich: „Wer stand denn in der ersten Reihe des Widerstandes gegen das DDR-Unrechtsregime? Doch nicht die SED-Parteikader, sondern engagierte Christen.“ Der Allianz-Beauftragte dankte der Chemnitzer-Oberbürgermeisterin ausdrücklich, dass Sie sich bereit erklärt hat, im Kuratorium von ProChrist mitzuarbeiten. Da sei bisher eine gute Tradition in den ProChrist-Städten gewesen, die die Chemnitzer Oberbürgermeisterin fortgesetzt habe.

Eine Redakteurin der „Freien Presse“ schrieb in einem Kommentar zu den Vorwürfen: „Es ist gut, Motive von Gruppen, ob religiöser oder politischer Art, zu hinterfragen.“ Gleichzeitig sehe sie es jedoch angesichts der vielen unterschiedlichen kirchlichen Gruppen als „glaubwürdig“ an, dass bei „ProChrist“ nicht nur eine einzige Meinung propagiert werde, so auch beim Thema Homosexualität. „Für wen Kirchen suspekt sind, kann sie kritisieren.“ Bei ProChrist handele es sich jedoch offensichtlich nicht um einen „sektenartigen Auswuchs“, daher sei es verständlich, dass sowohl die Chemnitzer Bürgermeisterin, als auch örtliche Firmen die Veranstaltung unterstützten. (PRO)

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