„Der Goldene Kompass ist für uns die Goldmedaille nach einem Marathon“

Für den Film „Honecker und der Pastor“ erhält Jan Josef Liefers den „Goldenen Kompass“. Im Interview spricht er über seinen Blick auf die Kirche, warum die Geschichte mit Pastor Holmer ein Volltreffer war und was ihm die Auszeichnung bedeutet.
Von Nicolai Franz
Drehstart von „Honecker und der Pastor“: Von links: Margot Honecker (Barbara Schnitzler), Erich Honecker (Edgar Selge), Jan Josef Liefers (Regisseur/Produzent), Uwe Holmer (Hans-Uwe Bauer), Sigrid Holmer (Steffi Kühnert)

PRO: Herr Liefers, was hat Sie so fasziniert, dass Sie einen Film über den Aufenthalt der Honeckers bei Familie Holmer gedreht haben?

Jan-Josef Liefers: Es ist fast ein Märchen. Der Diktator und seine Minister-Frau landen nach ihrem Sturz nicht im fernen Exil in irgendeinem sonnigen Land oder an einer rostigen Laterne, sondern im Kinderzimmer eines Pfarrhauses, ausgerechnet am anderen Ende der kommunistischen Nahrungskette. Sowas kann man sich nicht ausdenken.

Der Glaube spielt bei Familie Holmer – und auch im Film – eine wichtige Rolle. Beim Thema Kirche schalten die Menschen heutzutage eher ab, „Honecker und der Pastor“ war hingegen ein Erfolg. Warum?

Ich bin kein Experte, aber mir scheint, diese Marginalisierung ist ein großenteils hausgemachtes Problem der Kirche. Ihre Angebote und öffentlichen Wortmeldungen in einer von Krisen bestimmten Zeit wirken oft staatsnah, angepasst oder ausweichend. Vielleicht auch als Folge der Skandale um Missbrauch und des damit einhergehenden Unschuldsverlustes? Es gibt aber in der Welt auch Orte, wo die Zahl der Christen wächst. China etwa. Auch Sekten haben Zulauf. Es gibt also überall ungebrochen die menschliche Sehnsucht nach einem spirituellen Ausgleich in einer hypermaterialistischen Welt, nach innerem Frieden in kriegerischen Zeiten.

Die Christliche Medieninitiative pro verleiht alle zwei Jahre den Medienpreis „Goldener Kompass“. Mit ihm werden Medienschaffende ausgezeichnet, die Beispiele glaubhaft gelebten Christseins vorbildlich darstellen oder Beiträge veröffentlichen, die Zuschauer, Hörer, Leser und andere Mediennutzer dazu motivieren, sich neu mit der Bibel auseinanderzusetzen. Ausgezeichnet werden Beiträge, die dazu beitragen, dass christlicher Glaube und Kirche als relevante Themen im öffentlichen Gespräch bleiben.

In diesem Jahr wird unter anderem Jan Josef Liefers für den Film „Honecker und der Pastor“ ausgezeichnet.

Der „Goldene Kompass“ 2023 wird am 30. November verliehen. Hier gelangen Sie zum Livestream.

Haben die Arbeiten für den Film Ihren Blick auf den Glauben verändert?

Ich bin wohl Agnostiker. Mit dieser Antwort ziehe ich mich meistens erfolgreich aus der Affäre, wenn jemand die Gretchenfrage stellt.

Drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung leben wir in einer völlig anderen, von Krisen und hitzigen Debatten bestimmten Zeit. Was kann die Geschichte von „Honecker und der Pastor“ uns heute sagen?

Folge deinem inneren Kompass. Handele menschlich. Traue keinen Ideologen. Mache niemanden zu einem Objekt und lass dich von niemandem zu einem Objekt machen. Kapitalismus kann reich machen, aber nicht notwendigerweise glücklich. Social Media hat die Welt nicht verbessert.

Sie werden mit dem „Goldenen Kompass“ ausgezeichnet. Was bedeutet Ihnen der Preis?

Oh, glauben Sie mir, ich fühle mich geehrt, wahrgenommen und gebauchpinselt. Wenn es meinem Team, meinen Schauspielern und mir gelungen sein sollte, ein relevantes Thema mit der angemessenen Unterhaltsamkeit rüberzubringen, dann haben wir unser Ziel erreicht. Der Goldene Kompass ist für uns die Goldmedaille nach einem Marathon.

Das Interview wurde schriftlich geführt.

Dieser Text ist zuerst in der aktuellen Ausgabe des Christlichen Medienmagazins PRO erschienen. Abonnieren Sie PRO kostenlos hier.

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