„Die CDU ist keine Kirche

Unionsfraktionschef Volker Kauder findet die Debatte um das konservative Profil seiner Partei müßig. Weder habe die CDU das C für sich gepachtet, noch sei sie eine konservative Partei, sagte er am Dienstag in Berlin. Kauder sprach auch über sein Verhältnis zu den Evangelikalen und seinen eigenen Glauben.

Von PRO

"Wir sind keine konservative Partei", sagte Kauder im Gespräch mit dem Historiker Paul Nolte. Die Evangelische Akademie zu Berlin hatte den Spitzenpolitiker im Rahmen der Gesprächsreihe "Politik als Berufung" eingeladen. Kauder erklärte, die CDU sei weder eine Kirche, noch mache sie christliche Politik – sie berufe sich lediglich auf das christliche Menschenbild. Daher seien Debatten darüber, ob die Partei noch konservativ genug sei, "nicht gut". Für ihn selbst habe das Wort Gottes aber nicht nur eine politische, sondern auch eine "Lebensdimension".

"Beeindruckt" von der Evangelischen Allianz

Schon seine protestantische Mutter habe ihn dazu angehalten regelmäßig den Gottesdienst besuchen. Über die Jahre habe er sich nicht nur selbst als "sündig und erlösungsbedürftig" erkannt, sondern ihm sei gerade die lutherische Botschaft von "Freiheit und Verantwortung" wichtig geworden, sagte Kauder. Glaubenskraft habe er auch bei den Evangelikalen gefunden. Es sei "schon beeindruckend", dass die Evangelische Allianz es schaffe, Tausende bekennende Gläubige bei Veranstaltungen zusammenzubringen. Es gelte, diese "Glaubenskraft" sehr Ernst zu nehmen, und er sei froh, daran teilhaben zu können.

Seiner Landeskirche warf Kauder "einseitige Politisierung" vor. Oft habe er in der Vergangenheit das Gefühl gehabt, die Frage der Atomenergie wiege dort schwerer, als die Suche nach Jesus Christus. Beeindruckt zeigte er sich hingegen von Papst Benedikt XVI. Bei einer Privataudienz vor drei Jahren habe er ihn als "weisen, klugen, gütigen Mann" kennengelernt, sagte Kauder und rief zu einem stärkeren Engagement für die Ökumene auf: "Einheit der Christen wäre ein Segen", sagte er. Gerade in Zeiten des weltweit erstarkenden Islam.

Mehr Respekt für Abtreibungsgegner

So wünscht sich der CDU-Politiker auch, dass Christen bei Fragen des Lebensschutzes zu einer einheitlichen Position finden. "Leben darf nicht verzweckt werden", sagte er mit Bezug auf die Entscheidung zur Präimplantationsdiagnostik im Deutschen Bundestag. Weiter erklärte er: "Ich kann nicht erkennen, dass ein Segen darauf liegt, Embryonen als Ersatzteillager zu benutzen." Kauder forderte außerdem mehr öffentlichen Respekt für Abtreibungsgegner.

Seiner Kirche warf Kauder vor, sich zu lange nicht um das Wohl der Christen weltweit gekümmert zu haben. "Dort, wo Menschen ihren Glauben nicht frei leben dürfen, gibt es keine Freiheit", erklärte er. Dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan würde er gerne Folgendes sagen: "Achten Sie doch mal darauf, dass hier, in diesem Land, jede Religionsgruppe ihre Gotteshäuser bauen darf", und weiter: "Das erwarte ich auch in Ihrem Land!" Mit Blick auf die Umbrüche in der arabischen Welt und die anstehenden Wahlen in Ägypten zeigte sich Kauder besorgt. "Der arabische Frühling könnte für die Christen zu einer Eiszeit werden." (pro)

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