Meinung

Deutsches UN-Votum: Enthaltungen sind das falsche Signal

Deutschland vergibt mit seiner Enthaltung bei den Vereinten Nationen eine Chance, Israel zu stützen. Gerade jetzt käme es aber darauf an.
Von PRO

Bei seinen jüngsten Ansprachen und Stellungnahmen vermeldet der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu nicht nur den Stand der Bemühungen zur Befreiung der Geiseln und zur Zerschlagung der Hamas. Regelmäßig schildert er den Krieg gegen die Terror-Organisation auch als Kampf zwischen „Gut und Böse“, „Leben und Tod“, „Licht und Finsternis“.

Diese Begriffspaare sind bestens bekannt aus der jüdischen Apokalyptik – einer Denkweise, die das Weltgeschehen vor einem schicksalhaften Szenario sieht, verbunden mit der Hoffnung, das Gute möge über das Böse siegen. Wenn Politiker sich so einer Rhetorik bedienen, ist normalerweise Skepsis angebracht. Schließlich lässt sich das auch als billige Aufbauschung verstehen.

Aber mit Blick auf das Terrormassaker vom 7. Oktober und die nachfolgenden Massenproteste für die Auslöschung Israels in europäischen Städten wie London muss man Netanjahu beipflichten. Derzeit vereinen sich Linke und Islamisten in aller Welt, bekunden ihren Antisemitismus schreiend auf den Straßen, bejubeln oder relativieren den Terrorismus der Hamas.

Juden leben in Angst

Nicht nur Netanjahu hat die Schicksalhaftigkeit dieser Tage erkannt. Auch die amerikanische Schauspielerin Mayim Bialik sprach in einem Social-Media-Video am Wochenende von düsteren Zeiten. Ihre Großeltern seien vor dem Holocaust geflohen, nun schätzt sie die Gefahr für Juden in aller Welt so hoch ein wie damals. Und das auch in ihrem Land: Nicht nur, dass Universitäten Gleichgültigkeit an den Tag legen, obwohl Studentengruppen zur Auslöschung Israels aufrufen. Auch im Alltag erlebten Juden in den USA Nachstellungen.

@mayimbialik

I recorded this last night and have decided to post it a little bit before the West Coast starts preparing for Shabbat. Wishing you all a safe weekend.

♬ original sound – Mayim Bialik

Die Lage beschreibt Bialik als „Albtraum“: „Ist das der Moment, auf den Anti-Zionisten gewartet haben? In dem sich die ganze Welt gegen das jüdische Volk vereint?“

Die 47-Jährige, die sowohl in der Unterhaltungswelt als auch in der Akademie zu Ehren gekommen ist, überdenkt ihre Existenz in Amerika: „Ich habe immer gefühlt, dass Israel meine Heimat ist. Jetzt verstehe ich es tiefgründiger als je zuvor. Ich bin hier eine Fremde in einem fremden Land.“

Enthaltend gegen Israel

Mitten in dieser Lage verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen eine schändliche Resolution gegen Israel und seine Fähigkeit zur Selbstverteidigung. Der Text ruft zu einer „Waffenruhe“ im Gazastreifen auf, verzichtet aber darauf, die Hamas als Terrorakteur zu benennen und zu verurteilen. Dass ausgerechnet Deutschland bei diesem Weltversagen mitmacht und sich enthält, anstatt mit einem klaren „Nein“ zu stimmen, schlägt dem Fass den Boden aus.

Denn gerade in diesen Tagen, in denen sich ein Großteil der Welt gegen Israel stellt, hätte Deutschland zu Israel stehen müssen – auch wenn es nur um eine symbolische Resolution geht. Immerhin haben Länder wie Österreich oder Tschechien Mut bewiesen und gegen die Resolution gestimmt.

Die Enthaltung zeigt aber, dass die deutsche Außenpolitik den Knall noch nicht gehört hat. Feinsinnige Enthaltungen, um allen Seiten auf dem diplomatischen Parkett Genüge zu tun, sind fehl am Platz: Denn auch Gleichgültigkeit und Unentschiedenheit stärkt in der aktuellen Gemengelage anti-israelische Tendenzen. Wer nicht auf Netanjahu hören will, sollte sich wenigstens Stimmen wie die Bialiks zu Herzen nehmen – und dann entschieden gegen diese Tendenzen handeln.

Von: Daniel Frick

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