Die „Cheerleader des Dschihad“

Eine 16-jährige Schülerin aus Konstanz ist nach Syrien gereist, um sich aktiv am Dschihad zu beteiligen. Das berichtete die Zeitung Die Welt am Freitag. Sie habe dort nach eigenen Angaben geheiratet. Der Verfassungsschutz sieht in solchen „Dschihad-Ehen“ einen besorgniserregenden Trend.
Von PRO
Immer mehr Frauen mit deutschem Pass reisen nach Syrien, um Dschihadisten zu heiraten und sie zu unterstützen. Das Bild stammt von einem Youtube-Video über eine junge Frau, die aus London nach Syrien gegangen ist
Der Dschihad, der „Heilige Krieg“, ist keine reine Männerangelegenheit mehr. Immer mehr muslimische Frauen reisen aus Deutschland nach Syrien in den Dschihad, um dort einen islamistischen Kämpfer zu heiraten und Witwe eines Märtyrers zu werden, beobachtet der Verfassungsschutz. So auch die Schülerin aus Konstanz: Die Tochter einer Deutschen und eines Algeriers verschwand im Herbst vergangenen Jahres, ihre Eltern meldeten sie als vermisst. Von Stuttgart aus soll sie mit einer gefälschten Vollmacht ihrer Eltern in die Türkei geflogen sein. Von da aus reiste sie offenbar weiter nach Syrien. Wie die Nachrichtenagentur dpa mitteilte, sei die ehemalige Gymnasiastin nach eigenen Facebook-Angaben seit Anfang Januar verheiratet und arbeite bei „Allah“. Frauen würden für die islamistischen Kämpfer immer wichtiger, stellten Islam-Experten und Verfassungsschutz fest: „Innerhalb der radikalislamischen Szene übernehmen Frauen zunehmend wichtige Aufgaben, insbesondere im Bereich von Propaganda, Spendensammlung, Logistik und Vernetzung. Sie orientieren sich dabei nicht selten an weiblichen Vorbildern der frühislamischen Zeit“, schreibt die Welt. Islamistische Frauen würden sich dabei in einer Unterstützer-Rolle sehen und hätten „radikalisierenden Einfluss“ auf die Männer. „Sie sind quasi die Cheerleader des Dschihad“, zitiert die Welt einen Verfassungsschützer. In sozialen Netzwerken im Internet, auf anonymen Blogs und Foren seien Frauen besonders aktiv und kommunizierten mit den Männern „auf Augenhöhe“. In Facebook und islamischen Foren hätten sich deutschsprachige Frauengruppen gebildet. Dort werde „intensiv“ über die Rolle von Musliminnen, über Auswanderung und den Dschihad diskutiert, schreibt die Welt. Männer, die bei Kämpfen ums Leben gekommen sind, würden als Helden verehrt. Islamistinnen, die allein und – in der Sprache von Verfassungsschützern – „mit eigener dschihadistischer Motivation“ nach Syrien ziehen, berichten auf Blogs von ihrem neuen Leben. Als „kitschige Dschihad-Romantik, gezielt adressiert an die daheimgebliebenen Glaubensschwestern“, beschreibt das der Welt-Artikel. „Die Vorstellung eines idealen muslimischen Lebens unter der Herrschaft der Scharia, wirkt auf viele Islamistinnen anziehend.“ Im Internet gebe es dafür Partner-Börsen, in denen Frauen nach einem „heiratswilligen Dschihad-Kämpfer“ suchten, um ihren Lebensentwurf zu verwirklichen. Diese sogenannten „Dschihad-Ehen“ werden auch über Facebook geschlossen, gibt die Welt die Beobachtung des Inlandsgeheimdienstes wieder.

Anschlagsziel Deutschland?

Sicherheitsbehörden sehen solche Ehen zwischen Frauen mit deutschem Pass und Islamisten, die selber keinen Bezug zur Bundesrepublik haben, mit Sorge. Denn damit dürfe auch der Ehepartner nach Deutschland einreisen. Das Land könne so zum „Rückzugs- oder Ruheraum“ für Islamisten oder auch zu einem Anschlagsziel werden, heißt es in einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). „Ein immer größer werdendes Problem besteht durch radikalisierte und kampferprobte Syrienrückkehrer. Wir haben zu etwa einem Dutzend dieser Personen Erkenntnisse, dass sie sich aktiv am bewaffneten Kampf in Syrien beteiligt haben“, zitiert die FAZ den Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen. Damit nehme die Gefahr terroristischer Handlungen seiner Ansicht nach in Deutschland zu. Bisher seien rund 300 Dschihadisten von Deutschland nach Syrien gereist. Zehn Prozent davon seien Konvertiten, die anderen seien deutsche Staatsbürger oder Ausländer mit Aufenthaltstiteln. Die meisten – 38 Prozent – hätten einen arabischen Hintergrund, 22 Prozent seien türkischer Herkunft. Auch Menschen, deren Wurzeln auf dem Balkan, hier vor allem in Bosnien, und in Afghanistan liegen, seien darunter. Die meisten Dschihadisten, die Deutschland verlassen, seien sehr jung: 40 Prozent seien unter 25 Jahren, darunter auch einige Minderjährige. Sie kommen vorwiegend aus den Regionen Hamburg, Berlin, Nürnberg, Frankfurt und Nordrhein-Westfalen. Dass Frauen allein nach Syrien in den Dschihad ziehen, sei nach Informationen aus Sicherheitskreisen „relativ neu“. Ihr Anteil wird mit sieben Prozent, das sind rund 20 Frauen, als signifikant eingeschätzt. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/detailansicht/aktuell/salafist-sven-lau-festgenommen/
https://www.pro-medienmagazin.de/nachrichten/detailansicht/aktuell/deutsche-islamisten-an-emchristenmord-in-syrienem-beteiligt/
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/detailansicht/aktuell/angst-vor-dem-emdschihad-tourismusem/
http://www.welt.de/politik/deutschland/article125275769/Der-Traum-deutscher-Maedchen-von-der-Dschihad-Ehe.html
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