De Maizière: Mehr Christen in die Politik

Christen sollten sich stärker in der Politik engagieren, fordert Thomas de Maizière. Der Bundesverteidigungsminister erklärte bei einem Vortrag in Leipzig am Freitag, wie dies gelingen kann. Bei der Veranstaltung des Evangelischen Arbeitskreises der CDU in Sachsen thematisierte der Unions-Politiker auch die christliche Identität seiner Partei.
Von PRO

Viele Christen stünden einem Engagement in der Politik skeptisch gegenüber, sagte de Maizière. Die Ursache hierfür liege in der Meinung, in der Politik gehe es nur um Machtstreben, Intrigen und Kumpanei. Dies sei jedoch ein Zerrbild. Für ein Engagement hingegen spräche die Möglichkeit, etwaigen Schaden einer Politik abzuwenden, die nicht an christlichen Werten orientiert ist. „Wir sind als Christen nicht bloß zum Wählen, Mitmachen, erst recht nicht zum Meckern aufgerufen. Wir sind auch dazu berufen, politische Verantwortung zu übernehmen.“

Ein weiteres Hindernis für politisches Engagement sei die Meinung vieler Christen, dass die dazu notwendige Macht etwas Negatives ist. „Oft wird gedacht, dass Macht an sich etwas Böses und deren Besitz moralisch verwerflich ist“, sagte de Maizière. Doch Machtstrukturen gebe es überall, wo Menschen Gemeinschaften bilden. Und ohne Macht sei Veränderung zum Besseren nicht möglich.

Politik als „Vorletztes“

Der christliche Glaube helfe, richtig mit der Macht umzugehen, denn er halte das Bewusstsein wach, dass Politik nur das „Vorletzte“ und der Mensch fehlbar sei. „Zu diesem Bewusstsein gehört auch das Wissen, dass wir uns mit bestimmten Dingen abfinden müssen. Je mehr wir uns einbilden, alles lösen zu können, desto weniger können wir ertragen, dass es unlösbare Probleme gibt.“

In diesem Punkt sieht de Maizière auch den Unterschied zu Politikern, die nicht christlich sind. Der Unterschied werde weniger in alltäglichen Entscheidungen greifbar, wie etwa Steuererhöhung, sondern am Verständnis von Politik als „Vorletztes“. „Wenn man Erfolg hat, wird man nicht übermütig. Wenn man eine Niederlage erlebt hat, braucht man nicht depressiv sein.“

Christliche Werte mit Augenmaß

De Maizière empfahl politisch aktiven Christen, nicht bei jeder Entscheidung das religiöse Bekenntnis zu bemühen. „Ein inflationärer Rückgriff auf Gott mindert den Wert des Christlichen in dem Moment, wenn es darauf ankommt“, erklärte der 59-Jährige. Er warb auch dafür, emotionslos an für Christen wichtige Themen wie die Präimplantations-Diagnostik heranzutreten. „Je mehr der Kern der Schöpfung berührt ist, desto vorsichtiger sollten unsere Angriffe erfolgen.“ Andernfalls gehe es in der Politik nicht mehr um Argumente, sondern um Sympathie oder Antipathie.

De Maizière forderte, von unrealistischen Forderungen abzusehen. „Ideen müssen in einer Demokratie immer umsetzbar sein.“ Dabei habe eine Kompromisslösung, wie etwa verkaufsoffene Sonntage, für viele etwas Anrüchiges. Doch sei es positiv zu sehen. Denn in der Politik gehe es selten um wahr oder falsch, diese grundsätzlichen Entscheidungen seien dem Glauben vorbehalten. In der Politik handele es sich um Abwägungs-Entscheidungen, die pragmatisch zustande kämen.

Das Christliche in der Union

Das „C“ in der CDU gehöre zur Identität der Partei: das Bekenntnis zum christlich-jüdischen Verständnis vom Menschen. So sei ein Leitgedanke die Gottes-Ebenbildlichkeit des Menschen, der zu dem politischen Schluss führe: „Wir trauen den Menschen etwas zu, wir schreiben ihnen nichts vor.“ Die Berufung auf christliche Werte sei jedoch kein Anspruch auf christliche Politik, betonte de Maizière.

Seine Rolle als Christ und Verteidigungsminister, der bewaffnete Truppen in Konflikte entsendet, sei selten widersprüchlich, erklärte de Maizière. Auch in den Kirchen herrsche der Konsens, dass es manchmal notwendig sei, Gewalt anzuwenden, um Gewalt zu verhindern. Schwierig sei es als Mensch und als zuständiger Minister, mit dem Tod von Soldaten umzugehen. „Aber da verzweifle ich nicht an meinem Gott, vielmehr hilft er mir. Leicht ist es dennoch nicht.“ (pro)

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