Wann ist ein Mann ein Mann und eine Frau eine Frau? Beim Wartburg-Gespräch diskutierte ERF-Direktor Jürgen Werth am Dienstag mit drei Gästen über angeborene und antrainierte Unterschiede zwischen den Geschlechtern und darüber, was Gender Mainstreaming damit zu tun hat. In einem Punkt waren sich alle einig.
Von PRO
Foto: ERF Medien, Screenshot: pro
Dass es Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, war für alle Diskussionspartner des Wartburg-Gesprächs klar. Wo sie aber herkommen, darüber gingen die Meinungen auseinander. Hedwig von Beverfoerde, Sprecherin der „Initiative Familienschutz“ bezog sich auf die Säuglingsforschung und stellte klar: Das Gehirn des Menschen sei schon im Mutterleib bei Jungen und Mädchen unterschiedlich angelegt. Bereits Babys hätten je nach Geschlecht verschiedene Interessen. Sie stellte zudem fest, dass sich Jungen und Mädchen später tatsächlich für unterschiedliche Berufsfelder interessierten.
Der Psychologe und Familientherapeut Joachim Lask fragte: „Sind diese Unterschiede gottgegeben? Ist es biblisch festgelegt, dass Jungs mehr mit Autos spielen und Frauen bessere emotionale Intelligenz haben?“ Er wies darauf hin, dass das Gehirn bis ins Alter sehr formbar sei. So hätten auch Kultur und Erziehung einen großen Einfluss darauf, wie Kinder ihre Geschlechtlichkeit wahrnehmen. „Natürlich bilden sich bestimmte Rollenbilder aus“, sagte der fünffache Familienvater, „aber psychologisch festzulegen, was unabhängig von der Erziehung typisch weiblich und männlich ist, damit tue ich mich sehr schwer.“ „Gender Mainstreaming ist eine Kulturrevolution“
Was Frau- und Mannsein ausmache, sei nicht daran festzumachen, was sie tun, sondern wie sie etwas tun, meinte Martina Kessler, Theologin und psychologische Beraterin. Frauen setzten oft verschiedene Dinge miteinander in Beziehung, Männer gingen eher zielorientiert vor. Sie plädierte auch dafür, stärker zu hinterfragen, wie die Kultur einer Gesellschaft geschlechtliche Rollenbilder beeinflusst. „Wie sind wir so geworden, wie wir sind? Vieles ist Kultur, unser Jahrhundert, deutsch.“ Damit könne sie der konstruktivistischen Strömung der Gender-Theorien folgen, die zwischen den biologischen Merkmalen der Geschlechter und ihrem jeweiligen sozialen Verhalten, dem Gender, unterscheidet.
Das Geschlecht komplett zu verneinen, wie es eine andere Richtung der Gender-Ideologie tue, lehnte sie aber ab. Von Beverfoerde kritisierte, dass der Kampf gegen eine Benachteiligung von Frauen dazu benutzt werde, nun das Geschlecht selbst infrage zu stellen. Gerechtigkeit zwischen Geschlechtern und Gender Mainstreaming seien nicht dasselbe. Letzteres sei eine ideologische Agenda, die eine kleine Gruppe, finanziert von der EU, der Bevölkerung von oben aufdrücke, ohne dass das Parlament es beschlossen hätte. Es sei politisch gewollt, dass Frauen im Moment aktiv bevorzugt würden. „Das finde ich ungerecht“, sagte die Mutter von drei Kindern. Viele Bürger seien der Ansicht, bei Gender Mainstreaming gehe es um Gleichberechtigung, was viele gut fänden. „Aber es handelt sich um eine Kulturrevolution, die Auswirkungen auf Ehe und Familie, auf unser ganzes anthropologisches Gerüst hat.“ Was ist männlich, was ist weiblich?
Mit den ideologischen Vertretern des Gender Mainstreaming zu diskutieren, sei nicht möglich, stellte Kessler fest. Wer anderer Meinung sei, werde ausgepfiffen oder mundtot gemacht. Allerdings stellte sie in Zweifel, wie sehr sich die Inhalte dieser Theorien auf die Vorstellungen der Menschen auswirken. Sie beobachte, dass gerade Fernsehsendungen, die wie „Bachelor“ oder „Bauer sucht Frau“ klassische Geschlechterrollen stilisierten, sehr erfolgreich seien. Sie selbst habe Ihren Söhnen auch hauswirtschaftliche Aufgaben wie Kochen, Waschen und Putzen beigebracht. „Ich wollte sie befähigen, ein selbständiges Leben zu führen“, sagte die Mutter von vier Kindern.
Sie appellierte an Christen, intensiver wissenschaftlich zu untersuchen, wie kulturelle Prägungen und biologische Veranlagungen in Sachen Geschlecht zusammenhängen. Das unterstützte auch Lask: Forschungsergebnisse aus Biologie, Soziologie und Psychologie müssten mit der biblischen Perspektive angeschaut werden, dass Gott Mann und Frau als eigenständige Wesen geschaffen habe. Er wünsche sich, dass „wir messerscharf darüber diskutieren“, was Männlichkeit und Weiblichkeit bedeuten, welche Unterschiede es gibt, was davon angelegt ist und wie Gerechtigkeit möglich ist. Zu dieser Debatte habe Gender Mainstreaming einen Beitrag geleistet.
Moderator Jürgen Werth resümierte am Ende des Gesprächs, dass es im Wesen von Männern und Frauen sowohl angeborene als auch erworbene Dinge gebe. „Wir sind aber sehr kritisch, wenn alles gleich gemacht wird, denn das können wir auch aus der Bibel nicht ersehen.“ Unterschiedlichkeit sei ein großer Schatz, von dem Beziehungen lebten. (pro)
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