Der Kirche geht es finanziell so gut wie lange nicht mehr. Aber die Gläubigen müssen darben, weil Stellen gekürzt werden. Immer mehr Kirchengemeinden suchen nach Alternativen.
Bleiben ab 2017 viele Kanzeln in den Kirchen leer? Ob der Kirchgang zum Luxus wird, fragt sich die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
Laut Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung nimmt die evangelische Kirche fünf Milliarden Euro an Kirchensteuern ein, und damit fünf Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Trotz zahlreicher Kirchenaustritte steigen die Einnahmen, weil die Kirchensteuer an die Einkommenssteuer gekoppelt ist. Weil beispielsweise einer Kirchengemeinde in Bad Homburg aufgrund ihrer 2.500 Schäfchen nur noch ein Pfarrer zusteht, hat die Gemeinde reagiert, um die halbe Stelle ihrer Pfarrerin zu finanzieren. Dies ist kein Einzelfall.
„Rasante Fehlentwicklung“
Kirchenvorstandsmitglied Hoimar von Ditfurth sieht darin eine „rasante Fehlentwicklung“, weil die Kirche nah bei den Menschen und in den Gemeinden präsent sein müsse. Deswegen hätten die Gläubigen alle Kräfte mobilisiert, um die Pfarrerin zu halten. Wegfallende Stellen können häufig nur jene Gemeinden ersetzen, deren Mitglieder über üppige Gehälter verfügen. Der Artikel der FAS-Redakteurin Corinna Budras nennt noch das Beispiel einer Berliner Kirchengemeinde. Sie vermietet ihren Kirchplatz für Stände, die Andenken verkaufen, und finanziert sich so eine halbe Pfarrstelle.
Wenn Pfarrer am Sonntag über Dutzende Dörfer zum Gottesdienst tingeln müssten, schaffe sich Kirche ab und finde „keinen Zugang zu den Menschen“, findet Ditfuhrt. Dieses Modell sei wenig für die Zukunft geeignet. Die Kirchenleitung sieht sich zu den Schritten gezwungen, weil es um Anpassung von Strukturen gehe. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) stecke drei Viertel ihrer Einnahmen in das Personal und werde von der steigenden Pensionslast schon fast erdrückt. Die Kirchenaustritte erschwerten zusätzlich eine sinnvolle und nachhaltige Planung.
„An allen Ecken und Enden gebraucht“
Hinzu komme, dass die Pfarrer nicht mehr nur in ihren Gemeinden, sondern darüber hinaus auch im Krankenhaus, im Altenheim oder in der Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt würden. Problematisch werde die Situation für die Kirchen zwischen 2017 und 2025. Dann gingen fast zwei Drittel der Pfarrer in Ruhestand und es kämen wenige nach. Dass in der Vergangenheit Fehler gemacht wurden, sieht auch Heinz Thomas Striegler, Finanzdezernent der EKHN, so. Vor 30 Jahren habe die damals finanziell üppig ausgestattet Kirche massenweise Pfarrer eingestellt, während es Ende der neunziger Jahre darum ging, der Pfarrerschwemme Einhalt zu gebieten.
Aus Sicht von Kirchenvorsteher Hoimar von Ditfurth habe die Kirche die Pfarrer „viel zu lange in die Flucht geschlagen“. Für die Pfarrerin in Bad Homburg ergebe sich die Perspektive, dass sie spätestens 2017 an allen Ecken und Enden gebraucht werde. (pro)
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