Die Gabe des Bloggens

Jesus kann man auch im Internet treffen. Diese Erfahrung machte die 27-jährige Mandy, genannt "Jesus Punk". Nach einer harten Kindheit auf der Straße erlebte sie im Netz, dass Gott frei machen kann. Nun ist sie dort selbst aktiv als Bloggerin unterwegs und hilft Menschen, die einsam zu Hause vor dem Computer hocken und sonst nur schwer zu erreichen wären.
Von PRO

Mandy bloggt über ihren Glauben, ehrlich und ohne theologische Hintergedanken. Was sie mit Jesus erlebt, schildert sie ebenso offen wie persönliche Ängste und Fragen. Häufig findet sie genial einfache Bilder, die jeder sofort versteht. Kein Wunder, dass ihr Blog mit dem Namen "Gekreuz(siegt)" innerhalb von nur zwei Jahren Zugriffszahlen von über 700 Nutzern täglich erreicht hat. Sie schreibt von Gott als "Big Daddy" und vom Teufel als "alte Stinkebacke". Und immer hat man das Gefühl, dass hier jemand weiß, wovon er redet: So ermutigend ist man nur, wenn man das Leben selbst kennen gelernt hat, auch in seinen etwas dunkleren Ecken.

"Hör doch ufff mit der Schweinerei!!!" setzt sie als Überschrift, wo es um den von Dämonen besessenen Mann geht, den Jesus befreit hat. "Auch in Dir steckt ein Schwein! Mindestens eins!" Frau Punk, wie sie sich auch nennt, führt aus: "Wenn Du Jesus Dein(e) Schwein(e) nicht in den See jagen lässt, dann kann er nicht 100 Prozent durch Dich wirken." In einem anderen Blogeintrag vergleicht sie das Leben mit dem Gewinn eines Preisausschreibens. Nur dass es jeden Morgen 86.400 Euro aufs Konto gibt. "Was würdest Du tun? Also, ich glaube die meisten würden versuchen jeden Cent davon auszugeben. Und weißt Du was? Eigentlich ist dieses Spiel Realität. Jeder hat so eine Bank. Es ist die Zeit! Jeden Morgen, wenn Du aufwachst, gibt es 86.400 Sekunden Zeit zum Leben geschenkt, und wenn Du am Abend einschläfst, wird Dir die übrige Zeit nicht gut geschrieben." Manchmal lässt sie sich für ihre Blogartikel von christlicher Literatur inspirieren. Was es aber heißt, auf einmal nur noch wenige Sekunden auf dem Konto des Lebens zu haben, hat Mandy am eigenen Leib erfahren, als vor vier Jahren ein schlimmer Gehirntumor bei ihr diagnostiziert wurde.

Voriges Jahr bekam "Jesus Punk" ganz offiziell den Titel "Internet-Missionar" verliehen. Das christliche Weblog "Cafe in meiner Strasse" (www.inmeinerstrasse.de) schrieb diesen Titel und ein damit verbundenes monatliches "Blogger-Gehalt" aus. Eine fünfköpfige Jury entschied sich für "Gekreuz(siegt)", und so begann für Mandy im September die Mission: Bloggen im Auftrag des Herrn. Und zwar täglich, drei Monate lang. Außerdem hat Mandy Flyer drucken lassen, die auf ihr evangelistisches Weblog aufmerksam machen. Vor allem Facebook hat sie viele neue Leser zu verdanken. Dort haben sich mittlerweile über 2.500 "Freunde" eingefunden.

Außerdem verschickt sie jeden Tag an ihre Blog-Leser "Seelenfutter", einen Newsletter mit Bibelvers und Bild. Zur Fußball-WM konnten die Leser Tipps abgeben; Wer gewann, bekam eine Bibel geschenkt. "So kamen viele Leute dazu, die von Gott nichts wussten." Ein Forum gibt es auf www.gekreuzsiegt.de ebenso wie einen Chat, der immer und für jeden geöffnet ist. Dienstags und donnerstags lädt "Jesus Punk" zu einem bestimmten Thema ein. Hauskreis online quasi. Am Sonntagabend ist im Blog die "Pray Station". Wer will, kann für sich beten lassen, oder anderen Gebete anbieten. Manchmal sind nur vier Leute anwesend, manchmal sind es ein Dutzend.

