Die Kraft des Gebets

Einigen dient ihre Religion als ethischer Kompass, viele sehen darin eine Hilfe, um im Betrieb Entscheidungen zu treffen. Wie ist es, wenn erfolgreiche Unternehmer Christen sind und was unterscheidet sie von "normalen" Geschäftsleuten? Der Berliner "Tagesspiegel" hat einige von ihnen, darunter auch den Verleger Norman Rentrop, portraitiert.
Von PRO

Ein anderer ist Michael Keppel: Der "Tagesspiegel" beschreibt den 46-jährigen Katholiken als fast schüchtern. Sein Beruf dagegen ist knallhart: Als Manager und Geschäftsführer auf Zeit hat er die Aufgabe, Unternehmen zu sanieren und dabei auch unangenehme Entscheidungen zu treffen. Zum Glauben fand der promovierte Betriebswirt erst während seines Studiums.

Religion ist mehr als Ethik

Der Glaube nimmt einen wichtigen Platz in Keppels Leben ein, einige seiner wichtigsten Geschäftsprinzipien erklärt er aber ganz rational: "Nachhaltig sind Problemlösungen nur, wenn alle Beteiligten einigermaßen damit leben können", sagt er. "Kündigungen sind der allerletzte Schritt. Sie zerstören die Unternehmenskultur, die man beim Wiederaufbau braucht."

Trotzdem betet Keppel oft, vor allem vor schwierigen Entscheidungen. "Ich bete auch für die Mitarbeiter, die von harten Entscheidungen betroffen sind", zitiert ihn der "Tagesspiegel". Beten heiße für ihn Reflexion, sich klar werden über sich selbst und die Intuition für die Situation und für die beteiligten Personen zu schärfen.

Alle sind Sünder und auf Gottes Gnade angewiesen

Für Norman Rentrop war die Bibel in einem Hotelzimmer der Startpunkt, sich mit dem christlichen Glauben auseinander zu setzen. Zudem begeisterte den Verleger der amerikanische Prediger Billy Graham. Heute engagiert sich Rentrop im Kuratorium der Bewegung ProChrist, in dem sich auch Unternehmer wie Heinz-Horst Deichmann, Alexander Graf zu Castell-Castell und Friedhelm Loh, der Präsident des Elektronikverbands ZVEI, finden.

Rentrop redet gerne über seinen Glauben: "Ich kann Gott dienen, indem ich Brötchen backe, als Chauffeur arbeite oder eben als Verleger", ist er sich sicher. Als solcher verfolge er die Devise von Warren Buffet: Ein Unternehmer soll seine Aufgabe lieben, nicht das Geld. Während er eine gute Bezahlung für wichtig hält, nimmt er nicht für sich in Anspruch, seine Mitarbeiter besonders "christlich" zu behandeln: "Wir sind doch ohnehin alle Sünder und auf Gottes Gnade angewiesen." Trotzdem legen die meisten Unternehmer Wert auf "eine persönliche, familiäre Atmosphäre im Betrieb, versuchen Kündigungen zu vermeiden, auch älteren Arbeitnehmern eine Chance zu geben, Unternehmensziele langfristig zu definieren".

Der Blick nach oben

Eher zurückhaltend mit ihrem Glauben ist Renate Pilz. Ihr Unternehmen stellt elektronische Sicherungssysteme in mehreren europäischen Ländern her und verkauft sie weltweit. Auch sie betet häufig vor geschäftlichen Entscheidungen: "Das öffnet mich für andere Wahrheiten, für die Standpunkte anderer Menschen." Auf die Frage, ob er dereinst für sein Engagement auf Erden belohnt werde, antwortet der Sanierer Keppel ganz entspannt und mit einem Blick nach oben: "Keine Ahnung, das überlasse ich dem da." (pro)

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