Deutsche nicht so religionsfern wie vielfach angenommen

H o h e n h e i m (PRO) – Für "ausgesprochen förderlich" hält die Mehrheit der Deutschen die religiöse Erziehung von Kindern für deren Entwicklung. 57 Prozent gaben in einer aktuellen Umfrage an, dass man etwa mit Kindern ein "Gute-Nacht-Gebet" einüben sollte.
Von PRO

Außerdem sind laut der Umfrage der „Identity Foundation“ und des Lehrstuhls für Soziologie der Universität Hohenheim beinahe zwei Drittel der Deutschen an religiösen und spirituellen Themen interessiert. Knapp 20 Prozent der Befragten bezeichnen sich selbst als atheistisch.

Religiöse Werte auch in Wirtschaft und Politik

Dennoch: 40 Prozent der Deutschen sind der Überzeugung, dass das Land wieder mehr religiöse Werte braucht. Jeder dritte Deutsche ist zudem der Auffassung, dass christliche Überzeugungen in der Wirtschaft eine stärkere Rolle spielen sollten und rund 20 Prozent der Befragten meinen, dass religiöse Überzeugungen für den beruflichen Erfolg förderlich seien.

Auch in der Politik spielen Fragen der Religiosität für die Deutschen eine Rolle. Immerhin meinen rund 30 Prozent, dass Minister bei ihrer öffentlichen Vereidigung die Formel „So wahr mir Gott helfe“ heranziehen sollten. Jedoch plädieren nur 25 Prozent der Deutschen für eine Aufnahme des christlichen Gottesbezuges in den Verfassungstext der Europäischen Union.

Ein in diesem Zusammenhang brisantes Thema ist die Kopftuchfrage. Immer wieder gibt es Diskussionen darüber, ob muslimische Mädchen und Frauen etwa in der Schule ein Kopftuch tragen dürfen. In der Umfrage der Universität sprach sich eine Mehrheit von 70 Prozent gegen das Tragen von Kopftüchern in der Schule aus.

Glaube an geistige Macht

„Überraschend ist der Befund, dass die große Mehrheit die wissenschaftliche Weltdeutung nicht befriedigt“, so die Universität Hohenheim über weitere Ergebnisse der Umfrage, „sie ist vielmehr der Überzeugung, dass es in der Welt Ereignisse und Vorgänge gibt, die letztlich nicht rational erklärbar sind.“ Daher glaubt auch jeder Zweite in Deutschland, dass „unser Kosmos von einer geistigen Macht zusammengehalten wird“.

Andreas Bunz, der die wissenschaftliche Konzeption der Untersuchung begleitet hat, sagt zu der Studie: „Die Befunde der Untersuchung zeigen, dass Deutschland noch lange nicht so stark säkularisiert ist, wie allgemein angenommen wird. Zumindest wird das medial vermittelte Bild einer religionsfernen Gesellschaft an vielen Stellen deutlich korrigiert.“

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