Mittlerweile dreht Mandy auch kurze Videos. Ebenso wie ihre Texte ohne viel Tamtam, aus der Hüfte, in der Küche, und genauso herzlich. Die Botschaft trifft ins Herz, vielleicht gerade weil sie so simpel und ehrlich ist. In einem YouTube-Spot zeigt sie einen Löffel Öl. Dann Mehl, Butter, ein rohes Ei. Alles Dinge, die man einzeln nicht besonders gern runterschlucken möchte. "Einzelne Dinge im Leben sind oft ziemlich eklig, und wir haben gar keine Lust drauf. Aber am Ende stellt sich heraus, dass Gott auf diese Weise unser Leben wie einen leckeren Kuchen gebacken hat. Vieles erleben wir, damit wir zu den Menschen werden, die er haben möchte." In anderen Videos hat sie Menschen gebeten, ihren Lieblingspsalm aus der Bibel vorzulesen, natürlich aus der punk-gerechten "Volxbibel" von "Jesus Freaks"-Gründer Martin Dreyer. "Public Psalming" nennt Mandy das, und es haben schon viele Hundert Menschen bei Youtube reingeklickt.

Von der Drogensucht zu "Big Daddy"


Mandy ist gebürtig aus Dresden. Mit 13 haute sie von zu Hause ab und lebte als Punk auf der Straße. Alkohol und Drogen wie LSD, Speed und Koks waren ihr Alltag. Auch dämonische Horror-Trips sind ihr nicht unbekannt. Wenn sie aufwachte, zitterte sie und musste sofort Drogen nehmen. Aus der Freiheit ohne Eltern und Lehrer war ein Gefängnis der Sucht geworden. Im März 1999 beschloss sie, sich mit einer Überdosis Heroin umzubringen. Auf einer öffentlichen Toilette rammte sie sich die Nadel in den Arm. Plötzlich wurde sie ganz ruhig und hörte Musik und eine Stimme, die ihr klarmachte, dass es jemanden gibt, der sie liebt und ihr vergibt. Sie merkte, dass das Heroin an ihrem Arm herunterlief, denn sie hatte die Vene nicht getroffen, sondern das Gift nur unter die Haut gespritzt. Sie sagte: "Gott, wenn es dich gibt, hol mich hier raus." Sie ging in eine Drogentherapie und wurde frei von der Sucht, da war sie 16 Jahre alt.

Mit 22 zog sie nach Mannheim. Ziemlich vereinsamt, trieb sie sich viel im Internet herum. In einem Chat traf sie dann eine Frau, die ihr sagte: "Ich gehe mit Jesus." Das machte sie völlig perplex. Von Jesus dachte sie bisher immer, er sei der Sohn von Adam und Eva. Religionsunterricht hatte sie nie besucht. Als Mandy 2005 mit dieser Frau telefonierte, übergab sie ihr Leben noch am Telefon Jesus. Von da an wusste sie, dass sie geborgen ist bei "Big Daddy", und dass "gekreuzigt" eben auch "gesiegt" heißt.

Vor vier Jahren stellten Ärzte einen Tumor in Mandys Gehirn fest, so groß wie ein Ei. Da sich die Zyste an der Hauptschlagader befand, konnte sie nicht operiert werden. Der Arzt gab Mandy noch sechs Monate. Eine Zeit voll Bangen und Beten folgte. Doch im Hauskreis kam ihr der Spruch in den Sinn: "Du wirst nicht sterben, sondern die Taten des Herrn verkündigen." Dabei hatte sie diesen Vers noch nie vorher gehört. "Aber jemand zeigte mir, wo er in der Bibel steht, in Psalm 118,17." Kurz darauf schenkte ihr ein Freund einen alten PC. "Wenn ich die Taten des Herrn verkündigen sollte, dann war der sicher nicht für Ballerspiele gedacht. Und da habe ich den Blog aufgemacht."

