Der Medienmönch: Seelsorge statt „Zählsorge“

Er ist wohl Deutschlands bekanntester Mönch. Er hat eine Homepage, Facebook und eine eigene Talkshow. Er nutzt alle Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts, um Gottes Wort zu verkünden. Jetzt widmete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" dem "Medienmönch" Paulus Terwitte einen dreispaltigen Artikel.
Von PRO
Alles fing im Jahr 2000 an. Da begann der Kapuzinermönch Paulus Terwitte, täglich die Schlagzeilen der "Bild"-Zeitung mit einem geistlichen Kommentar zu versehen. Dann trat er in Talkshows auf. Jetzt hat er sogar eigene Sendungen. Auf Sat1 moderiert er "So gesehen – Talk am Sonntag". Mit einem Gast aus Politik oder Kultur spricht er über Themen der Ethik. Alle zwei Wochen ist seine Kollegin Julia Scherf an der Reihe, die die evangelische Kirche vertritt. Auf N24 moderiert Terwitte zudem "Um Gottes Willen – N24 Ethik". Im Gespräch mit Schauspielern oder Künstlern geht es um Ausdrucksmöglichkeiten und Quellen des ethischen Handelns. Außerdem hat er eine Sendung im Hessischen Rundfunk und ist regelmäßig im Domradio zu hören. Seine Mitgliedschaft in sozialen Netzwerken wie Facebook und Xing runden seine Medienpräsenz ab. Außerdem twittert Bruder Paulus intensiv. Seine "Follower" lesen oft Sätze wie "Jesus betet voran. Und wir ihm hinterher.". Oder er reagiert auf Kommentare von anderen Nutzern und schreibt "Die Kirche ist Freiraum mit Maß für die Freiheit. Maßlosigkeit ist Opium fürs Konsumvieh."

Trotzdem sieht Bruder Paulus die Medien nicht als die Hauptsache an. Sie sind für ihn Hilfsmittel, um das zu verbreiten, was ihm am Herzen liegt: das Wort Gottes. "Ich selbst bin das wichtigste Medium. Um die Message des Evangeliums rüberzubringen, benötigt man in erster Linie Taten und den berufenen Christen. Der Rest sind nützliche Hilfsmittel", sagte er gegenüber der FAZ. Seine Medienpräsenz sieht er nicht als Kontrast zum übrigen kirchlichen Leben. Die Kirche ist für ihn alles andere als unmodern: "Die Kirche ist für mich eine der modernsten Institutionen überhaupt", erklärte er. "Sie ist immer schon da, wo sich sonst noch niemand hintraut. Wenn man in die Geschichte schaut, dann waren die Missionare schon in China, als hier noch niemand an China dachte."

"Gott ist exkommuniziert"

Terwittes Hauptwirkungsstätte ist das Liebfrauenkloster mitten in Frankfurt. Hier begegne der Mönch Menschen aus allen Schichten und sei nah am "Puls der Zeit", schreibt die FAZ. Er sei sich seiner Rolle als Person in den Medien bewusst: "Man muss die Grenzen der medialen Kommunikation kennen und sich den Weg zwischen Ernsthaftigkeit und Hampelmann immer wieder bewusst machen." Es gebe so viele Arbeitsbereiche der Kirche, von denen die Medien nie berichteten: Gemeindepfarrer, Schwestern und Religionslehrer leisteten so eine wichtige Arbeit, würden aber nie in den Medien erwähnt.

Wegen dieser Schwerpunktsetzung sieht Terwitte auch den kommenden Papstbesuch nicht unkritisch. "Man weiß als Mediennutzer, wo der Papst wohnen wird und welche roten Schuhe er tragen wird, aber einen Blick auf die Botschaft, die er übermitteln möchte, werfen die wenigsten Medien", bedauert er im Interview mit der FAZ. Auch den "Zahlenfetischismus" beurteilt er kritisch. "Es geht um Seelsorge und nicht um Zählsorge." Wenn der Papst auf seiner Reise nur ein einziges Mitglied gewänne, hätte er sein Soll schon erfüllt.

Außerdem wünscht sich Bruder Paulus mehr christliche Schwerpunkte bei den öffentlich-rechtlichen Sendern. Diese hätten "Gott praktisch exkommuniziert". Terwitte fände einen Tigerenten-Club, in dem Kinder Bibelstellen nachspielen oder lernen zu beten, eine lohnenswerte Investition.

Trotz allem sei er aber mit Leib und Seele "Medienmönch". Er betrachte es als seine Berufung, Kirchen-PR mit Glaubensvermittlung zu verbinden. Gerade darin sehe er auch eine Verbindung zu Papst Benedikt XVI. (pro)
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