Die Augen sind das Fenster zur Seele, sagt man. Aber sind sie vielleicht auch eine Tür zu Gott? Der Science Fiction-Film „I Origins“ lädt dazu ein, im Kino über den vermeintlichen Gegensatz von Wissenschaft und Glaube nachzudenken. Eine Filmkritik von Jörn Schumacher
Der Science Fiction-Film „I Origins“ lädt dazu ein, im Kino über den vermeintlichen Gegensatz von Wissenschaft und Glaube nachzudenken
Ian Gray ist Molekularbiologe. Sein größter Wunsch ist es, mit einer wissenschaftlichen Methode dem Spuk um den Kreationismus, also die Annahme, die Welt sei von einem höheren Wesen erschaffen, ein Ende zu bereiten. Er meint, im Auge des Menschen einen Weg dahin gefunden zu haben. Denn Kreationisten behaupten, so etwas Komplexes wie das Auge könne sich nicht durch kleine zufällige Evolutionsschritte entwickelt haben. Vielmehr müsse es in einem Stück von einem klugen Schöpfer entworfen worden sein. Gelingt es Gray, eine lückenlose Entwicklung von der einfachsten Lichtzelle bis hin zum menschlichen Auge nachzuzeichnen, kann er dem Glauben einen entscheidenden Stoß versetzen. So der Plan.
Der Iris-Doppelgänger
Doch zwei Dinge kommen ihm dazwischen. Da ist zum einen die etwas ausgeflippte und spirituelle Sofi. Der streng rational denkende Wissenschaftler Gray lernt Sofi auf einer Party kennen und damit eine Sichtweise auf das Leben, die ihm eigentlich zuwider ist, die aber gleichzeitig eine ungeheure Faszination auf ihn ausübt. Zum anderen ist es seine Passion dafür, die Augen anderer Menschen zu fotografieren, die Gray auf eine Reise bringt, die ihn in seinen Grundfesten verändern wird.
Um ihren Glauben an das Göttliche zu verdeutlichen, stellt Sofi für ihren Freund einen Vergleich an: der Glaube an das Übernatürliche sei wie das Durchschreiten einer Tür. Man könne nur wissen, was dahinter ist, wenn man selbst gehe. Da helfe kein Forschen und Theoretisieren.
Gray (gespielt von Michael Pitt, bekannt aus „Die Träumer“) ist überzeugt, dass man sich in der Welt ausschließlich auf wissenschaftlich gewonnene Fakten verlassen kann. Eine solche Tatsache ist etwa, dass jedes Muster einer menschlichen Iris nur ein einziges Mal auf der Erde vorkommt. Doch diese Ansicht gerät sieben Jahre, nachdem er Sofi kennenlernte, für Gray ins Wanken. Er muss feststellen, dass sein eigener Sohn offenbar einen Iris-Doppelgänger hat. Ein schwarzer Bauer aus Boise im US-Bundesstaat Idaho ist auf mysteriöse Weise mit seinem erst wenige Monate alten Tobias verbunden. Gibt es vielleicht so etwas wie Seelenwanderung?
Naturwissenschaft versus Glaube
Um der Sache auf den Grund zu gehen, durchforsten er, seine Frau und ein Kollege eine Iris-Datenbank. Dabei stoßen sie auf einen anderen Fall einer doppelt vergebenen Iris – was es doch eigentlich gar nicht geben darf. Es ist ausgerechnet seine frühere Geliebte Sofi, deren Iris-Muster nach deren Tod in einem Mädchen in Indien wieder auftaucht.
Der Film „I Origins – Im Auge des Ursprungs“ spielt auf faszinierende Weise mit dem Streit zwischen Naturwissenschaft und Glaube um das Vorrecht der Weltdeutung. Auch wenn der Film keine christliche Botschaft vermitteln will, so ist es doch erstaunlich, wie er philosophische Fragen so glaubhaft und unterhaltsam anspricht und dabei geschickt den Kitsch umschifft. Es ist eine Liebesgeschichte, und gleichzeitig ein Suchen nach dem Übernatürlichen. Am Ende durchschreitet Gray tatsächlich jene Tür, die er nach Meinung Sofis nur allein durchschreiten kann, um hinter die göttliche Wahrheit zu kommen. (pro)
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