Der Verstorbenen gedenken – in Fernsehen und Internet

M ü n c h e n (PRO) - "Du wirst uns fehlen, doch vergessen werden wir dich nicht!" Dieses Zitat ist nicht etwa einer Traueranzeige entnommen, sondern einem "Demonachruf" des geplanten Spartensenders "EtosTV". Auch im Internet gibt es immer mehr "Trauerseiten". Auf den Webseiten gedenken Hinterbliebene ihrer verstorbenen Angehörigen. Das Bedürfnis, Trauer zu verarbeiten, scheint riesig.
Von PRO

Im Juni dieses Jahres wurde bekannt, dass der ehemalige Marketingleiter von SAT.1, Wolf Tilmann Schneider, die Fernsehlandschaft um einen weiteren Spartensender bereichern will – „Etos TV“. Das Nachrichtenmagazin „Focus“ (München) berichtet in seiner aktuellen Ausgabe, dass der Start des weltweit ersten „Trauerkanals“ für kommendes Jahr geplant sei. Der Sender wird in Kooperation mit dem Bundesverband Deutscher Bestatter gestaltet und will sich teilweise über den Verkauf von Nachrufen finanzieren. 2.000 Euro müssen Hinterbliebene zahlen für eine Foto-Slide-Show mit Hintergrundmusik, die sowohl im Programm ausgestrahlt als auch auf der Homepage des Senders veröffentlicht werden soll. Daneben planen die Verantwortlichen Dokumentationen über Friedhöfe als „Teil des kulturellen Gedächtnisses“sowie Tipps rund um das Thema Bestattung und Vorsorge.

Virtuelle Nachrufe

Zumindest die Idee für virtuelle Nachrufe ist dabei nicht neu. Auf Webseiten wie „memosite.de“ oder „trauer.de“ werden bereits jetzt Nachrufe veröffentlicht, teilweise sogar mit Foto. Selbst ein Kondolenzbuch fehlt nicht. Die Einträge erinnern an die Notizen, die in virtuellen Gästebüchern hinterlassen werden. Formulierungen wie „Du fehlst uns“ oder „Wir vermissen dich“ finden sich dort ebenso wie kleine Gedichte oder Grüße an andere Verstorbene.

Daneben offerieren die Webportale zahlreiche Serviceleistungen wie „Trauerredner“ oder „Trauerlyrik“. Es gibt in dem Bereich allerdings Unterschiede. Während die Einträge bei „trauer.de“ kostenlos sind, erwartet „memosite.de“ für einen Nachruf eine Spende von mindestens zehn Euro an die Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz e.V.

Die Internetseite „trauer.de“ wird von dem bayerischen Zeitungsverleger Dirk Ippen betrieben in Kooperation mit der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck und der WAZ Mediengruppe. Ziel des Angebotes sei es, so „Focus“, die Konsumenten davon zu überzeugen, eine Traueranzeige in einer der Partnerzeitungen der Verlagsgruppe zu schalten, beispielsweise im „Münchner Merkur“. Laut Unternehmer Ippen sind Todesanzeigen eine wichtige Einnahmequelle für Zeitungen. „Eine Lokalzeitung ohne Todesanzeigen? Zu 100 Prozent ist das der Beweis, die ist selber fast schon – tot“, so der Verleger gegenüber „Focus“-Autor Josef Seitz.

Trauerverarbeitung via Internet

Neben den kommerziell ausgerichteten Internetseiten existieren zahlreiche private Online-Angebote, die sich auf unterschiedlichste Art und Weise mit dem Thema Trauer auseinander setzen. Unter der Adresse „leben-ohne-dich.de“ finden sich beispielsweise Fotos von und Gedichte für verstorbene Kinder.

Neben Gedenkseiten, die sich der Erinnerung an Personen widmen, existieren auch solche, auf denen alkoholisierte Unfallfahrer angeklagt werden oder verzweifelte Eltern härtere Strafen für Raser fordern. Ein Beispiel dafür ist die Seite „rto-ev.de“, die vom Vorsitzenden der Bürgerstiftung Raser-Täter-Opfer betrieben wird. Thomas Wiese ist Videojournalist und filmt Verkehrsunfälle. Sein Ziel ist es, die Bevölkerung und vor allem die Politiker durch „verschiedenen Aktionen und Programme zum Nachdenken zu bewegen“. Ein Bestandteil seines Programms ist das Videoarchiv auf seiner Homepage, dass Bildern von demolierten Unfallwagen oder Rasern vor Gericht enthält.

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