Die EKD-Synode hat am Montag über die Herausforderungen des digitalen Wandels diskutiert. Viel Konkretes ist dabei nicht herausgekommen. Ein Kommentar von Nicolai Franz
Von Nicolai Franz
10. November 2014
Foto: pro
Ist die Synode das richtige Forum, um über digitale Kommunikation zu diskutieren?
Das Tagungsgebäude des Dresdner Maritim-Hotels wirkt wie ein Schiff. Direkt vor dem Fenster fließt die Elbe, die Etagen vor dem großen Saal erinnern an Decks. Für vier Tage liegt hier tatsächlich ein altehrwürdiges Schiff vor Anker: Die EKD-Synode, das Parlament der Evangelischen Kirche in Deutschland. Auf Initiative der Jugend haben sich die Synodalen ein spannendes Thema vorgenommen: „Die Kommunikation des Evangeliums in der digitalen Gesellschaft“.
Doch wer sich von der Tagung konkrete Ergebnisse erhofft hatte, wurde enttäuscht. Zwar hatten die Verantwortlichen renommierte Redner aus der Forschung eingeladen. Der praktische Theologe Christian Grethlein hielt einen theologisch geschliffenen Vortrag, dem man ohne Manuskript aber kaum folgen konnte. Die von der Bundesregierung zur „Internetbotschafterin“ berufene Internetexpertin Gesche Joost glänzte mit interessanten Einsichten und Innovationen, wagte aber nur sehr zaghaft den Brückenschlag zur Kirche. Die Medienwissenschaftlerin Caja Thimm nannte zwar einige Beispiele – fast ausschließlich aus dem katholischen Raum – bezog sich in ihrem Vortrag jedoch auf teils jahrealte Zahlen und Fakten.
Konkrete Beispiele erfolgreicher kirchlicher Internetarbeit fehlten fast komplett. Dabei gibt es sie durchaus, wie die Synodalen ihrem gedruckten Lesebuch entnehmen konnten, das sie zur Vorbereitung erhalten hatten. So aber ging es in den Vorträgen vor allem um die gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen, die sich durch die Digitalisierung der Gesellschaft ergeben. Die Internetbotschafterin Joost wünschte sich von der EKD Beiträge zu Fragen wie: „Was sind die Grenzen der Nutzung von Daten? Wie definieren wir unsere Privatsphäre heute? Welche gemeinsamen Werte tragen uns in der vernetzten Gemeinschaft?“ Fragen, die bei einer Bundestagsfraktion genauso gut aufgehoben gewesen wären.
Nicht jeder Kirchenleiter muss Online-Experte sein
Für die Kirche ergibt sich vor allem die Chance, jüngere Menschen mit dem Evangelium zu erreichen, für die soziale Medien so normal sind wie für die Synodalen die Aktenordner auf den Tischen. Am Sonntagabend hatte Mike Corsa von der Arbeitsgemeinschaft Evangelische Jugend (aej) betont, wie wichtig die Jugendarbeit für die Kirche sein muss – und dass es ein großes Potenzial gibt. Sein Vortrag schrumpfte allerdings zu einem zehnminütigen Vorträgchen, weil die Aussprachen zu Fragen der Kirchenverwaltung zu viel Zeit in Anspruch genommen hatten.
Immerhin ist es erfreulich, dass die EKD sich des digitalen Wandels annimmt. Eine Synode ist aber vielleicht nicht das richtige Forum für dieses Anliegen. Nicht jeder Kirchenleiter jeden Alters muss sich in sozialen Medien auskennen. Viel wichtiger sind effiziente Strukturen vor Ort. Mit motivierten Mitarbeitern, die sich gerne darum kümmern, dass die Botschaft der Kirche auch die erreicht, die sich vor allem im Netz bewegen.
Das Internet verändert sich so schnell wie der Lauf eines reißenden Flusses. Ständig gibt es neue Stromschnellen. Man weiß nie, was einen an der nächsten Biegung erwartet. In solchen Gewässern sollte man sich mit Kajaks bewegen, nicht mit großen Schiffen. (pro)
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.
Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.
Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell
Cookie-Zustimmung verwalten
Um dir ein optimales Erlebnis zu bieten, verwenden wir Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn du diesen Technologien zustimmst, können wir Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn du deine Zustimmung nicht erteilst oder zurückziehst, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt werden.
Funktional
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Externe Inhalte / Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.