Der ehemalige Bundesverfassungsrichter Udo Di Fabio betrachtet das Erbe der Reformation als Grundlage der heutigen Religionsfreiheit. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) warnt er vor einer Erosion des Religiösen.
Von PRO
Foto: pro
Der Katholik Di Fabio leitet den wissenschaftlichen Beirat für das Reformationsjubiläum 2017
Heute präsentiere mancher den Reformator Martin Luther als „Vordenker des Holocaust und Ahnherrn eines religiös motivierten Terrorismus“, schreibt der Katholik Di Fabio. Der Professor für öffentliches Recht ist seit Februar Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des Kuratoriums zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017. Er warnt in der FAZ vor einem allzu negativen Blick auf die Reformation: „Jedes Land für sich und der Westen als Kompass für die Welt ist gerade deswegen auf große Erzählungen seiner Herkunft und die Sichtbarmachung seiner Leitideen angewiesen, um nicht vor lauter indifferenter Offenheit und ökonomischem Pragmatismus die eigene Identität zu verlieren.“
Die Erinnerung an die Reformation sei eine „große Chance“. „Das Beharren auf Glaubensgewissheit und Gewissensfreiheit ist ein zentraler Ausgangspunkt der großen Idee personaler Freiheit und Rechtsgleichheit.“ So habe Luther als Einzelner Papst und Kaiser mit der Behauptung herausgefordert, den rechten Glauben allein mit Hilfe der Bibel und seines Gewissens erkannt zu haben. „Damit wurde der Geist personaler Freiheit und Verantwortung theologisch und politisch wirksam und wurde zum mächtigen Hebel, der die Verhältnisse in Richtung Neuzeit aufbrach“, stellt Di Fabio fest.
Weniger Kirchen, weniger Toleranz?
Bis heute gewähre das Grundgesetz deshalb die Glaubens- und Gewissensfreiheit, sowohl für Gläubige als auch für Nichtgläubige. Der Staat selbst dürfe sich weder auf die Seite bestimmter religiöser, noch auf die areligiöser Bewegungen schlagen. Toleranz sei die Basis des Miteinanders unterschiedlicher Bürger der Bundesrepublik: „Wer den anderen als Menschen achtet, achtet auch seinen Glauben und sein Gewissen und wird in sittlicher Selbsterkenntnis deshalb keinen Gottesdienst stören oder Propheten beleidigen.“ Eine Gesellschaft aber, die zunehmen religiös unmusikalischer werde, büße vielleicht bald jene Vielfalt ein, die das Toleranzprinzip verständlich und notwendig mache.
„Der Verfassungsstaat muss deshalb die Erosion großer Volkskirchen, aber auch der kleinen religiösen Gemeinschaften ebenso wie das Verblassen eines reflektierten laizistischen Humanismus mit einiger Sorge betrachten, auch wenn ihm Mittel fehlen, diesen Prozess aufzuhalten“, erklärt Di Fabio. Schließlich sei es „das stärkste Recht jedes Glaubens, von Gott zu sprechen“. (pro)
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