„Dialog-Gymnasium“: Ein gelungenes Integrationsprojekt?

"Die Welt" hat in ihrer Samstagsausgabe ausführlich über das Dialog-Gymnasium, eine Privatschule des "Türkisch-Deutschen Akademischen Bundes", berichtet. Die Zeitung macht dabei auf Verbindungen der Schule mit dem umstrittenen türkischen Religionsgelehrten Fethullah Gülen aufmerksam.
Von PRO

Alp Sarac ist ehrenamtlicher Geschäftsführer der 2007 gegründeten Schule im Kölner Stadtteil Buchheim. Zum Schuljahr 2012/2013 soll neben dem Gymnasium eine Realschule mit Theater- und Turnhalle sowie einer Cafeteria entstehen. 17,5 Millionen Euro werden dafür gebraucht, allein drei Millionen Euro davon bringt ein Förderverein auf, der in Köln auf 600 feste Spender zurückgreifen kann.

Saracs Ziel ist ein "privates Schulzentrum". "Als Schule wollen wir ein Teil des gesellschaftlichen Lebens vor Ort sein", sagte er der "Welt". Auf dem Weg dahin habe er immer wieder Zweifel bei Kommunalpolitikern ausräumen müssen. Sarac ist Vorsitzender des Trägervereins der Schule, des "Türkisch-Deutschen Akademischen Bundes e.V.", aber auch Anhänger der Bewegung des türkischen Religionsgelehrten Fethullah Gülen. Der 1941 in der Türkei geborene und heute in den USA lebende Wanderprediger habe in den vergangenen Jahren in der islamischen Welt Aufsehen durch "bedeutende Versöhnungsgesten" erregt, so habe er beispielsweise Papst Johannes Paul II. die Hand geschüttelt.

Doch es gibt auch kritische Stimmen. "Gülens Bewegung ist die einflussreichste politisch-religiöse Geheimorganisation in der Türkei", wird die Islamkritikerin Necla Kelek zitiert. Die "Fethullahcis" seien eine "Sekte mit Konzernstruktur". Auch der aus dem Libanon stammende Islamwissenschaftler Ralph Ghadban sieht in der Bewegung eine Gefahr. "Unter dem pseudo-modernistischen Lack steckt eine islamistische Auffassung", schreibt er. Der Verfassungsschutz beobachtet die Gülen-Bewegung nicht, das zuständige Düsseldorfer Schulministerium hat nach eigenen Angaben ebenfalls "keinen Grund zur Klage". Es hat bereits mehrere Schulen türkischstämmiger Gülen-Anhänger genehmigt.

Wie "Die Welt" weiter berichtet, verzichten diese Schulen auf das deutsche Recht, Privatschulen mit eigenem religiösen Schwerpunkt zu betreiben. Es würden deutsche Lehrpläne gelten, die von deutschen Lehrern umgesetzt würden, einen Islamunterricht gebe es nicht.

Vom Studentenwohnheim bis zum Fernsehsender

"Spirituell fühle ich mich Gülen sehr verbunden", sagt Alp Sarac. "Sein Leitbild des Weltfriedens ist mein Leitbild. Dazu gehört das Eintreten für Toleranz und Demokratie." Wie "Die Welt" schreibt, gebe es keine genauen Zahlen über die Anhänger der Bewegung. Bekannt seien studentische Wohnheime, in denen junge Leute nach Geschlechtern getrennt günstig wohnen können. Sie müssten sich dazu aber einer "streng islamischen Lebensführung" unterwerfen, abends um 20 Uhr daheim sein und über die Lehren Gülens sprechen. Die Bewegung wolle nicht nur weltweit 30 Universitäten gründen, sondern betreibe auch Medienunternehmen.

Mit der "Zaman" (deutsch: "Zeit") gibt die Gruppe die auflagenstärkste türkische Tageszeitung in Deutschland heraus, sie wird in über 30.000 Haushalten gelesen. Mit "Ebru-TV" ging 2010 ein deutsch- und englischsprachiges Fernsehprogramm auf Sendung. Mustafa Alta, Geschäftsführer der TV-Sparte von Gülens Bewegung, bezeichnet Fethullah Gülen als "geistigen Vater unserer gesamten Gruppe". Alta weiter: "Wir sind keine Ideologen oder gar Islamisten. Wir verbreiten keine politische oder religiöse Botschaft. Wir wollen einfach nur gute Journalisten sein."

Beweise dafür, dass es sich bei Gülens Bewegung um eine Sekte handele, gibt es laut der "Welt" nicht. Hin und wieder gebe es Gerüchte um lebenslange Treueschwüre oder Strafen für Abtrünnige, 1999 sei ein Video mit einer Rede Gülens aufgetaucht, in der er seine Anhänger aufforderte, die Kontrolle im Staat zu übernehmen.

Im "Gülen-Gymnasium" in Köln findet der Unterricht auf Deutsch statt, es ist staatlich anerkannt und hat großen Zulauf. "Ist es eine islamische Bewegung, eine Sekte, die Fuß fasst – oder eine Bildungsinitiative, wie man sich sie vom Islam stets gewünscht hat?", fragt sich die "Welt". (pro) 

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