Den Geist des Konzils neu beleben

Vor 50 Jahren, am 11. Oktober 1962, begann das Zweite Vatikanische Konzil, das den Aufbruch der katholischen Kirche in die Moderne markiert. In einem Interview mit der Zeitung "Die Welt" haben der frühere Präsident des Bayerischen Landtags, der Katholik Alois Glück (CSU), und der evangelische CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe über Erfolge und noch offene Anliegen des Konzils gesprochen.
Von PRO
Für Glück, der seit 2009 Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken ist, steht das Konzil für die "frohe Botschaft, eine andere Art der Glaubensvermittlung und der Kirche". In seiner Jugend sei Glaubensgehorsam die soziale Norm gewesen, der man sich erst mit einer bewussten Entscheidung habe entziehen können. Heute sei es umgekehrt: Um in der Kirche zu bleiben, müsse man eine bewusste Entscheidung treffen.

Ohne das Konzil wäre die Kirche heute eine "kleine Sekte", die nicht mehr auf der Höhe der Zeit wäre, mutmaßt Glück. Veränderungen wie die Liturgie in der Volkssprache oder ein der Gemeinde zugewandter Priester hätten eine "neue Offenheit" bewirkt. Glück beklagt allerdings, dass "der Geist des Konzils in der Kirche immer schwächer geworden ist", etwa durch den starken Zentralismus und Klerikalismus. Das 50-jährige Jubiläum sei ein "wichtiger Anlass, einen neuen Aufbruch zu wagen".

Wirkung auf Politik und Gesellschaft

Gröhe verweist auf die Folgen des Konzils für die Politik. Die Hinwendung zur Ökumene, zum Gespräch mit anderen Religionen und zur Laien- und Weltverantwortung hätte auch die weltweite Christdemokratie zeitgemäß werden lassen. Mit der Ermutigung durch das Konzil habe sie besonders in Lateinamerika zu Demokratisierung und Achtung der Menschenrechte beigetragen.

Der Impuls des Konzils, neue Wege zu gehen und zugleich die Tradition zu bewahren, sei auch heute noch bedeutsam für die Unionsparteien CDU und CSU: "Wir wollen eine bleibende Werteorientierung im Leben heutiger Menschen zur Geltung bringen. Christliche Werte sind nicht fürs Bücherregal." Anders- oder Ungläubige seien eingeladen, die Gesellschaft nach diesen Werten zu gestalten.

Besonders in der Ökumene sehen beide jedoch Nachholbedarf, etwa das gemeinsame Abendmahl in konfessionsverbindenden Ehen zuzulassen. Gröhe betont, die Einigkeit der Kirche, wie sie sich Jesus gewünscht hat, sei auch für die "große missionarische Herausforderung" angesichts der sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder in Deutschland wichtig. (pro)
http://www.welt.de/politik/deutschland/article109782439/Mit-der-neuen-Offenheit-kamen-nicht-alle-zurecht.html
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