Davor haben Kinder Angst

Kinder fürchten sich vor Mobbing. Das besagt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung. Zudem beklagen gerade ältere Kinder häufiger die fehlende Zeit ihrer Eltern.
Von PRO
Ein Mädchen hält sich die Hände schützend vors Gesicht: Jedes dritte Kind an Haupt-, Gesamt- und Sekundarstufen fühlt sich nicht sicher an der Bildungseinrichtung

Wovor haben Kinder Angst? Was bewegt sie? Jungen und Mädchen im Schulalter belastet etwa, ausgegrenzt zu werden. Manche von ihnen machen sich Sorgen über die finanzielle Situation ihrer Familie. Auch fühlt sich ein Teil der Acht- bis Vierzehnjährigen in der Schule nicht sicher. Das geht aus einer neuen repräsentativen Befragung von 3.450 Kindern und Jugendlichen zwischen acht und 14 Jahren zu ihrer Lebenswelt hervor. Diese Daten hat die Bertelsmann-Stiftung in Zusammenarbeit mit einer Expertin der Frankfurter Universität erhoben.

Laut der Studie hat jeder dritte Schüler Angst vor Gewalt, Mobbing und Ausgrenzung in der Klasse und auf dem Schulhof. Oder er fürchte sich davor, auf dem Weg zur Schule Gefahren ausgesetzt zu sein und in unangenehme Situationen zu geraten. Das berichtet Zeit Online.

Neben der Befragung der Kinder und Jugendlichen fanden zusätzlich 24 Gruppendiskussionen mit jungen Menschen zwischen fünf und 20 Jahren statt. In allen geführten Diskussionen sei es um vielfältige Ausgrenzungserfahrungen unter dem Stichwort Mobbing gegangen. Dabei scheinen laut der Erhebung alle Kinder und Jugendlichen direkt oder zumindest indirekt bereits Mobbingerfahrungen gemacht oder beobachtet zu haben – und zwar meist im schulischen Kontext. Zum Thema Mobbing plant die Bertelsmann-Stiftung, in einer späteren Publikation eine vertiefte Auswertung vorzustellen.

Von Ausgrenzung und Benachteiligung berichteten insbesondere Kinder mit Migrationshintergrund. Sie schilderten, wie es sich anfühle, als „die Anderen“ zu gelten. Sie berichteten von Erfahrungen der Isoliertheit in der Gruppe und der aktiven Ausgrenzung.

Kinder wollen Zeit mit Eltern verbringen

Sicherheit, Zeit mit Eltern und Freunden, Zuwendung sowie erwachsene Vertrauenspersonen und Beteiligungsmöglichkeiten zählen aus Sicht der großen Mehrheit der Kinder und Jugendlichen zum guten Aufwachsen. Die meisten Mädchen und Jungen beschreiben, dass sie in vielen Bereichen gut versorgt sind. Sie haben Personen, die sich verlässlich um sie kümmern.

Jedoch macht die Befragung auch Einschränkungen und Nöte der Minderjährigen deutlich. Gut fünf Prozent der Achtjährigen finden nicht, dass es in ihrer Familie jemanden gibt, der sich um sie kümmert. Bei den 14-Jährigen sind es sogar rund zehn Prozent. Gerade ältere Kinder beklagen häufiger die fehlende Zeit ihrer Eltern. Der Vorstand der Bertelsmann-Stiftung, Jörg Dräger, betont: „Kinder und Jugendliche brauchen erwachsene Vertrauenspersonen, sowohl in Familie als auch in der Schule.“

Bei näherer Betrachtung der Ergebnisse wird laut den Wissenschaftlern deutlich, dass Kinder, die mit zwei Elternteilen zusammenleben, am zufriedensten mit der ihnen gewidmeten Zeit sind. Jedoch wachse mit zunehmendem Alter der Anteil der Kinder, die dem nicht mehr zustimmen.

Mobbing meist in der Schule

Mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen gibt zudem an, sich gelegentlich, häufig oder immer um die finanzielle Situation ihrer Familie zu sorgen. Doch grundsätzlich zeigen sie sich zufrieden mit ihrer materiellen Ausstattung.

Prinzipiell ist zu sagen, dass sich die Mehrheit der Schüler in ihrer Bildungseinrichtung sicher fühlt. Bei den Schultypen gibt es jedoch Unterschiede. Rund ein Drittel der Haupt- und Gesamtschüler fühlt sich nicht sicher in ihrer Bildungseinrichtung. Bertelsmann-Vorstand Dräger zeigt sich deswegen besorgt: „Kinder müssen sich an ihrer Schule sicher fühlen können. Das ist eine Grundvoraussetzung für Lernen und Chancengerechtigkeit.“

Mädchen und Jungen in der Grundschule und am Gymnasium fühlen sich am sichersten. Mehr als 80 Prozent der Befragten stimmten der Aussage „Ich fühle mich sicher in meiner Schule“ zu. Realschüler siedeln sich dazwischen an: Knapp drei von vier dieser Kinder haben ein gutes Sicherheitsgefühl an ihrer Schule.

Von: Martina Blatt

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