"Gottes Tippse"


Vor etwa zwei Jahren stellten die Ärzte fest, dass sich der Tumor geteilt hatte und bestrahlt werden konnte. Sie hatte den Tumor tatsächlich besiegt. Heute leidet sie noch unter den Folgen, etwa an einer leichten halbseitigen Lähmung oder an epileptischen Anfällen, sogar einen Schlaganfall hat sie hinter sich. Drei Hirnhautentzündungen hatte sie in ihrem Leben. 2009 heiratete sie. Nun will sie ihre bewegende Geschichte in einem Buch erzählen. Es soll im März 2012 unter dem Titel "Jesus Punk" im Ullstein-Verlag erscheinen.

Mandy weiß, was Leiden ist. Sie weiß aber auch, dass es Hoffnung auf Erlösung gibt. Beides hat sie selbst durchlebt. Kein Wunder, dass ihr Weblog besonders Menschen anzieht, die in einer schweren Lebenskrise stecken oder ernstere Probleme haben. "Was mache ich jetzt", fragen manche und überfordern oft genug die 27-Jährige. Wenn sie merkt, dass ein bloßer E-Mail-Austausch nicht mehr weiterhilft, schickt sie manchen auch zu einem Therapeuten. Sie hat zudem ein SOS-Team von vier Leuten eingerichtet, das ihr Arbeit abnimmt. Allein zu Weihnachten gingen 500 E-Mails ein, und darunter waren nicht nur Weihnachtsgrüße. Mandy macht ihren Lesern klar: "Ich habe die Wahrheit nicht für mich gepachtet. Jeder Mensch ist anders, und jeder Ausweg ist verschieden. Wenn Du missbraucht wurdest und noch heute darunter leidest, dann solltest Du Dir Hilfe bei einem Psychologen oder Seelsorger suchen. Mit ein paar Blogartikeln lesen ist es nicht getan!"

Aus eigener Erfahrung weiß sie: Übers Internet erreicht man sehr gut Menschen, die einsam sind und Trost suchen. Sie beschreibt dies als einen Kreislauf: "Wenn man wenig Freunde hat, geht man ins Internet. Und je mehr Zeit man dort verbringt, desto weniger Zeit ist man draußen. Auch die sozialen Netzwerke fangen viele auf. Das Internet bietet auf jeden Fall eine Möglichkeit, diese Menschen mit der Botschaft von Jesus zu erreichen."

"Kennst Du diese Gabentests?", fragte Mandy jüngst in einem Blogeintrag. "Ich bin sicher, dass Gott jedem Menschen besondere Begabungen mit auf den Weg gibt und es gut ist, diese auch zu gebrauchen. Doch weißte was wichtig ist? Pass auf, dass Du Dich nicht nur um Deine Fähigkeiten drehst und dadrauf konzentrierst. Denn so setzt Du Gott ratz fatz Grenzen, für das was er in Deinem Leben tun kann. Du darfst Dich nicht selbst in eine Schublade stopfen, so nach dem Motto: ‚Dafür bin ich begabt…. dazu habe ich kein Talent und gelernt hab‘ ich es auch nicht!‘ Das ist Mist sowas. Big Daddy nutzt ganz oft auch ‚unausgebildete und durchschnittliche‘ Menschen dazu, die Welt zu verändern." Das sagt jemand, der es wissen muss. Wenn sie wieder gesund ist, will Mandy wieder einen "normalen Job" annehmen. Doch im Moment hat sie das Gefühl, genau das zu machen, was Gott von ihr will. Für sie steht fest: "Ich bin Gottes Tippse." (pro)

Dieses Porträt und weitere Beiträge lesen Sie in der soeben erschienenen aktuellen Ausgabe des Christlichen Medienmagazins pro, die unter 06441/915-151 oder info@kep.de kostenlos angefordert werden kann.

http://www.gekreuzsiegt.de/
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