Die Evolutionstheorie, unser Untergang

Wer an die Evolutionstheorie glaubt, stößt irgendwann unweigerlich auf Widersprüche zum Glauben. Diese These vertritt der bekannte amerikanische Kreationist Ken Ham in seinem Buch "The Lie: Evolution", das nun auch auf Deutsch erschienen ist. Die Evolutionstheorie ist die Wurzel vielen Übels in der Welt, ist Ham überzeugt.
Von PRO
Ken Ham ist einer der bekanntesten Vertreter des so genannten "Junge-Erde-Kreationismus", nach dem die Erde ziemlich genau so entstand, wie es in 1. Mose 1 steht. Ham ist Präsident der christlichen Organisation "Answers in Genesis USA", die Kritik an der gängigen Evolutionstheorie äußert. Im Mai 2007 eröffnete sie das "Creation Museum" in Kentucky, das die Entstehung der Erde aus biblischer Sicht erklärt und als glaubhaft darstellt, und das bereits über eine Millionen Menschen besucht haben.

Hams Buch "The Lie: Evolution" (auf Deutsch: "Evolution – Die große Täuschung") erschien im englischen Original bereits 1987. Nun hat es der christliche Verein "Impact", der sich auf christliche Jugendarbeit spezialisiert hat, auf Deutsch herausgegeben. "In prophetischer Weise warnt die Bibel davor, dass in der Endzeit Irrlehrer mit zerstörerischen Lügengebilden auftreten werden", schreibt der Verein zum Buch. "Solch eine Irrlehre ist unter uns – die große Täuschung der Evolution."

Gegen das Glaubenssystem Evolutionstheorie

Ham hat seinem Buch bewusst einen evangelistischen Ansatz zugrunde gelegt. Auch wenn sein Buch wenig naturwissenschaftliche Argumente anführt, ist es das Ziel des Autors, nicht nur, Kritik an der Evolutionstheorie zu äußern, sondern auch, den Weg zum Glauben aufzuzeigen. Das mag legitim sein, birgt aber die Gefahr, der strengen Prüfung einer naturwissenschaftlichen Kritik nicht standzuhalten. Und Evolution ist nun einmal ein naturwissenschaftliches Thema.

"Die Evolution besitzt mitnichten eine wissenschaftliche Grundlage, sie ist ein Glaubenssystem aus der Vergangenheit", erklärt Ham. "All die Fossilien, die wir finden, all die lebenden Tiere, alle Pflanzen, unser Planet, das Universum – alles existiert in der Gegenwart." Und niemand war bei der Entstehung des Lebens dabei, merkt Ham an.

Ein Argument gegen Atheisten lautet: Selbst wenn sie offensichtlichen Beweisen ins Augen sehen müssten, selbst wenn etwa die Überreste der Arche Noah in der Türkei gefunden werden würden, würden sie dennoch an ihrem Nichtglauben festhalten. Somit sei auch der Atheismus ein Glaubenssystem, das durch keinerlei Fakten erschüttert werden könne, so Ham. Für Gläubige ist die Schöpfung der Beweis für den Schöpfer; für den Nichtgläubigen ist sie der Beweis für dessen Nichtexistenz.

Den "Grund des Problems" sieht der Autor in der Konsequenz, welche jeweils aus den beiden Weltanschauungen gezogen werden müssten. "Die Evolutionstheorie berechtigt die Menschen, sich eigene Regeln zu geben." Damit begehe der Mensch aber dieselbe Sünde wie Adam: Rebellion gegen Gott und seine Gebote. Wenn es keinen Schöpfer gebe, sei der Mensch auch kein Geschöpf, sondern gebe sich selbst die Regeln. "Die Öffentlichkeit wurde wahrhaft verführt zu denken, einerseits handele es sich bei der Evolutionstheorie allein um Wissenschaft, während der Glaube an Gott allein den Bereich des Religiösen umfasst." Dabei ist für Ham klar: Es gibt keine Beweise für die Evolutionstheorie. Säkular geprägte Evolutionisten seien indes geradezu gezwungen, an sie zu glauben, da sonst ihr gesamtes Weltbild einstürzte. Sie sind Gläubige, weil sie nicht an Gott glauben wollen.

