Der „Mähdrescher Gottes“ in Zürich nicht von jedem willkommen

Am Pfingstsamstag wird der Evangelist und Buchautor Reinhard Bonnke in Zürich eine Heilungskonferenz durchführen. Doch Schweizer Medien sowie Sektenbeauftragte heißen den "Mähdrescher Gottes" nicht willkommen.
Von PRO

Bonnke ist vor allem bekannt für Evangelisationsveranstaltungen in Afrika, zu denen Millionen von Menschen kommen. Am Pfingstsamstag wird der deutsche Prediger im Züricher Hallenstadion und im "Patinoire de Mallet" bei Lausanne sprechen. Eingeladen hat ihn die Freikirche International Christian Fellowship (ICF) anlässlich ihres 15-jähriges Bestehens.

Wie die Nachrichtensendung "Rundschau" des Schweizer Fernsehens berichtet, kritisieren Sektenexperten den Besuch Bonnkes. Die evangelische Informationsstelle "Relinfo" etwa wirft Bonnke unter anderem vor, er schüre religiöse Ausschreitungen in Nigeria. Zudem habe er von Nigerias Militär-Diktator Sani Abacha 100.000 Dollar entgegengenommen. "Bonnke wusste, wie korrupt Abacha war, er wusste, dass das Geld dem nigerianischen Volk gestohlen worden war, und er hat es trotzdem für sein Missionswerk verwendet", kritisiert Religionsexperte Georg Schmid. Auch habe sich der Evangelist gut mit Liberias Ex-Präsident Charles Taylor verstanden, lautet die Kritik. Taylor muss sich derzeit wegen Kriegsverbrechen vor einem UNO-Sondertribunal in den Haag verantworten.

Bei Bonnkes Evangelisationsveranstaltungen bezeugen regelmäßig zahlreiche Menschen, durch Gottes Kraft von Krankheiten und Ängsten befreit worden sein. Blinde hätten wieder sehen und Lahme wieder gehen können, wird von den Heilungsgottesdiensten berichtet. Bonnke, der 1940 in Königsberg als Sohn eines Pastors geboren wurde, war als junger Mann zunächst sieben Jahre lang Pastor einer christlichen Gemeinde des "Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden" in Norddeutschland. 1967 reiste er erstmals mit seiner Ehefrau und seinem Sohn als Missionar nach Afrika. 1974 wurde das Missionswerk "Christus für alle Nationen" (CfaN) gegründet, für das er seit dem arbeitet. Seine Afrika-Mission gründet sich nach eigener Aussage auf einer Vision im Jahr 1972. Er habe ein "blutgewaschenes Afrika" vor sich gesehen und dazu eine Stimme gehört, die sagte "Afrika soll gerettet werden." Laut  CfaN haben in den vergangenen 22 Jahren rund 120 Millionen Menschen Bonnkes Evangelisationsveranstaltungen besucht. Dabei hätten sich allein seit dem Jahr 2000 mehr als 58 Millionen Menschen für Jesus entschieden. Bonnke wird daher auch "Mähdrescher Gottes" genannt. Seine Bücher und kostenlose Broschüren wurden in 143 Sprachen übersetzt.

Stamm: "Bonnke ist realitätsfremd, aber ein Star der Evangelikalen"

Der Religionsexperte Georg Schmid kritisierte in der "Rundschau", dass es keine wirklichen Wunderheilungen bei Bonnkes Veranstaltungen gebe. "Er ist schlau genug, dass er nicht nachfragt, wie plausibel die Heilungen wirklich sind, weil er weiss: Durch all die Heilungsberichte hat er nachher mehr Publikum", so Schmid. Der Sektenexperte Hugo Stamm hält Bonnke für "gefährlich": "Er ist ein sehr charismatischer Fundamentalist, der sich als Vertreter Gottes sieht", sagte Stamm laut der Schweizer Zeitung "Tagesanzeiger". In den Stadien herrsche eine "unglaubliche Atmosphäre", wenn Bonnke spreche, "die Leute werden von ihren Gefühlen mitgerissen und glauben tatsächlich, sie hätten Gott gespürt". Bonnke sei "abgehoben, realitätsfremd und verblendet", aber ein grosser Star in der evangelikalen Bewegung.

Der Gründer der Freikirche ICF, Leo Bigger, verteidigte in der "Rundschau" seine Entscheidung, Bonnke als Gastreferent einzuladen: "Ich kenne sein Leben nicht im Detail. Als ich sah, mit welcher Leidenschaft und Begeisterung er predigt, entschloss ich mich, ihn einzuladen."

Der "Tagesanzeiger" befragte den stellvertretenden Direktor des Züricher Hallenstadions, Hugo Mauchle, ob er Bedenken wegen Bonnkes Auftritt habe. "Wir sind ein Lokal, das grundsätzlich allen offen steht. Solange sie sich an die schweizerische Gesetzgebung halten", sagte Mauchle. Dennoch kann er sich vorstellen, dass der Auftritt auch Proteste hervorrufen könne. "Dies gibt es immer wieder." Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen wegen etwaiger Proteste habe er indes nicht eingeplant.

Am Sonntag, den 5. Juni, tritt Bonnke auch in Deutschland auf; Er hält in der Internationalen Christengemeinde in Freiburg einen Heilungsgottesdienst ab. (pro)

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