Des einen Freud‘, des andern Leid: 60 Jahre „Bild“

Seit 60 Jahren schimpft und spottet Deutschland über die "Bild"-Zeitung – und kauft sie trotzdem. So manche Kritik an Axel Springers Boulevardblatt ist gerechtfertigt, so manche aber auch nicht. "Bild" kann als Bereicherung der Presselandschaft verstanden werden – und teilweise als Stimme der Vernunft.
Von PRO

Gleich vorweg: Natürlich bietet "Bild" immer wieder Anlass zum Haareraufen. Nackte Brüste gehören nicht in eine Tageszeitung, ebenso wenig wie Bilder von Leichen oder Kriminalgeschichten, bei denen die Tatsachen dramatisiert werden, bis sich die Balken biegen. Vielleicht am wenigsten nachvollziehbar sind aus journalistischer Sicht die zahlreichen Pannen, die den "Bild"-Mitarbeitern nicht selten bei ihren Recherchen zu unterlaufen scheinen. Diese Fehler werden seit 2004 mit einer Mischung aus Empörung und Genuss von den Kollegen des "BildBlog" analysiert und veröffentlicht. Auch der Deutsche Presserat attestiert dem Blatt aus Berlin immer wieder Verstöße gegen journalistische Grundsätze.

So wie bei anderen Zeitungen ist auch die Auflage der "Bild" rückläufig. 2011 wurden mit 2,85 Millionen verkauften Exemplaren dennoch 11,6 Millionen Leser erreicht – deutlich mehr als von jedem anderen deutschen Blatt. Der Online-Ableger Bild.de gehört zu den reichweitenstärksten Nachrichtenangeboten im deutschsprachigen Internet. Die Zahlen zeigen: "Bild" füllt eine Lücke in der deutschen Zeitungslandschaft und hat durchaus ihre Existenzberechtigung. Sie erreicht Menschen, die Nachrichten kurz und einfach lesen möchten, dabei gerne mit ein wenig Klatsch unterhalten und umfangreichen Sportmeldungen versorgt werden wollen. Das ist legitim, daran ist nichts Verwerfliches.

Schließlich hat "Bild" auch ihre guten Seiten. So berichtet der Politikteil der Zeitung erfrischend fair über die ansonsten in der deutschen Presse viel gescholtenen Länder Israel und USA. Das ist natürlich auch Springers berühmten – bei seinen Gegnern berüchtigten – Verlagsstatuten geschuldet, nach denen die "Unterstützung der Lebensrechte des israelischen Volkes" sowie des "transatlantischen Bündnisses" zum guten Ton des Hauses gehören. Bei innenpolitischen Themen, von Jugendkriminalität bis zum Glühbirnenverbot, legt "Bild" politisch unkorrekt den Finger in die Wunde und leistet so einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs. Auch das wichtige Thema Christenverfolgung findet in "Bild" immer wieder Beachtung.

Christlicher Medienpreis für Diekmann

"Bild" steht unbestritten auf Seiten der politisch Konservativen, tritt für die christlich-jüdischen Wurzeln des Abendlandes sowie gemeinnützige Projekte ein. Mit der Initiative "Ein Herz für Kinder" engagiert sich "Bild" nachhaltig für Familien in Not, Schulen und Kinderkliniken. 2004 veröffentlichte "Bild" die so genannte "Volksbibel", begleitet mit einer großen Werbekampagne für die Heilige Schrift. Für die Schaffung einer christlichen Kolumne in der Illustrierten "Bildwoche" mit Ulrich Parzany wurde der heutige "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann mit dem Medienpreis "Goldener Kompass" des Christlichen Medienverbundes KEP geehrt, zu dem auch das Christliche Medienmagazin pro gehört.

Vor 60 Jahren hat sich "Bild" schnell am Zeitungsmarkt etabliert und sitzt auch heute noch fest im Sattel. Alle berechtigte und unberechtigte Kritik hat daran nichts geändert – Hut ab. Mit 60 Jahren ändert man seine Gewohnheiten nur schwer. Vielleicht berichten die Kollegen ja in Zukunft dennoch etwas sorgfältiger und zurückhaltender. Ihre unbequeme politische Stimme aber sollten sie sich bewahren. (pro)

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