Der Nikolaus und die „Sehnsucht nach dem ewigen Guten“

Am kommenden Freitag freuen sich landauf landab wieder viele Kinder über Besuch vom Nikolaus und seine Geschenke. Der Spiegel hat das „rote Phantom“ auf der Grundlage neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse portraitiert. Am Ende stehen viele Fragezeichen und Geheimnisse um den gütigen Bischof.
Von PRO
Der Nikolaus, der die Kinder in der heutigen überrascht, hat kaum mehr etwas mit seinem historischen Vorbild zu tun

Damit, anderen etwas in die Schuhe zu schieben, gelangte der Nikolaus zu Weltruhm. Die katholische Kirche verehrt ihn bis heute als „Bekenner, der trotz Marter der Herrlichkeit Gottes nicht abschwor“. Sechs Päpste haben seinen Namen gewählt. Heute ist der Nikolaus Schutzpatron von New York und von 42 Berufsständen, darunter die Bäckerzunft und die Bettler.

Abgesunken zur Kommerz-Ikone?

Nicht nur optisch hat der Bischof eine Wandlung durchgemacht: zunächst mit Glatze dargestellt, hatte er später eine Mitra und dann eine Zipfelmütze, später kamen Rauschebart und langer Mantel hinzu. Heute übe er mit einer „Glocke schwingend Konsumterror aus“, schimpft der Theologe Manfred Becker-Huberti.
Um die historische Figur ranken sich viele Legenden. Eigene Schriften hat der Kleriker nicht hinterlassen. Seinen Namen entdeckten Forscher in uralten Pergamenten. Grabungsergebnissen zufolge soll es sich um einen „dunklen, anatolischen Typ mit Bart und gebrochener Nase“ gehandelt haben, der eifrig die heidnische Politik-Riege aus Konstantinopel bekämpft habe. Einige Quellen überliefern, dass er nach dem frühen Pesttod seiner Eltern das komplette Vermögen des Vaters verschenkt haben soll, andere gehen davon aus, dass er es geklaut hat.

Bislang unbekannte Dokumente beweisen Existenz

Einige Forscher vermuten sogar, dass der Nikolaus nie gelebt hat. Ihr stärkstes Argument ist, dass sein Name in der Anwesenheitsliste des Bischofskonzils von Konstantinopel 325 nach Christus nicht erwähnt sei. Bislang unbekannte Dokumente hätten dies jetzt widerlegt. Nikolaus habe auf dem Konzil auch seine von Folterknechten zugefügten Narben gezeigt. Bestattet wurde der Bischof auf dem Märtyrerfriedhof von Myrna.
Bereits im 9. Jahrhundert war der Bischof ein „Star im Abendland“, wie Spiegel-Redakteur Matthias Schulz schreibt. Kaufleute aus Bari hatten die Gebeine des Heiligen aus Myra entführt. Ein Teil davon befindet sich heute in Fribourg in der Schweiz und im französischen Lothringen. Der Reformator Martin Luther versuchte, den Siegeszug des Nikolaus zu stoppen, scheiterte aber. Allein in Deutschland wurden dem Nikolaus 4.000 Kirchen und Altäre gewidmet.

Mit der Mythenfigur Kasse machen

Auch in der Türkei nimmt der Rummel um den Nikolaus weiter zu. Das Gebiet um seinen Beerdigungsort soll nun schnell archäologisch und touristisch vereinnahmt werden. „Mit der Mythenfigur lässt sich Kasse machen“, meint Schulz. „Der Weihnachtsmann ist bloß ein Klon“, erklärt der Theologe Becker-Huberti. Der Nikolaus stehe als „Herr der Güte“ dafür, dass die Seligkeit im Geben und nicht im Nehmen liege: „Er weckt in uns die Sehnsucht nach dem ewigen Guten.“ (pro)

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