Die Deutschen wollen Kinder – nach wie vor

Die Zahl der Familien ist seit 1991 drastisch zurückgegangen. Dennoch entscheidet sich immer noch die große Mehrheit der Deutschen für Kinder. Woher kommt der Familienschwund? Das Statistische Bundesamt hat eine Erklärung.
Von Nicolai Franz
Elternschaft ist in Deutschland weiterhin der Normalfall

In Deutschland leben deutlich weniger Familien in einem Haushalt als noch vor einem Vierteljahrhundert. Das geht aus Zahlen des Mikrozensus hervor, die das Statistische Bundesamt am Mittwoch veröffentlicht hat.

Demnach ist die Zahl der „Lebensformen mit Kindern“ zwischen 1991 und 2016 von 13,6 Millionen auf 11,6 Millionen gesunken. Darunter fallen alle Haushalte, in denen mindestens ein lediges Kind lebt. Nicht berücksichtigt wurden also Familien, bei denen die Kinder das Elternhaus schon verlassen haben. Gleichzeitig stieg die Anzahl der „Lebensformen ohne Kinder“ – von 22,4 auf 30,4 Millionen.

Deutsche werden immer später Eltern

Sind Kinder also nicht mehr erwünscht? Sind gar Karrieredruck und gesellschaftliche Rollenbilder der Grund für den Rückgang? Tim Hochgürtel vom Statistischen Bundesamt warnt vor allzu schnellen Schlussfolgerungen. „Dies bedeutet aber keinesfalls einen generellen Abschied von der Elternschaft.“

Der Familienschwund könnte einen simplen Grund haben: Sowohl Frauen als auch Männer werden immer später Eltern. Waren Ende der 1990er noch 29,5 Prozent der 25-jährigen Frauen bereits Mutter, war es 15 Jahre später mit 19,9 Prozent nur noch knapp ein Fünftel.

Besser vergleichbar sind Werte um das 40. Lebensjahr. In diesem Alter haben die meisten Frauen bereits mindestens ein Kind geboren, das zudem immer noch zusammen mit den Eltern im Haushalt lebt. Hier gibt es zwischen den unterschiedlichen Geburtenjahrgängen zwar Unterschiede: 1991 waren um die 80 Prozent der 40-jährigen Frauen Eltern, 2016 waren es aber nur wenige Prozentpunkte weniger. Nach wie vor ist es also für den überwiegenden Teil der Deutschen normal, Kinder zu haben – zumindest irgendwann.

Nur wenige Schlüsse lässt die Statistik über die jüngeren Jahrgänge ab 1980 zu – schließlich haben sie das besonders aussagekräftige 40. Lebensjahr noch nicht erreicht. Klar ist nur, dass sich diese Jahrgänge immer später für Kinder entscheiden.

Insgesamt ist die Geburtenrate in den vergangenen Jahren gestiegen. 2015 waren es 1,5 Kinder pro Frau. Über die Ursachen für den Anstieg sind sich die Forscher noch nicht sicher.

von: Nicolai Franz

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