Die Bibel ist brutal. Das Fernsehen nicht?

"Die Bibel enthält so viel Gewalt, deshalb ist es ein abscheuliches Buch." Ist Ihnen dieser Vorwurf auch schon begegnet? In Diskussionen, in Weblogs oder in Büchern von Atheisten setzt sich diese Ansicht immer mehr fest. Wie viele von ihnen mögen bereits selbst in der Bibel gelesen haben? Eine Schweizer Gruppe von "Freidenkern" will die Bibel nun erst ab 16 erlauben.
Von PRO

Argument Nummer eins lautet meistens: Alle Religionen propagieren Gewalt, oder aber sie haben zumindest zu Gewaltanwendung in der Geschichte geführt. Argument zwei lautet: In der Bibel steht etwas von Gewalt drin, deswegen lehne ich dieses Buch ab. Letzteres Argument wird besonders im Zuge eines "neuen Atheismus" ausgeweitet zu Absolutheitsaussagen wie "Die ganze Bibel ist voller Gewalt".

Dass dies nicht stimmt, kann nur einsehen, wer die Bibel einmal gelesen hat. Dass sie auch Trost spenden, Hilfe geben und wieder Hoffnung machen kann, weil sie nach christlichem Glauben vom Gott des Lebens handelt, kann nur erfahren, wer sie nicht mit einem fadenscheinigen Argument von Grund auf ablehnt. Doch die Ansicht hat sich in den Köpfen von Atheisten und Religionskritikern geradezu festgesetzt und wird wie ein Mantra in Diskussionen über den Glauben endlos wiederholt. Die Bibel ist ein Buch, das von Menschenschicksalen berichtet, von Abenteuern mit Gott, von Hoffnung, Liebe, Verzweiflung, Tod, Eifersucht und Erlösung, von allem eben, was das menschliche Leben ausmacht. Man stelle sich ein solches Buch ohne Gewalt vor. Man würde es für eine beschönigte Fälschung halten.

Die Geschichten, die das Volk Israel mit Gott erlebt hat, sind zunächst und vor allem Berichte, die den Anspruch der Historizität erheben. Die Amalekiter, die Amoriter, die Moabiter, Edomiter, Ammoniter, alle kanaanitischen Stämme widersetzten sich Gott. Und Gott, der sich hinter Israel stellte, entschied, was mit ihnen daraufhin geschehen sollte. Man kann diesem Gott Brutalität gegenüber seinen eigenen Geschöpfen vorwerfen und ihm das Recht aberkennen, so zu verfahren, ja, seine Gottheit gar nicht anerkennen. Was aber Kritiker gerne übersehen, ist: Nirgends in diesen Texten steht ein Aufruf an den heutigen Leser, Amalekiter oder Moabiter umzubringen. Auch nicht, seinen Nachbarn umzubringen, weil er auf dem Land sitzt, das man erobern möchte. Im Gegenteil. Kein anderes Buch ist so radikal, was das Gebot der Liebe zu anderen Menschen angeht, wie die Bibel. Jesus Christus, auf den sich das Christentum gründet, ist die Gewaltlosigkeit in Person. Seine Bergpredigt ist beispielhaft für das ideale, selbstaufopfernde Leben, das Liebe als höchstes Gebot erachtet. Dass diesem Ideal die Wenigsten, wenn überhaupt jemand, gerecht werden kann, liegt wohl an der Natur des Menschen. Doch niemand kann sich ernsthaft auf "die Bibel" berufen, wenn er meint, das Christentum rufe per se zu Gewalt auf. Und selbst wenn Jesus Dinge sagte wie "Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert", so ist dies offensichtlich geistlich gemeint. Soll heißen: Jesus spricht in diesem Kontext vom Unterschied zwischen dem weltlichen und dem himmlischen Reich, zwischen der fleischlichen Natur des Menschen und der geistlichen. Als ein Jünger ihn bei seiner Verhaftung mit dem Schwert verteidigen wollten, heilt Jesus den verletzten römischen Soldaten und ermahnt seinen gewaltbereiten Anhänger: "Steck dein Schwert in die Scheide; denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen."

