Wörtlich heißt es: „In Zuschriften an die Redaktion Frontal 21 wurde kritisiert, die Evolutionsgegner würden als ‚christliche Sektierer‘ und ‚Fundamentalisten‘ diskreditiert. Den Schöpfungsbericht wörtlich zu nehmen, wie es die großen Kirchen in Deutschland nicht tun, zeichnet die evangelikalen Gruppen am Rande und außerhalb der evangelischen Kirche aus, die eine sehr kleine Minderheit im christlichen Spektrum darstellen. Papst Johannes Paul II. hat die katholische Lehre und die darwinsche Evolutionslehre als miteinander vereinbar bezeichnet.“
Kritik an „Evolution – Ein kritisches Lehrbuch“
Zudem tritt Ulrich Stoll der Darstellung der Studiengemeinschaft „Wort und Wissen“ entgegen, wonach das in dem Beitrag erwähnte Buch „Evolution – Ein kritisches Lehrbuch“ nicht im Biologieunterricht verwendet werden solle. In diesem Zusammenhang wird in der Stellungnahme aus einer Laudatio von Dieter Althaus zitiert, die der heutige Thüringer Ministerpräsident im Jahr 2002 anlässlich der Verleihung des Deutschen Schulbuchpreises für das Buch gehalten habe.
Damals war Althaus Abgeordneter des Thüringer Landtages und CDU-Landesvorsitzender. Althaus habe gesagt: „Die Evolutionsgläubigen verallgemeinern ihre scheinbar in sich schlüssige Theorie und lassen für die Möglichkeit der Schöpfung keinen Raum… Ich hoffe deshalb, dass Ihr Buch nicht nur von Biologielehrern für den Unterricht verwendet wird, sondern auf eine weit darüber hinaus gehende Leserschaft trifft.“
Althaus hatte bis vor wenigen Wochen im Rahmen der „Erfurter Gespräche“ eine Veranstaltung mit dem Mikrobiologen Siegfried Scherer und dem Kasseler Biologieprofessor Ulrich Kutschera geplant. Scherer, Inhaber des Lehrstuhls für Mikrobielle Ökologie an der Technischen Universität München, gilt als Kritiker der Evolutionstheorie. Daraufhin war Althaus im September dieses Jahres von dem Magazin „stern“ und weiteren Medien massiv kritisiert worden. Nach einem Interview von Professor Siegfried Scherer mit der Evangelischen Nachrichtenagentur „idea“ hatte der Biologe Kutschera seine Teilnahme an der Veranstaltung abgesagt.
Althaus: „Diskussion muss möglich sein“
In einem Interview mit dem Magazin „Der Spiegel“ (21. September) hatte Althaus die Kritik zurückgewiesen: „Es geht nicht darum, den Kreationismus zu propagieren, das ist eine böswillige Unterstellung. Es gibt verschiedenste Theorien, über deren Berechtigung man diskutieren können muss. Dazu gehört die Frage, wie sich der christliche Glaube mit der Evolutionstheorie vereinbaren lässt“, sagte Althaus.
Den Vorwurf, dass er „religiösen Fundamentalisten den Boden bereitet“, nannte Althaus „absoluten Blödsinn“. Er wolle einfach nur verschiedene Meinungen zu Wort kommen lassen, da die Evolutionstheorie noch „kein abgeschlossenes Konzept“ sei. „Eine Diskussion über unterschiedliche Theorien muss möglich sein. Ich habe in der DDR erlebt, dass ideologische Ausrichtungen so stark definiert waren, dass es keine Debatten mehr geben durfte. Ich bin eigentlich froh, dass wir diese Zeiten hinter uns gelassen haben.“
Baake: „Pauschale Verurteilung“
Der Geschäftsführer des Christlichen Medienverbundes KEP, Wolfgang Baake, nannte die Berichterstattung des Magazins eine „pauschale Verurteilung schlechthin“. Journalisten seien dazu verpflichtet, anerkannte Wissenschaftler nicht pauschal zu verurteilen. „Wer sich selbst als liberal bezeichnet, wie das der ’stern‘ tut, muss auch andere Meinungen gelten lassen, auch wenn sie dem gängigen Lehrverständnis der Biologen nicht entsprechen. Wir leben in einem Land der Presse-, aber auch der Meinungsfreiheit. Beide Elemente gehören in einer Demokratie zusammen“, sagte Wolfgang Baake. Gleichzeitig kritisierte er die Verwendung des Begriffs „fundamentalistische Christen“:
„Fundamentalisten haben sich im Bewusstsein der Öffentlichkeit schon lange einen der letzten Plätze auf der Scala der Sympathie erobert: denn die Menschen denken bei diesem Wort meist an radikale Moslems, die Böses in die Welt bringen wollen.
Zu Recht gehört ihnen nicht nur auf der Sympathie-Scala der letzte Platz, sondern vielmehr der erste auf der Liste der Herausforderungen, vor denen unsere Demokratie und Gesellschaft in den kommenden Jahrzehnten steht.
Christen jedoch missbrauchen ihre Berufung auf das Fundament des Glaubens im Gegensatz zu radikalen Moslems nicht zur Rechtfertigung von Gewalt, Hass und Intoleranz. Vielmehr sind die Fundamente des christlichen Glaubens Überzeugungen, die zu Frieden, Liebe und Verständnis in unserer Gesellschaft beitragen sollen“, sagte Baake.