„Der Stern leuchtet“ – noch

Kommerz, Familienfest, Zwist mit fremden Kulturen – was bleibt eigentlich von Weihnachten? Die provozierende Werbeaktion einer Kirche deutet in eine bestimmte Richtung. Ein Kommentar von Norbert Schäfer
Von PRO
Die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig provoziert mit einem Motiv der Künstlerin Beate Heinen: Maria und das Kind landen in einem Müllauto.

Die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig hat in diesem Jahr eine Weihnachtskarte der besonderen Art verschickt. Die Karte ziert ein Bild der rheinischen Künstlerin Beate Heinen. Darauf ist die Szene der Krippe mit Maria und dem Jesuskind in die Schüttung eines Müllwagens verlagert. Flankiert wird die Szene von Männern, die abgeschmückte Weihnachtsbäume entsorgen. Landesbischof Christoph Meyns erkennt in dem Motiv solche Menschen, die „wie Müll behandelt“ werden. „Behandelt wie eine Ware, die man benutzt und dann wegwirft“, erklärte Meyns nach Angaben der Internetplattform evangelisch.de.

Bleiben von Weihnachten letztlich nur der Müll eines riesigen Konsumfestes und ausgetrocknete Weihnachtsbäume, die schnell aus dem Haus müssen, weil die Nadeln stören? Oder will die Künstlerin gar andeuten, dass unsere Gesellschaft mittlerweile dazu im Stande ist, den Kern von Weihnachten, die Geburt von Jesus, die selbstgewählte Erniedrigung in der Menschwerdung Gottes in einem schutzlosen Kind, vollends aus unserem religiösen und kulturellen Gedächtnis zu tilgen? Die Weihnachtskarte der Landeskirche ist erfrischend provozierend. Das gefällt mir.

Zwist um eine abgesagte Weihnachtsfeier

Weniger Grund zur Freude bietet derzeit eine Weihnachtsfeier in einem Gymnasium Lüneburg. Ersten Medienberichten zufolge sollte die verpflichtende weihnachtliche Feier wegen der Kritik einer muslimischen Schülerin nach außerhalb der Schulzeit verlegt werden. Die christlichen Lieder seien nicht mit ihrem Glauben vereinbar, hieß es. Am Dienstag dementierte der Schulleiter das. Eine Feier für die Mittelstufe falle wegen eines Personalwechsels aus, berichtet die Welt.

Notierenswert ist in dem Zusammenhang noch eine Stellungnahme des Bundesvorsitzenden des Evanglischen Arbeitskreises der Union (EAK), Thomas Rachel. Auf der EAK-Webseite erklärt der CDU-Politiker: „Weihnachten wie auch der gesamte Festkreis des christlichen Kirchenjahres haben unsere Kultur tief und nachhaltig geprägt. Das ist gut so und muss auch zukünftig so bleiben.“

Deutschland sei ein weltoffenes, tolerantes und freies Land, in dem jeder nach seinem Glauben und seiner Überzeugungen leben dürfe, erklärt Rachel. „Das bedeutet allerdings nicht, dass wir unsere gewachsenen kulturellen Traditionen und christlich geprägten Sitten und Gebräuche zur Disposition stellen oder verleugnen sollten.“ Rachel verweist zu Recht auf die kulturstiftenden, kirchlichen Feiertage. Im gleichen Atemzug unterstreicht er die Bedeutung der Religionsfreiheit für unser Land und in unserer Kultur. Die beinhaltet eben auch, keinen Glauben haben oder einem anderen als dem christlichen Glauben angehören zu dürfen.

Bedeutung des Festes wird ausgehöhlt

Der Aushöhlung der christlichen Deutung von Weihnachten und anderer christlicher Feiertage wird die schwindende Zahl der Christen kaum entgegentreten können. Das legt eine Untersuchung des Meinungsforschungsinstitutes Allensbach nahe, die im Auftrag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) die Einstellung der Deutschen zu Weihnachten und zum Christentum untersucht hat. Die Meinungsforscher kommen zu dem Ergebnis: „Ganz langsam, schleichend, werden die christlichen Sitten im Alltag aufgegeben.“ Die Studie zeigt, dass sich das Christentum seit Jahrzehnten nach und nach aus dem Leben der Deutschen verabschiedet. Das Christfest ist in weiten Teilen der Gesellschaft längst zum „Fest der Liebe“ oder zum „Fest der Familie“ kollabiert.

Das darf zur Kenntnis genommen werden. Folgerichtig wäre es dann, Maria und das Jesuskind zu entsorgen. So, wie es die Künstlerin auf ihrem Bild andeutet. Der Titel des Bildes lautet: „Noch leuchtet der Stern“. Die weltweite Christenheit vergleicht in Anlehnung an neutestamentliche Texte Christus mit dem Morgenstern. Die katholische Liturgie nimmt am 21. Dezember direkten Bezug auf diesen Umstand. In den adventlichen O-Antiphonen, es sind Wechselgesänge, drückt die Kirche ihre Hoffnung auf den kommenden Gottessohn aus. Am kürzesten Tag des Jahres setzt sie der Dunkelheit das „O oriens“ – O Morgenstern – entgegen. Das sollte Christen aller Orten Hoffnung geben. Der Morgenstern leuchtet – trotzdem die Gesellschaft Maria und Josef und Jesus entsorgt. Er wird immer leuchten, das ist ein Teil unserer christlichen Hoffnung.

Von: Norbert Schäfer

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