Natürlich hat es im Namen der Kirche Kreuzzüge, Inquisition, Hexenverfolgung sowie  Judenintoleranz und -verfolgung gegeben. Doch übersehen viele nicht, dass diese katastrophalen Missinterpretationen des christlichen Glaubens zunächst nicht den christlichen Glauben an Jesus angreifen, als vielmehr die Menschen, die dort gefehlt haben? Sie bestätigen Jesus in seiner Aussage, dass die Natur des Menschen einer Erlösung bedürfe.

"Bibel nicht jugendfrei"

In der Schweiz hat eine Gruppe von "Freidenkern" in dieser Woche gefordert, Kinder unter 16 Jahre sollten keinen freien Zugang zur Bibel mehr haben. Begründung: In der Heiligen Schrift gebe es zu viel Gewalt und pornografische Geschichten, in denen Inzest und Sodomie vorkommen. "Kinder können das nicht einordnen und wissen nicht, dass man nicht alles wörtlich nehmen darf", sagte Barbara Kettner aus Biel, eine der Mitunterzeichnerinnen der Initiative gegen die Kirche.

Man hat bislang nichts von dieser Gruppe gehört, ob sie auch die Brüder Grimm für Kinder verbieten wollen; oder die schwedischen Krimis von Stieg Larsson, Håkan Nesser oder Henning Mankell, deren Verfilmungen sich derzeit im Fernsehen größter Beliebtheit erfreuen. Ein durchschnittlicher westlicher Jugendlicher hat, bis er 18 wird, in seinem Leben rund 32.000 Morde und 200.000 Gewalttaten im Fernsehen gesehen. Wo sind die Freidenker und Atheisten, die die Welt verbessern wollen, wenn es darum geht, das Fernsehen zu zensieren?

Gerade erst hat das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen mit einer Studie die Ansicht bestärkt, dass bibeltreuer Glaube und Gewalt nicht weit auseinander liegen. Eltern aus evangelikalen Freikirchen schlagen ihre Kinder eher als Katholiken oder Muslime, sagt Studienleiter Christian Pfeiffer nach Auswertung seiner Umfrage. "Das Ergebnis überrascht mich nicht. Anhänger von evangelikalen und charismatischen Freikirchen legen die Bibel wörtlich aus. In der Bibel heißt es, ‚Wer seine Kinder liebt, der züchtige sie mit der Rute’", sagte der Sekten-Experte Hugo Stamm.

Hoffentlich wundert es ihn auch, dass Muslime stattdessen gut wegkommen. Denn im Koran stehen eindeutige Anweisungen, wann man wie gegen wen Gewalt anwenden muss. "Tötet (die Ungläubigen), wo immer ihr sie trefft", in Sure 2:192 ist nur ein Beispiel unter vielen. Frauen sollte man schlagen, wenn sie nicht gehorchen (4:35). Der "Dschihad" ist zunächst einfach nur der Kampf des gläubigen Moslems für den Glauben im Alltag. Doch wie weit dieser Kampf führen kann, sieht man allabendlich in der Tagesschau. Strenggläubige Moslems teilen die Welt ein in das "Haus des Krieges" und das "Haus des Islam". Sprich: Wo der Islam herrscht, herrscht Friede, wo er noch nicht herrscht, muss so lange gekämpft werden, bis er auch dort herrscht. "Diejenigen, die glauben, kämpfen auf dem Weg Gottes", hat schon Mohammed in direkter Inspiration von Allah erfahren (Sure 4:77). Seltsam, dass schweizerische oder andere "Freidenker" gegen die Bibel wettern, aber selten oder nie gegen den Koran, und selten oder nie gegen das Fernsehen.

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