Religionsunterricht von muslimischen Lehrern stellt Eltern und Kirche vor neue Aufgaben. Ein Gastkommentar von Edgar Sebastian Hasse
Von PRO
23. Juni 2014
Foto: Robert Kneschke / fotolia
Religionsunterricht wird zum Erprobungsfeld pädagogischer und politisch legitimierter Konzepte
Chemie- und Physikunterricht sind bislang die klassischen Orte für schulische Experimente. Nun aber wird Religion zum Erprobungsfeld neuer pädagogischer und politisch legitimierter Konzepte. Künftig sollen nicht mehr nur evangelische, sondern zusätzlich muslimische Lehrkräfte an den öffentlichen Schulen in Hamburg das Fach Religion gleichberechtigt unterrichten.
Was gleichsam „von oben“ verordnet wird, hat bedeutende Konsequenzen für Schüler, Eltern und die evangelische Kirche. Wer als Vater und Mutter vom neuen schulischen Religionsunterricht erwartet, dass sein Kind eine breite interreligiöse Bildung und ein Höchstmaß an Toleranzerziehung erfährt, dürfte das neue Modell weitgehend begrüßen.
Reduziertes christliches Basiswissen
Wer als christlich geprägte Familie freilich darauf vertraut, dass die Kinder eine vertiefte Kenntnis insbesondere der eigenen Religion erhalten, wird seine berechtigten Zweifel haben. Vor allem diese Eltern sollten sich Gedanken darüber machen, wie die zu erwartende Reduktion christlichen Basiswissens kompensiert werden könnte. Schon jetzt ist klar: Der Lehrplan eröffnet zwar einen breiten Horizont der Lebens- und Weltdeutung – mal aus jüdischer, mal aus muslimischer und christlicher Perspektive. Aber schon aus zeitlichen Gründen muss die evangelische Seite das Gewicht ihres Bildungspakets reduzieren, und darüber hinaus im Regelfall auch auf die Sachkenntnis der Religionslehrer nicht christlicher Herkunft vertrauen.
Den evangelisch interessierten Eltern ist daher schon jetzt zu raten, bei der christlichen Bildung und Erziehung ihres Nachwuchses nicht mehr nur auf das Fach Reli zu vertrauen. Eltern und Kirchengemeinden stehen mehr als bisher in der Verantwortung, das Einmaleins des Protestantismus in eigener Regie an die junge Generation weiterzugeben. Ob das künftig die Schule zu tun vermag, wird sich zeigen. Die katholische Kirche geht schon längst einen anderen Weg und setzt auf den explizit von katholischen Lehrkräften erteilten bekenntnisorientierten katholischen Religionsunterricht.
Bedenken zerstreuen
Die evangelische Kirche hat nun die Aufgabe, der Öffentlichkeit plausibel zu machen, warum sie diese neue Form eines interreligiös verantworteten Religionsunterrichts für wichtig und zukunftsweisend hält. Dabei muss sie auch Bedenken zerstreuen, sie würde eigenes Terrain aufgeben und damit sich selbst schaden. Gerade die Systemtheorie lehrt, dass Systeme darauf ausgerichtet sind, sich zu erhalten. Hier sollte deutlich gemacht werden, dass eine plurale interreligiöse Bildung junger Menschen der angestrebten christlichen Religionskompetenz nicht im Wege steht.
Der neue Religionsunterricht stärkt die Erziehung einer jungen, autonomen Generation, der die Entscheidung über ihre religiöse Sozialisation selbst abverlangt wird. Damit die Kinder und Jugendlichen dabei nicht alleingelassen werden, ist gerade das Elternhaus mehr denn je in der Pflicht. Für die Schulbehörde und die Religionsgemeinschaften in der Gemischten Kommission gilt freilich auch: Experimente können scheitern. Wenn sich nach der Erprobungsphase herausstellt, dass der gemeinsame Religionsunterricht auf Dauer nicht praktikabel ist, müssen andere Wege auf der Basis des Staatsvertrages mit den Muslimen und Aleviten gefunden werden. Mit freundlicher Genehmigung des Hamburger Abendblatts, wo dieser Beitrag zuerst erschienen ist.
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.
Die Passionszeit bedeutet für viele Christen Verzicht auf bestimmte Speisen oder auch Gewohnheiten. Die einen streichen Schokolade aus dem Speiseplan, andere canceln ihr Netflix-Abo. Wir wollen gemeinsam mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, in den sieben Wochen bis zum Osterfest auf unseren Kommentarbereich verzichten. Die Zeit wollen wir nutzen, um uns Gedanken darüber zu machen, wie wir gut miteinander diskutieren können: wertschätzend, fair, aber auch prägnant und klar. Wie finden Sie diesen Schritt? Schreiben Sie uns gerne eine Nachricht:
Um dir ein optimales Erlebnis zu bieten, verwenden wir Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn du diesen Technologien zustimmst, können wir Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn du deine Zustimmung nicht erteilst oder zurückziehst, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt werden.
Funktional
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Externe Inhalte / Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.