Rund 100 Millionen Christen werden weltweit aufgrund ihres Glaubens verfolgt. Seit 1991 gibt "Open Doors" eine Liste der 50 Länder heraus, in denen der Glaube am meisten kostet. Am stärksten wurden Christen zwischen November 2008 und 2009 demnach in Nordkorea bedroht. Obwohl der schlechte Gesundheitszustand des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong das Regime geschwächt hat, leidet die Bevölkerung nach wie vor unter Repressionen. "Christen droht Gefängnis, Arbeitslager oder die Hinrichtung. Es wurden schreckliche Folterarten gegen verhaftete Christen angewandt. Auch ihre Familien sind regelmäßig von diesen Repressalien betroffen. Trotz dieser menschenverachtenden Lebensumstände wächst die christliche Gemeinde im Untergrund", gibt "Open Doors" an.
Al-Qaida in Mauretanien aktiv
Auch wenn sich die Reihenfolge der Staaten leicht verschoben hat, die zehn größten Verfolger bekennender Christen sind weitgehend dieselben geblieben: Auf Platz zwei folgt Iran, dann Saudi-Arabien, Somalia, Malediven, Afghanistan und der Jemen. Noch vor Laos und Usbekistan führt "Open Doors" in diesem Jahr allerdings Mauretanien auf Platz acht des Indexes auf. Für Christen habe sich die Lage dort deutlich verschlechtert. "Im Juni 2009 wurde ein Christ, der als Entwicklungshelfer im Land arbeitete, ermordet. Für die Ermordung erklärte sich die Al-Qaida im Maghreb (AQIM) verantwortlich, eine terroristische Gruppe algerischen Ursprungs, die sich vor Kurzem mit Al-Qaida zusammengetan und ihren Aktivitätsbereich auf den gesamten Norden von Afrika ausgeweitet hat", berichtet "Open Doors".
35 mauretanische Christen seien im Juli 2009 festgenommen und gefoltert worden, heißt es: "Eine Gruppe von 150 südlich der Sahara lebenden Christen wurde im August 2009 für zwei Tage verhaftet. Sie hatten eine eigene kirchliche Versammlung abgehalten, was nur ein paar katholischen und protestantischen Kirchen erlaubt ist." Laut mauretanischer Verfassung ist das Land islamischen Republik. Das Gesetz verbiete es, nicht-islamisches religiöses Material zu drucken, einzuführen, zu verteilen und Muslimen das Evangelium zu verkünden.
Aufstände in Vietnam
Verschlechtert habe sich die Lage für Christen besonders in Vietnam, Aserbaidschan, Tadschikistan, der Türkei, Tunesien und Kirgisistan. In Vietnam etwa sei es zu größeren Konfrontationen zwischen Christen und der Regierung gekommen, nachdem letztere Kircheneigentum beschlagnahmt habe. Viele Christen seien bei Demonstrationen verprügelt und festgenommen, etliche Kirchen und Klöster abgerissen worden. Die staatlichen Medien stellten Christen zudem negativ dar.
Verbessert habe sich die Lage hingegen in Saudi Arabien, Algerien, Indien, Kuba, Jordanien, Sri Lanka und Indonesien. Auswärtige Regierungen hatten etwa das repressive Vorgehen gegen Gläubige in Algerien verurteilt. Dem und der negativen internationalen Berichterstattung habe sich die algerische Regierung gebeugt. Auf der anderen Seite habe der Minister für religiöse Angelegenheiten Evangelisten mit terroristischen Salafisten verglichen und sie als Gefahr für das Land bezeichnet. "Open Doors" vermutet, dass die Regierung dennoch nicht vor habe, die Religionsfreiheit für Christen langfristig zu verbessern.
Für den jährlichen Weltverfolgungsindex befragt "Open Doors" einheimische Mitarbeiter, Pastoren und Kirchenleiter vor Ort oder Experten. Die Platzierung eines Landes ergibt sich aus der Zahl bekannter Übergriffe auf Christen und der den Berichten entnommenen grundsätzlichen Religionsfreiheit in einem Land. Bei der Bestimmung der Religionsfreiheit werden der rechtliche Status von Christen, staatliche Reglementierungen und die tatsächliche Situation der im Land Lebenden berücksichtigt. (pro)