Der Spielwarenhersteller Mattel will im Herbst eine Barbie auf den amerikanischen Markt bringen, die mit Kindern sprechen kann. Die Gespräche werden in einer Cloud gespeichert und den Eltern übermittelt. Das hat nicht nur Vorteile, finden Kritiker.
Kontrolle im Kinderzimmer? Ein neues Barbie-Modell kann mit Kindern reden und zeichnet die Gespräche auf
Die „Hello Barbie“ kann sich mit dem Kind nicht nur darüber unterhalten, ob dem jungen Mädchen das rosa oder das grüne Kleid besser steht. Die Spielpuppe kann vor allem eines: gut zuhören. Denn hinter ihr verbirgt sich eine ausgeklügelte Technik. Über eine Spracherkennungssoftware wird jedes Wort, das Kind und Barbie wechseln, per WLAN in eine Cloud geladen und dort gespeichert. Wie die Tageszeitung Die Welt berichtet, lässt ein spezielles Konversationsprogramm die Antworten der Puppe so wirken, als würde sie tatsächlich auf das Kind eingehen. „Immer wieder haben wir zu hören bekommen, wie gerne sich Mädchen mit ihrer Barbie unterhalten würden“, rechtfertigt Mattel sein neues Produkt.
Die Audiodateien sollen wöchentlich an die Eltern versendet werden. Sie informieren nicht nur über die sprachliche Entwicklung ihres Kindes, also ob das Kind gegebenenfalls stottert oder lispelt. Die Hello Barbie ermöglicht es Eltern vor allem, einen Blick auf den Teil der Lebenswelt ihrer Zöglinge zu erlangen, der ihnen nicht im direkten Gespräch vermittelt wird – was ihr Kind also wirklich macht, wenn es alleine spielt.
Einverständnis der Eltern erfordert
Bei aller Kritik an der Barbie-Spionin weist das Unternehmen umso stärker auf den vertraulichen Umgang mit persönlichen Informationen hin: „Mattel ist Datensicherheit wichtig und die Hello Barbie genügt allen einschlägigen gesetzlichen Vorschriften wie dem Gesetz zum Schutz der Privatsphäre von Kindern im Internet“, sagte Unternehmenssprecherin Stephanie Cota. Das Gesetz regelt in den USA den Umgang mit persönlichen Daten von Kindern unter 13 Jahren.
Es gebe keinen Grund zur Besorgnis, versichert das amerikanische Unternehmen für Spielwaren. Das Speichern der Audiodateien in der Cloud diene lediglich dazu, das Gesprächserlebnis zu optimieren. Außerdem würden die Dateien nur für eine Dauer von zwei Jahren auf dem Server gesichert werden. Bei der New Yorker Spielzeugmesse wurde die Hello Barbie kürzlich vorgestellt. Kritiker in den USA mahnen seitdem den losen Umgang mit sensiblen Daten an und verweisen auf das Kindeswohl. Mattel hingegen betonte, dass Kinder nicht ohne das Einverständnis ihrer Eltern mit der Puppe spielten dürften.
Mehr Sensibilität gewünscht
Vergangene Woche erhielt Mattel den „Big Brother Award“, der von dem Bielefelder Verein Digitalcourage verliehen wird. In der Jury-Begründung für die Auszeichnung des amerikanischen Unternehmens sagt Linus Neumann vom Chaos Computer Club: „Als informierte und mündige Bürger brauchen wir eine Sensibilität dafür, welche Daten wir in wessen Hände geben, und was damit angestellt wird. Wir müssen den schmalen Grat finden zwischen einer goldenen Zukunft des Fortschritts – und der Unterwerfung unseres Zusammenlebens unter die gewinnorientierten Interessen einiger weniger großer Konzerne.“
In der Zeitung Die Welt warnt Autor Peter Praschl ferner davor, dass die vertraulichen Gespräche der Kinder durch die Cloud möglicherweise einmal für Hacker zugänglich werden könnten. „Auch Menschen, die sich nie mit Datensicherheit, Cloud-Computing und den Konsequenzen von Big Data befasst haben, fällt es leicht, sich auszumalen, was man mit dem Zeug alles anstellen kann.“ Praschl schließt mit den Worten: „Denn selbst wenn Mattel ein Einsehen hätte und die Spitzel-Barbie nicht auf den Markt brächte, zeigt allein der Umstand, dass sich jemand so eine Puppe ausgedacht hat, wohin die Reise geht.“ (pro)
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