Das Tagungsgebäude des Dresdner Maritim-Hotels wirkt wie ein Schiff. Direkt vor dem Fenster fließt die Elbe, die Etagen vor dem großen Saal erinnern an Decks. Für vier Tage liegt hier tatsächlich ein altehrwürdiges Schiff vor Anker: Die EKD-Synode, das Parlament der Evangelischen Kirche in Deutschland. Auf Initiative der Jugend haben sich die Synodalen ein spannendes Thema vorgenommen: „Die Kommunikation des Evangeliums in der digitalen Gesellschaft“.
Doch wer sich von der Tagung konkrete Ergebnisse erhofft hatte, wurde enttäuscht. Zwar hatten die Verantwortlichen renommierte Redner aus der Forschung eingeladen. Der praktische Theologe Christian Grethlein hielt einen theologisch geschliffenen Vortrag, dem man ohne Manuskript aber kaum folgen konnte. Die von der Bundesregierung zur „Internetbotschafterin“ berufene Internetexpertin Gesche Joost glänzte mit interessanten Einsichten und Innovationen, wagte aber nur sehr zaghaft den Brückenschlag zur Kirche. Die Medienwissenschaftlerin Caja Thimm nannte zwar einige Beispiele – fast ausschließlich aus dem katholischen Raum – bezog sich in ihrem Vortrag jedoch auf teils jahrealte Zahlen und Fakten.
Konkrete Beispiele erfolgreicher kirchlicher Internetarbeit fehlten fast komplett. Dabei gibt es sie durchaus, wie die Synodalen ihrem gedruckten Lesebuch entnehmen konnten, das sie zur Vorbereitung erhalten hatten. So aber ging es in den Vorträgen vor allem um die gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen, die sich durch die Digitalisierung der Gesellschaft ergeben. Die Internetbotschafterin Joost wünschte sich von der EKD Beiträge zu Fragen wie: „Was sind die Grenzen der Nutzung von Daten? Wie definieren wir unsere Privatsphäre heute? Welche gemeinsamen Werte tragen uns in der vernetzten Gemeinschaft?“ Fragen, die bei einer Bundestagsfraktion genauso gut aufgehoben gewesen wären.