Die Erfolgsgeschichte des Pastoren-Sohns

Er ist ein gutes Beispiel dafür, wie Integration gelingen kann: Der ehemalige Asylsuchende und Sohn eines Pastors, Victor Moses, hat bei Chelsea London Fuß gefasst und dem Verein zum Aufschwung verholfen. Gemeinsam mit dem Dynastie-Erben Marcos Alonso schreibt er gerade die Erfolgsgeschichte des Londoner Clubs mit.
Von Johannes Blöcher-Weil
Seit der Pastorensohn Victor Moses in der Startauswahl von Chelsea London steht, läuft es für den Verein

Chelsea London steht gerade an der Spitze der englischen Premier League. Danach sah es zu Beginn der Saison nicht wirklich aus. Das Starensemble hat 16 der letzten 19 Partien gewonnen. Beträchtlichen Anteil daran haben der Sohn eines nigerianischen Pastors Austin Moses und Marcos Alonso.

Die Biographien der beiden Sportler könnten unterschiedlicher kaum sein. Moses wuchs in Nigeria auf, wo sein Vater Prediger einer lokalen christlichen Kirche war. Die Eltern wurden Opfer eines religiös-motivierten Attentats und Victor mit elf Jahren Vollwaise. Um für die Zukunft des Jungen zu sorgen, schickte ihn ein Onkel nach England.

Ein Weg voller Ungewissheiten

Sein heute kongenialer Partner Marcos Alonso steht in der Tradition einer erfolgreichen Fußballer-Familie. Vater Marcos Alonso Pena und Großvater Marcos Alonso Imaz waren Nationalspieler und holten zahlreiche Titel mit dem Barcelona beziehungsweise Real Madrid. Alonsos Weg schien klar, der von Moses voller Ungewissheiten.

Er kam bei einer Gastfamilie in London unter und wurde britischer Staatsbürger. Der Londoner Traditionsverein Crystal Palace entdeckte die Talente des Jungen. Er bekam einen Platz in der Jugendakademie des Vereins und holte die ersten Titel. Sein erstes Pflichtspiel bei den Herren absolvierte er bereits mit 16 Jahren. Moses unterschrieb 2012 seinen ersten Profi-Vertrag bei Chrystal Palace.

Mit der U17-Mannschaft Englands wurde er 2007 Vize-Europameister und gemeinsam mit Toni Kroos Torschützenkönig. Nach seinem Wechsel zu Chelsea wurde er zunächst zu anderen Vereinen ausgeliehen. Alonsos durchlief sämtliche Jugendmannschaften Real Madrid. Danach wechselte er nach England. Schlagzeilen machte er durch eine alkoholisierte Autofahrt, bei der seine Mitfahrerin starb.

Nach dem schwachen Saisonauftakt holte Trainer Antonio Conte beide in die Startaufstellung. Dass es seitdem läuft – Chelsea hat 16 der letzten 19 Spiele gewonnen – liegt auch an den beiden Spielern, die kaum ungleicher sein könnten. Der Vollwaise aus Nigeria und der Enkel der spanischen Fußballer-Dynastie standen seitdem in Spiel in der Startelf. Vielleicht dürfen sie bald gemeinsam den Meistertitel feiern, aber bis dahin ist es noch etwas hin. (pro)

Von: jw

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