Die englische Volks-Bibel

Die Zeitschrift "National Geographic" befasst sich in der Titelgeschichte der aktuellen Ausgabe mit der berühmten King-James-Bibel. Anlass ist das 400-jährige Jubiläum der englischen Bibelübersetzung. Ähnlich wie die Luther-Bibel hierzulande prägte sie Sprache und Gedankenwelt der anglophonen Welt.
Von PRO

Die amerikanische Zeitung "New York Times" sieht in ihr eines der größten Meisterwerke englischer Prosa. Zu ihrem 400-jährigen Jubiläum wurde eigens ein Gottesdienst in der Londoner Westminster Abbey veranstaltet: Über die Bedeutung der King-James-Bibel für die englischsprachigen Welt bestehen keine Zweifel. "National Geographic" widmet ihr nun einen Artikel, der einen guten Überblick über Bedeutung und Geschichte des wirkmächtigen Werks bietet.

Der Autor des Artikels, Adam Nicolson, ist mehrfach ausgezeichneter Buchautor aus England. In seinen Werken befasste er sich unter anderem mit Aspekten der Geschichte Englands, wie etwa die Schlacht von Trafalgar. Auch über die King-James-Bibel hat Nicolson bereits ein Buch veröffentlicht, das 2003 herauskam und 2011 unter dem Titel "When God Spoke English: The Making of the King James Bible" ("Als Gott englisch sprach: Die Entstehung der King-James-Bibel") neu aufgelegt wurde.

Der Artikel in "National Geographic" illustriert anhand konkreter Beispiele die Bedeutung der Bibelübersetzung auf verschiedenen Kontinenten. Damit trägt er der weiten Verbreitung der King-James-Bibel Rechnung. So kommt ein ehemaliger professioneller Bullen-Reiter aus dem amerikanischen Bundesstaat New Mexico zu Wort, der nun mit der King-James-Bibel in der Hand Bibelstunden vor Cowboys hält. In gleicher Weise erfährt der Leser etwas über die Wirkung dieser Bibel auf strenggläubige Presbyter in Schottland und auf die Religionsbewegung "Rastafari" in Jamaika. Auch auf Klassiker der englischsprachigen Literatur hat die Bibelübersetzung gewirkt, etwa auf Herman Melvilles Roman "Moby Dick".

Die Beispiele für den Einfluss verknüpft der Artikel mit der Geschichte der Übersetzung. Unter dem englischen König James I. nahm sie vor 400 Jahren ihren Anfang. Der Artikel beschreibt den Anlass für die neue Bibelübersetzung und thematisiert auch die – mitunter witzigen – Fehlübersetzungen der ersten Ausgaben. In den korrigierten Versionen fand sie dann Zuspruch in der Bevölkerung. Ihre sprachliche Macht wirkte aber nicht nur im positiven Sinn: Sklavenhalter bedienten sich des Textes und begründeten mit ihm die Unterdrückung der Sklaven.

Gemäß dem Anspruch einer Zeitschrift wie "National Geographic" ergänzen hochwertige Bilder von Jim Richardson den Artikel. Ihm sind außerdem Infographiken über die Wirkung der verschiedenen Bibelübersetzungen aufeinander beigefügt. Eine Übersicht listet die wichtigsten Redewendungen auf, die von der King-James-Bibel Eingang in die englische Sprache gefunden haben, wie etwa "To every thing there is a season" ("Alles hat seine Zeit") aus Prediger 3,1. (pro)

"Das Buch des Königs", in: National Geographic, Dezember 2011, 5 Euro.

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