Ich habe die Angst meiner Eltern vor den strengen Grenzsoldaten mitbekommen, die mit Spiegeln und Hunden unser Auto untersuchten, die uns harsch anschnauzten, als seien wir Verbrecher; ich erinnere mich, dass ich meine Bücher und Hörspielkassetten nicht mitnehmen durfte, an den Geruch der Trabbi-Abgase im Osten, und dass dieses Land traurig und grau zu sein schien.
Ich erinnere mich, wie unser West-Auto in der DDR von allen Menschen bestaunt wurde, dabei war es ein alter Opel, und für mich nach West-Standard eher langweilig. Später hatten wir sogar ein Wohnmobil, das muss drüben wie ein Raumschiff gewirkt haben. Meine Eltern forderten mich und meine Geschwister auf, eins unserer Spielzeuge an die Kinder aus unserer Verwandtschaft abzugeben – für einen 8-jährigen Jungen nicht die leichteste Übung, und doch war es hier wie selbstverständlich. Irgendwie war das, was man war, tat und besaß, etwas Besonderes. Und doch kam es niemandem von uns in den Sinn, sich für etwas Besseres oder Überlegenes zu halten. Vielmehr war es eher die Ratlosigkeit, wieso es mächtigen Politikern einfallen kann, andere Menschen in einem ganzen Land einzusperren, die unsere Gedanken beherrschte.
Ich erinnere mich an die Angst der DDR-Bürger vor der Polizei, vor der Stasi, vor dem Abhören und vor dem Auffallen. Die Gleichmacherei, die gleichen Autos, das brave Anstellen in der Schlange und das Hinnehmen, dass es in den Geschäften kaum Auswahl gab und die Qualität der Produkte gering war, schien in Resignation angenommen worden und in die Weltanschauung übergegangen zu sein.