Ein Volk nach 40 Jahren befreit
Den Fall der Mauer haben wir als Familie dann ungläubig, mit offenen Mündern und Tränen in den Augen, am Fernseher verfolgt. Seitdem stelle ich mir immer wieder vor, wie es für die Menschen der DDR gewesen sein muss, als die Tür endlich, endlich aufgestoßen wurde wie die Tore eines Gefängnisses, das abgeschafft wird. Was damals passierte, dass ein Volk ohne einen Tropfen Blut nach 40 Jahren befreit wurde, könnte für mich so auch in der Bibel stehen. Ich glaube seither, dass die Sehnsucht nach Freiheit in jedem Menschen als eine der wichtigsten Eigenschaften tief angelegt ist. Auch wenn man Menschen einsperrt und ihnen vorschreibt, wie sie zu leben haben, wird man diesen Wunsch, selbstbestimmt zu sein, nie töten können. Ein Satz, den damals jemand aus der DDR sagte, hat sich mir tief eingebrannt: „Ich will gar nicht in alle Länder dieser Erde reisen. Aber ich will es dürfen können.“ Der Fall der Mauer ist für mich immer wieder ein Zeichen dafür, dass die Freiheit eines der wichtigsten Güter des Menschen ist, für die es sich zu kämpfen lohnt. Dass die Wende in Kirchen begann und besonders von Pastoren ausging, ist für mich ein Zeichen dafür, dass Christen vielleicht nicht nur denselben Freiheitsdrang haben wie alle anderen Menschen, sondern dass sie zusätzlich die Zuversicht haben, dass hinter ihnen ein Gott steht, der ebenfalls die Freiheit liebt. (pro)
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