Deutsche Schulen digital unterentwickelt

Bei digitaler Bildung hat Deutschland Nachholebedarf. Das stellt der Bildunsgmonitor 2018 fest. Es mangelt an der technischen Ausstattung ebenso wie an der entsprechenden Ausbildung der Lehrkräfte. Nur zwei Bundesländer bewertet die Studie positiv.
Von Jonathan Steinert
Damit Kinder von digitalen Medien im Unterricht profitieren, braucht es pädagogische Konzepte für den Einsatz dieser Technologien

Mit dem Computer arbeiten, per Smartphone-App lernen, im Internet recherchieren, über Clouds und virtuelle Plattformen gemeinsam Projekte entwickeln und Daten austauschen: Digitale Technologien wie diese und das Wissen darüber kommen in deutschen Schulen im internationalen Vergleich zu kurz. Das ist das Fazit des Bildungsmonitors 2018, der in diesem Jahr erstmals den Bereich Digitalisierung genauer untersucht hat. Die Schwierigkeiten beginnen laut der Studie dabei, ob die Schulen überhaupt technisch ausreichend ausgestattet sind, etwa mit freiem W-LAN oder Computerarbeitsplätzen. Defizite sieht die Studie aber auch bei der Ausbildung der Lehrkräfte.

„Für die Digitalisierung brauchen wir eine bessere Ausstattung der Schulen, mehr Lehrerfortbildung, mehr Austausch über innovative digitale Lehr- und Lernkonzepte und vor allem eine regelmäßige Überprüfung digitaler Kompetenzen der Schüler und ihrer Lehrer“, erklärt Hubertus Pellengahr, Geschäftsführer der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, die den Bildungsmonitor verantwortet. Die deutschen Bundesländer sind bei digitaler Bildung unterschiedlich aufgestellt. Baden-Württemberg und Bayern stehen am besten da, während mit Ausnahme Thüringens vor allem die neuen Bundesländer sowie Schleswig-Holstein Defizite verzeichnen.

Schüler auch mit Risiken von digitalen Medien vertraut machen

Allein die Ausstattung mit Computern und anderen digitalen Geräten helfe aber noch nicht weiter. Es brauche pädagogische Konzepte für ihren Einsatz, damit die Schüler dadurch auch tatsächlich ihre Kompetenzen und Fähigkeiten verbessern können. Die Studie betont, dass digitale Technologien traditionelle Lern- und Unterrichtsmethoden nicht ersetzen, sondern sinnvoll ergänzen sollten. Darauf müssten Lehrkräfte in ihrer Ausbildung an der Universität und während des Referendariats besser vorbereitet werden.

„Die Lehrer müssen dabei nicht nur im Umgang und im Einsatz von IT-­Technologien geschult werden. Sie müssen ihren Schülerinnen und Schülern auch einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien vermitteln“, heißt es in der Studie. Es sei wichtig, dass die Schüler auch über die Risiken der digitalen Medien Bescheid wissen und lernen, damit umzugehen. Der Bildungsmonitor schlägt vor, in Vergleichsarbeiten die digitale Kompetenz von Schülern zu überprüfen.

Die Autoren der Studie drängen zudem darauf, den im Koalitionsvertrag beschlossenen Digitalpakt zeitnah umzusetzen. Darin sind fünf Milliarden Euro vorgesehen, um Schulen mit digitaler Technik auszustatten. Die Länder sind hingegen in der Pflicht, die Lehrer zu qualifizieren und pädagogische Konzepte zu entwickeln. Die Studie weist zudem darauf hin, dass die deutsche Bevölkerung generell aufgeschlossen dafür ist, digitale Kenntnisse in der Schule stärker zu fördern und entsprechende Medien dafür einzusetzen.

Erstmals verschlechtert sich Bildungsqualität

Der Bildungsmonitor ist eine jährliche Analyse des Bildungssystems in Deustchland. Die Studie wird von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft verantwortet und wurde 2004 erstmals durchgeführt. Der Fokus liegt dabei darauf, inwiefern die Bildungssysteme der Bundesländer das Wirtschaftswachstum und den Wohlstand fördern. Dafür untersucht die Studie verschiedene Kategorien, etwa den Betreuungsschlüssel in Schulen, die Integration von Migranten, die Qualität der Schulen oder die Orientierung am Arbeitsmarkt.

In diesem Jahr verzeichnete der Bildungsmonitor erstmals eine deutliche Verschlechterung der Bildungsqualität. Vor allem ausländische Kinder aus geflüchteten Familien zu integrieren, sei demnach eine große Herausforderung für das Bildungssystem.

Von: Jonathan Steinert

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