Auf diesem gott-losen Weltbild aufbauend lebte der Mensch ohne ein Fundament, und ohne moralischen Kompass, führt Ham im Buch aus. Wer nicht Jesus als Fundament seines Lebens habe, dessen Leben breche irgendwann ein, während ein Leben auf Basis des Glaubens nicht nur Sinn mache, sondern standhalte. Statt Gesetzlosigkeit, Homosexualität, Pornographie und Abtreibung durch Evolution habe man durch einen Schöpfungsglauben Gesetze, Ehe, Maßstäbe und einen Sinn im Leben, fasst Ham zusammen. Ebenso könne man den Nationalsozialismus und einen Raubfisch-Kapitalismus auf einen Glauben an die Evolutionstheorie zurückführen. Auch der Tod erhält durch die zwei unterschiedlichen Betrachtungsweisen völlig konträre Bedeutungen: "Anhänger der Evolutionstheorie führen an, Kampf und Tod habe zur menschlichen Existenz geführt", so Ham. "Die Bibel sagt, dass die Rebellion des Menschen den Tod brachte." Auch ein Leben nach dem Tod, das "ewige Leben", das Jesus brachte, mache evolutionär betrachtet keinen Sinn, so Ham.

Skepsis aus naturwissenschaftlicher Sicht

Der Geschäftsführer der Studiengemeinschaft "Wort und Wissen", Reinhard Junker, gab gegenüber dem Christlichen Medienmagazin pro zu verstehen, dass er das Buch zwar nicht gelesen habe, wohl aber mit anderen Werken von Ken Ham vertraut sei, etwa mit "Fragen an den Anfang". Diese gäben ihm Anlass zur Skepsis, da Junkers Ansicht nach Ham oftmals vereinfache und sich aus komplexen Datenfeldern nur für ihn passende Daten heraussuche. "Ken Ham tendiert dazu, selektiv Daten herauszugreifen und, statt eine tiefergehende wissenschaftlichen Analyse zu betreiben, eher zu verwirren", sagte Junker gegenüber pro. Der Theologe und Lehrer für  Biologie und Mathematik gibt zu bedenken, dass Hams Buch, das unter dem Titel "The Lie – Evolution" (Die Lüge – Evolution) erschienen war, über 20 Jahre alt ist. "Seit dem hat sich in der Wissenschaft viel getan." Außerdem kritisiert er, dass im Titel der Originalausgabe das Wort "Lüge" vorkomme. "Lüge geschieht immer absichtlich. Hier stellt sich die Frage: Wer hat gelogen? Wenn ich mein Gegenüber der Lüge bezichtige, ist das ein schwerer Vorwurf, und ich kann daraufhin keinen fairen Austausch von Meinungen erwarten." Die Studiengemeinschaft "Wort und Wissen" werde selbst regelmäßig mit diesem Vorwurf der Lüge konfrontiert, und davor könne man sich nur schützen, indem man sich stets an streng wissenschaftliche Grundvoraussetzungen halte. Junker fügte hinzu: "Niemand täuscht bewusst. Gerade beim Thema Evolution oder Kreation stützt sich jeder auf eine gewisse Weltanschauung. Und es ist sehr emotional aufgeladen, da ist es nicht hilfreich, den anderen als Lügner zu titulieren." Den evangelistischen Ansatz in Hams Buch begrüßt der Geschäftsführer der christlichen Organisation aber durchaus. (pro)


Ken Ham: "Evolution – Die große Täuschung"
Impact e.V. (Februar 2011)
ISBN 978-3-9811774-3-5
6,95 Euro
http://www.impactev.de
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