Abrahams Zelt, die Stiftshütte, das Letzte Abendmahl oder Jesus am Kreuz – alles komplett in Lego-Bausteinen. Der 54-jährige Jürgen Schmid bietet Komplett-Sets der Bausteine zu biblischen Geschichten an. Schmidt selbst spricht lieber allgemein von „Klemmbausteinen“, denn die eigentlichen Originale der Firma Lego verwendet er kaum, hauptsächlich geht es um alternative Hersteller, die kompatible Steine anbieten. Das ist einerseits preislich etwas entspannter, andererseits ist das Angebot noch vielfältiger. Sollte auch dieses Kontingent für seine Zwecke nicht ausreichen, stellt Schmid auch schon mal selbst Steine her oder lässt sie herstellen.
Einzelne Figuren sind auf Schmids Webseite erhältlich, wie etwa Jesus, „Der gute Hirte“, ein Pharisäer oder Josua. Aber auch ganze Häuser mit dazugehörenden Szenen gibt es, eine Synagoge etwa, das Zelt Abrahams, die Stiftshütte der Israeliten, oder einen Altar, wie ihn die Juden im Tempel verwendet haben, mitsamt Siebenarmigem Leuchter, Räucherschale und den Schaubroten. Die Bauanleitungen gibt es inklusive.
Auch Golgatha mit den drei Kreuzen gehört zum Angebot. Das leere Grab wiederum besteht aus einer Höhle – graue Klemmbausteine stehen für klobige Felsbrocken. Und wie vieles bei Schmids Szenen ist das Grab bespielbar: Eine Klappe hinten erlaubt es, eine Figur hineinzulegen. Ein runder Grabstein vorne lässt sich wegschieben. Das Abendmahlset erinnert entfernt an eine kleine Puppenstube, das Geschirr für jeden einzelnen der 13 Sitzplätze kann aufgestellt werden. Eine einzelne Figur koste bei ihm im Durchschnitt etwa sieben Euro, sagt Schmidt. Bausätze wie die Stiftshütte oder die Synagoge bis zu 50 Euro.
Schmid macht sich auf die Suche nach passenden Steinchen. Wird er weder beim Original-Lego noch bei Alternativherstellern fündig, macht er sich manchmal an die Produktion neuer Teile, mitsamt den Aufdrucken. „Kopfbedeckungen müssen wir oft selbst herstellen“, sagt Schmid gegenüber PRO. Ebenso Tiere wie den Esel. „Denn aus dieser Epoche gibt es sehr wenig an kaufbaren Spielsteinen.“
Historische Szenen begreifbar machen
Schmid, der verheiratet ist und zwei Söhne hat, ist im eigentlichen Beruf Gemeindereferent in einer EFG in Wendelstein südlich von Nürnberg. Das aber nur in Teilzeit, daher bleibt genug Zeit für seine anderen Projekte übrig. Zurückzuführen ist das Lego-Bibel-Angebot auf Schmids Sohn. „Vor etwa acht Jahren habe ich mit ihm einmal abends am Bett gebetet, und auf einmal meinte er: ‚Ich habe den Eindruck, Gott möchte, dass wir draußen vorm Haus einen Schaukasten mit biblischen Lego-Szenen aufstellen sollen.‘“ Schmid probierte es einfach aus.
Mit hinein spielte ein anderes Projekt Schmids. Vor vier Jahren begründete er nämlich eine Ausstellung über den historischen Jesus von Nazareth. Seine Jesus-Ausstellung mit rund 200 Exponaten soll eigentlich touren und den Menschen die faszinierende Person aus der Bibel näherbringen. Derzeit stockt das Projekt, auch aus Zeitgründen. Das „Popup-Museum“, wie Schmid es nennt, enthält Bilder, Repliken und Artefakte aus jener Zeit, etwa Papyrus-Schriftstücke und Münzen. Auch Kindern wollte Schmid interessante Ausstellungsstücke bieten, und so kam es zu Lego-Szenen in der Ausstellung. Immer wieder fragten Besucher, ob man die Lego-Bibel-Szenen irgendwo kaufen könne. Daraufhin begann Schmid mit dem Zusammenstellen und Vertreiben der Sets.
Viele Kindergottesdienste arbeiten mit seinen Figuren, berichtet Schmid. Gerne werden seine Sets auch als Geschenke für Konfirmanden oder Pfarrer erworben. „Ich habe eine Kundin in England, die kauft alles, was ich habe. Auch in den USA gibt es solche Kunden.“ Immer beliebter werden zudem „Lego-Tage“ auch im christlichen Bereich, sagt Schmid. Dann laden Gemeinden für ein Wochenende Eltern mit ihren Kindern ein, mit vielen Lego-Bausteinen zu spielen, und ganz nebenbei kann man die Arbeit der Gemeinde und den Glauben vermitteln.
Schmid selbst wuchs in einem katholischen Elternhaus auf. Doch erst im Erwachsenenalter las er irgendwann einmal selbst die Bibel und wurde ganz neu von einem Glauben an Jesus erfasst. Nach diesem Bekehrungserlebnis wechselte er in eine Freikirche. „Mich fasziniert, dass Jesus heute noch genauso real erfahrbar ist, wie in der Apostelgeschichte beschrieben“, sagt Schmid.
Auch zwei Bücher hat Schmid mittlerweile herausgebracht, die wie in einem Comic mit Fotos der Lego-Szenen die biblischen Geschichten kinder- und jugendgerecht nacherzählen, das Alte Testament und die Geschichten von Jesus. Dafür trumpfte Schmidt alle Kreativität auf, die man mit Lego-Bausteinen erreichen kann. Von den halbnackten Adam und Eva über Samson, dem die Haare abgeschnitten werden, bis hin zur Kreuzigung findet sich in den Büchern fast alles aus der Bibel – gepresst in Lego-Form und abfotografiert.
Die Zielgruppe seiner Klemmbausteine seien gar nicht so sehr Kinder, sagt Schmidt. Eigentlich kämen die Bibel-Lego-Szenen vor allem bei Erwachsenen an. Das Zusammenbauen erfordert tatsächlich etwas mehr Geschick und Geduld. „Es schafft eine ganz andere Aufmerksamkeit, auch bei Predigten“, sagt Schmid. „Das geht uns ja allen so: Sobald man etwas anschaulich vor sich hat, behält man eine Botschaft gleich viel besser.“
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