Deutscher Pfarrer begeistert Amerikaner für Homo-Ehe

Frank Schaefer wurde in Amerika seines Pfarramtes enthoben, weil er die gleichgeschlechtliche Partnerschaft seines Sohnes segnete. Schaefers Bruder, der Troisdorfer Pastor Uwe Schäfer, findet die Debatte notwendig.
Von PRO
Frank Schaefer (links) war Pfarrer in den USA, sein Bruder Uwe ist Pastor in Troisdorf
In Amerika ist Pastor Frank Schaefer mittlerweile eine kleine Berühmtheit. Der 52-Jährige reist durch Kirchen und Gemeinden, um für die Akzeptanz von Homosexualität zu werben. „Ich sehe darin eine Berufung Gottes“, sagte er gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Aber ich muss sagen, dass ich eine besondere Liebe zu den Schwulen, den Lesben, den Bi- oder Transsexuellen habe. Am liebsten möchte ich sie alle umarmen und ihnen zurufen: Ihr seid nicht falsch.“ Die Evangelisch-methodistische Kirche enthob Schaefer im Dezember seines Amtes als Pfarrer in Pennsylvania, weil er sechs Jahre zuvor die homosexuelle Lebenspartnerschaft seines Sohnes als Eheschließung gesegnet hatte und später öffentlich zugab, es auch wieder tun zu werden. Seitdem wirbt Schaefer für die Integration offen homosexueller Menschen in der Kirche. Die Washington Post bezeichnete ihn einmal als eine „passende Ikone für das Amerika von 2014“.

Bruder ist Pastor in Troisdorf bei Bonn

Schaefers Bruder ist der Pastor und Musiker Uwe Schäfer, der von 2000 bis 2008 dem Vorstand des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) angehörte. pro hat mit Schäfer gesprochen.

pro: Was sagen Sie zum Medienrummel um Ihren Bruder?

Uwe Schäfer: In Amerika ist das wirklich ein Hype, Journalisten sind bei seinen Vorträgen, dauernd wird er für Talkshows angefragt. Das überrascht mich insofern, dass Frank eigentlich kein Revoluzzer ist, der sich mit allen anlegen will. Er ist eher harmoniebedürftig.

Wie bewerten Sie inhaltlich seinen Feldzug für die Akzeptanz von Homosexualität?

Ich finde es gut, dass über das Thema gesprochen wird. Lange herrschte die Ansicht, dass am Status quo nicht gerüttelt werden darf, so wie das schon bei der Frauenordination der Fall war. Frank folgt sehr authentisch seinen Überzeugungen und facht damit die Diskussion an.

Ist denn Homosexualität keine Sünde?

Genau darüber muss gesprochen werden, und zwar auch mit homosexuellen Christinnen und Christen. Es geht ja nicht um Tatsünden zum Schaden anderer, sondern um die Frage der eignen Identität. Gottes A-Plan, „Mann, Frau, Kinder“ steht nicht zur Debatte, sondern die Frage nach dem Umgang mit der Realität von Homosexualität in einer gefallenen Schöpfung, die in vielem vom A-Plan abweicht. Es geht hier nicht um nette exegetische Übungen, sondern um reale Menschen und ihre Gefühle. Menschen, denen zum Teil ja noch das Seelenheil abgesprochen wird.

Schließt die Akzeptanz homosexueller Partnerschaften die volle Ausweitung des Adoptionsrechts auf solche Paare mit ein?

Da bin ich gespalten, weil hier ja unbeteiligte Dritte involviert sind. Wenn ich mir vorstelle, ein Waisenkind zu sein, würde ich lieber von einem gleichgeschlechtlichen Paar adoptiert werden, als zu verhungern. Aber ich würde auch lieber von einem Mann und einer Frau adoptiert werden, als von einem gleichgeschlechtlichen Paar. Das wäre schon auch eine Belastung. Übrigens: Keiner hat das Recht auf ein Adoptivkind. Hier muss es als erstes um das Kindeswohl, nicht den Kinderwunsch gehen.

Wenn der Begriff Ehe auch auf gleichgeschlechtliche Paare angewandt wird, könnte er dann eines Tages auf Ehen zwischen mehr als zwei Personen ausgedehnt werden?

Das ist schwierig – rein biblisch hätten wir kaum eine Handhabe gegen die Vielehe. Ich denke, die Diskussion darf nicht geprägt werden von neuen Themen, die sich eventuell daraus ergeben könnten, sondern muss angstfrei und offen, auch unter Berücksichtigung der biblischen Texte, geführt werden.

Was wünschen Sie Ihrem Bruder für sein Engagement?

Ich wünsche Frank, dass er sich nicht aufreibt und den Mut nicht verliert. Er wird Geduld brauchen und die Fähigkeit, viel einzustecken, damit ein faires und angstfreies Gespräch über Homosexualität unter Evangelikalen möglich wird.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Moritz Breckner
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/detailansicht/aktuell/wer-hat-ein-recht-auf-kinder-88162/
https://www.pro-medienmagazin.de/journalismus/detailansicht/aktuell/empoerung-statt-aufklaerung-ueber-homo-heilung-88070/
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