Immer mehr Deutsche weichen Nachrichten bewusst aus. Dies geht aus dem „Reuters Institute Digital News Report 2025“ hervor, der sich in einer Teilstudie auch mit dem Medienverhalten deutscher Erwachsener beschäftigt. Der Wert der Nachrichtenvermeider ist im Vergleich zum Vorjahr von 69 auf 71 Prozent angestiegen.
Für 48 Prozent der Befragten sind es die negativen Auswirkungen der Nachrichten auf die eigene Stimmung, die sie zu diesem Schritt veranlassen. Für jeweils 39 Prozent der Personen ist relevant, dass zu viel über Kriege und Konflikte berichtet werde und dass sie von der Menge an Nachrichten erschöpft seien.
Mit 55 Prozent stabil ist das allgemeine Interesse an Nachrichten. Diese Gruppe hat angegeben, dass sie überaus oder sehr an Nachrichten interessiert sind. Ebenfalls leicht angestiegen ist der Nachrichtenkonsum. Während im Vorjahr 89 Prozent einmal pro Woche Nachrichten konsumierten, seien es dieses Mal 91 Prozent gewesen.
Lediglich vier Prozent der erwachsenen Internetnutzer in Deutschland verwenden laut der Umfrage wöchentlich einen Chatbot, um Nachrichten abzurufen. Dieser werde fast immer als Ergänzung zu anderen Nachrichtenquellen verwendet. Damit verdränge aus Sicht der Macher der Studie die Künstliche Intelligenz bisher kaum herkömmliche Informationsquellen.
Nur wenige greifen auf KI zurück
Die Deutschen hätten bisher kaum Interesse an Nachrichtenangeboten, die mithilfe von KI an ihre individuellen Bedürfnisse angepasst werden. Damit fühle sich nur jeder dritte Befragte (33 Prozent) wohl. In der Alterskohorte zwischen 18 und 24 Jahren liege der Wert mit 38 Prozent etwas höher. Mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) fühle sich bei der Nutzung von Nachrichten, die hauptsächlich durch KI produziert werden, eher oder sehr unwohl. Seien diese lediglich mit der Unterstützung von KI erstellt, hätte etwas mehr als jeder Vierte (26 Prozent) ein schlechtes Gefühl.
Als besonders gefährlich, was mögliche Desinformationen betrifft, wird die Plattform TikTok angesehen. Sie wurde von 57 Prozent der Befragten genannt und lag damit vor „X“ (53 Prozent) und Facebook (50 Prozent). Nur jeder Siebte (14 Prozent) findet, dass Nachrichten-Seiten eine große Gefahr im Zusammenhang mit falschen oder irreführenden Informationen im Internet darstellen.
Der „Reuters Institute Digital News Survey“ untersucht seit 2012 jedes Jahr in mittlerweile 48 Ländern repräsentativ generelle Trends und nationale Besonderheiten der Nachrichtennutzung. Insgesamt basiert die Studie auf Antworten von fast 100.000 Befragten weltweit. Den deutschen Teil der Studie verantwortet das Leibniz-Institut für Medienforschung Hans-Bredow-Institut in Hamburg.
Mit Material von epd