Der Kirchenmann für die Medien

Papst Franziskus wird am Samstag 80 Jahre alt. Für sein bescheidenes, menschennahes Handeln erntet er viel Lob, erhält aber auch Kritik. Den Menschen predigt er das Evangelium, die Medien sind von ihm begeistert. Dass er das Papst-Amt übernahm, ist für das Medienimage der Katholischen Kirche eines der besten Dinge, die ihr passieren konnte. Ein Kommentar von Martina Blatt
Von PRO
Kommt positiv rüber: Franziskus bei einer Generalaudienz

Papst Franziskus feiert am Samstag seinen 80. Geburtstag. Dass der Latino im März 2013 zum Papst gewählt wurde, galt als große Überraschung. Bei aller Kritik: Für die Medien und viele Menschen ist er ein Star. Und nicht nur die Katholische Kirche profitiert davon.

Kritiker werfen dem Pontifex unter anderem vor, der Verantwortung „seiner“ Kirche nicht nachzukommen und sich der Welt anzubiedern. Seine pragmatische Wortwahl – etwa bei dem Aufruf, Katholiken müssten sich nicht „wie Karnickel“ vermehren –, sorgte stets für großes Medienecho und auch Kritik. Doch gerade mit seinem Lebensstil setzt er Zeichen – und das Wort Gottes in die Tat um. Franziskus verwehrt sich Prunk und Protz und wünscht sich eine „Kirche der Armen“. So verzichtete er von Anfang an auf päpstliche Limousinen. In die ihm zustehende Wohnung im Apostolischen Palast zu ziehen, lehnt er ab. Er lebt in Appartement 201 im Gästehaus Santa Martha. Seine Bescheidenheit, die auch seine Reisestandards und Kleidung betrifft, hat eine klare Botschaft: Er erteilt der „Vergötterung des Geldes“ eine klare Absage. In seinen Predigten ruft er ­­– ohne etwas zu beschönigen – immer wieder zur Nachfolge Jesu auf. Sein Handeln wirkt menschennah und authentisch.

„Mit einer solchen Leichtigkeit und Fröhlichkeit und so völlig ohne Angst zeigt uns der Papst eine Menschenliebe, dass es fast schon eine Provokation ist.“

Franziskus dominiert Medienbild der Kirche

Bei einem Besuch auf der griechischen Insel Lesbos im April nahm der Papst aus dem Flüchtlingslager Moria drei syrische Familien mit nach Rom. Zu Ostern wusch und küsste Franziskus zwölf Menschen die Füße – elf von ihnen waren Asylbewerber. Das kann auf manche plakativ oder gar inszeniert wirken, schließlich sind stets die Medien dabei. Jedoch ist das Kümmern um Arme und Bedürftige gelebtes Evangelium. Er zeigt, dass es geht, und macht es einfach.

Das Medienforschungsinstituts Media Tenor International beobachtet die Medienpräsenz der Päpste seit vielen Jahren. Dem argentinischen Pontifex bescheinigt es seit dessen Amtsübernahme: „Papst Franziskus hat das Medienimage der Katholische Kirche verändert und ihm langfristig deutlich positive Impulse verschafft.“ Im globalen Vergleich dominiere Franziskus das Medienbild der Kirche. Christian Kolmer, Leiter Gesellschaftsanalyse bei Media Tenor, sagt: „Die Teilnahme des Papstes an der Eröffnung des Reformationsgedenkens am 31. Oktober 2016 in Lund ist deshalb nicht nur ein Zeichen der Aussöhnung der lange verfeindeten Konfessionen, sondern auch eine Chance, die Botschaften der Reformation wieder in das öffentliche Bewusstsein zu rufen.“

„Provokante Menschenliebe“

Franziskus ist ganz klar ein Medien-Papst. Damit ist er zwar nicht der erste: Die Bundeszentrale für politische Bildung nannte auch Johannes Paul II., der mehr als 26 Jahre im Amt war, einen „medialen Superstar“. 2013 kürte das Time-Magazin Franziskus zur Person des Jahres. In diesem November zeichnete ihn der Medienkonzern Hubert Burda Media mit dem Medienpreis Bambi für seine gelebte Nächstenliebe aus.

In seiner Bambi-Laudatio auf den Papst, die die ARD zur besten Sendezeit ausstrahlte, betonte der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler: Franziskus mache unmissverständlich klar, dass die christlichen Wurzeln Europas „nicht Folklore, sondern Anspruch an uns selbst sind“. Weiter sagte Köhler: „Mit einer solchen Leichtigkeit und Fröhlichkeit und so völlig ohne Angst zeigt uns der Papst eine Menschenliebe, dass es fast schon eine Provokation ist.“ Dieses Beispiel macht deutlich: Mit Franziskus kommt Evangelium in die Medien.

2013 stand die Katholische Kirche in großer Kritik, unter anderem wegen des Missbrauchskandals sowie der versenkten Millionen des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst. Dass der Jesuit Jorge Mario Bergoglio, wie Franziskus mit bürgerlichem Namen heißt, damals Papst geworden ist, ist für das Bild der Katholischen Kirche in den Medien eines der besten Dinge, die ihr passieren konnte. Ihre Fehler werden dadurch nicht nichtig. Aber das Vertrauen der Menschen in die Katholische Kirche und in den Papst ­– das zeigte eine Studie des Magazins stern – stieg wieder an. (pro)

mab

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