Die Internet-Adressverwaltung ICANN hat nach eigenen Angaben seit Januar dieses Jahres 1.930 Bewerbungen für neue Endungen, sogenannte Top-Level-Domains (TLD), entgegengenommen. Sie erwartet die "größte Erweiterung in der Geschichte des Internet-Adresssystems". Das "neue Zeitalter der Online-Innovation" erschließe neue Geschäftsmöglichkeiten und neue Wege, um Gemeinschaften miteinander zu verknüpfen, meint Rod Beckstrom, Präsident und Geschäftsführer von ICANN.
Unter den Endungen finden sich auch einige mit religiösem Bezug, wie ".bible", ".faith", ".christmas", ".kosher", ".yoga", ".mormon" oder ".islam". Zum Teil konkurrieren religiöse Organisationen mit neutralen Internetverwaltungs-Firmen. Können sich konkurrierende Bewerber nicht einigen, wird die Domain versteigert. Die Katholische Kirche indes bemüht sich um ".catholic" gleich vierfach – in lateinischen, kyrillischen, arabischen und chinesischen Zeichen.
Den erfolgreichen Bewerbern gehört gewissermaßen ein Teil des Internets. Sie können Adressen mit den erworbenen Endungen erstellen, diese selbst verwenden oder an Dritte weitergeben. Die Vergabe der Rechte von TLDs ist mit hohen Kosten verbunden. Allein eine Bewerbung kostet etwa 150.000 Euro, wobei ein Erfolg nicht garantiert ist. Die ICANN hat bereits 352 Millionen Dollar an Bewerbungsgebühren eingenommen. Auch die Verwaltung einer Domain ist ein teures Unterfangen.
Eine Domain für Kirchen und Gemeinden
Die amerikanische Großkirche "Life Covenant Church" hat sich um die Endung ".church" beworben. Das Ziel sei es zum einen, eine Domain zu haben, die sich leicht schreiben und merken ließe, begründet die Kirche den Schritt in der "Christian Post". Außerdem sei für Internetnutzer leichter ersichtlich, ob Netzseiten zu einer Kirche oder einer Gemeinde gehörten. Mit der Erweiterung gebe es zudem wieder Möglichkeiten für Namen, die durch Endungen wie ".org" bereits belegt seien.
"Wenn Menschen nach Antworten suchen, gehen sie meist zuerst ins Internet. Glaubensangelegenheiten nachzugehen ist keine Ausnahme, und viele kommen besuchen erst den Internetauftritt einer Kirche, bevor sie in die Kirche selbst gehen", sagt Bobby Gruenewald, Entwicklungsleiter bei "Life Covenant". "Es gibt unzählige Beispiele, wie Kirchen Technologie kreativ nutzen, um ihren Dienst auszubauen. Die ‚.church‘-Erweiterung ist ein weiterer Weg, wie die Kirche Menschen im digitalen Zeitalter treffen kann."
Gruenewald betonte, "Life Covenant" gehe es nicht darum, von der Kontrolle der Domain zu profitieren. Die Endung sei für alle Denominationen und Organisationen gleich welchen Glaubens offen. Adressen würde das Gemeindewerk zu einem vernünftigen Preis an den jeweiligen Erstinteressenten vergeben. (pro)