Die Ego-Familie

Co-Eltern wollen Kinder, aber keinen Liebes- oder gar Lebenspartner. Das Kind wird so zum Objekt der Bedürfnisbefriedigung, der Co-Eltern-Partner das Mittel zum Zweck. Das ist egoistisch. Ein Kommentar von Jonathan Steinert
Von PRO
Beim Co-Parenting finden sich zwei Erwachsene zusammen, um ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Ein Liebespaar wollen sie nicht werden
Was ist gut für Kinder? Co-Eltern scheinen sich dabei recht sicher zu sein. Männer und Frauen mit Kinderwunsch, heterosexuelle wie homosexuelle, verpartnern sich für eine gemeinsame Elternschaft, aber darüber hinaus läuft zwischen ihnen nichts. Sie sind kein Liebespaar, sondern platonische Freunde. Das sei das Beste für das Kind, zumindest besser als eine anonyme Samenspende oder Leihmutter. Denn beim Co-Parenting wisse das Kind immerhin, wer seine Eltern sind, und wachse mit ihnen auf. Das Kind stehe ganz im Mittelpunkt einer solchen Beziehung, da sich die Eltern das Kind ja wünschten. Aber genau das ist der kritische Punkt: Das Kind ist das Produkt eines Bedürfnisses, das zwei Erwachsene unabhängig voneinander haben. Es ist nicht das Resultat von Liebe zwischen zwei Menschen, die ihr Leben dauerhaft miteinander teilen und Zukunft gestalten möchten. „Bin ich als der Mensch erwünscht, der ich bin, oder nur, weil ich dem Glück meiner Eltern diene?“, muss sich das Kind fragen. Wenn zu den Co-Eltern, die vielleicht nicht einmal im selben Haushalt leben, noch wechselnde Lebensgefährten und Co-Eltern von Halb-Geschwistern dazukommen, ist die Konfusion perfekt: Wo gehört das Kind hin? Wer ist noch Teil der Familie? Ganz abgesehen von juristischen Fragen der Fürsorgepflicht und des Sorgerechts. Wie soll ein Kind in solchen Konstellationen tragfähige Vertrauensbeziehungen aufbauen? Wenn sich die Eltern nicht lieben und keine Paarbeziehung haben, kann das Kind auch schwerer lernen, was Partnerschaft bedeutet, was es heißt, sich dauerhaft einem anderen Menschen anzuvertrauen und Bindungen einzugehen.

Auf Trennung angelegt

Eine Co-Parenting-Familie sieht so ähnlich aus wie eine Scheidungsfamilie – nur dass die Eltern eine Partnerschaft gar nicht erst versucht haben. Wer eine Familie von vornherein auf einer getrennten Elternbeziehung aufbaut, muss sich den Vorwurf der Lieblosigkeit gefallen lassen. Denn es ist auch ein Zeichen der Liebe gegenüber dem Kind, dass sich die Eltern gegenseitig lieben und verbindlich zueinander stehen – in guten wie in schlechten Tagen. Es gibt Gründe dafür, dass Ehen und Partnerschaften scheitern, aber das ist etwas anderes, als von vornherein ohne diese verbindliche Beziehung zu planen. Wenn das Verhältnis der Eltern keine auf Dauer angelegte Paarbeziehung ist, kann diese Familie auch keine langfristige Stabilität gewährleisten, die über mehrere Generationen hinweg reicht. Beziehungen werden in der kleinsten gesellschaftlichen Zelle beliebig. Die Familie wird so zu einem Spielplatz der individuellen Lebensentwürfe, frei nach dem Motto: Nach mir die Sintflut. Oder die große Verwirrung. Das zerbröselt die gesamte Gesellschaft. Denn wie Menschen das Zusammenleben in der Familie erleben, prägt sie auch für das Zusammenleben außerhalb davon.Es ist schön, wenn Erwachsene Kinder bekommen möchten. Und es ist traurig, dass viele keine bekommen können. Aber Kinder zu bekommen, um die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen ohne deren Bedürfnisse berücksichtigen zu wollen, ist egoistisch. (pro)Dieser Text ist in der aktuellen Ausgabe des Christlichen Medienmagazins pro erschienen. Bestellen Sie es kostenlos unter der Telefonnummer 06441/915151, via E-Mail an info@pro-medienmagazin.de oder online.
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