Das „N“: Ein Emblem des Aufschreis

Internetnutzer solidarisieren sich seit einiger Zeit mit einem Bild des arabischen Buchstaben N mit den verfolgten Christen im Irak. Über T-Shirt-Aktionen und hinterhältige Attacken.
Von PRO
Michael Diener ist einer der prominenten Vertreter, die das Zeichen als Profilbild ausgewählt haben
Christ und Welt-Redakteur Andreas Öhler hat sich der Bewegung angeschlossen. Er nutzt das N als Profilbild bei Facebook, um seine Betroffenheit und Unterstützung für Christen im Irak zum Ausdruck zu bringen. Das N steht für Nasrani, was das arabische Wort für Christen ist. Ein Zeichen, das den Verfolgten den Tod bringen sollte, hätten sie „lebendig umetikettiert“, um ihre Errettung zu bewirken. Ursprünglich hatten die Islamisten die Häuser der Christen mit dem N gekennzeichnet, um sie später zu vertreiben, zu berauben oder zu ermorden.

Die Menschen den Mördern entreißen

Auch wenn das Zeichen allein inhaltlich sehr dürftig sei, könne es immerhin ein Zündfunke für den Widerstand sein und den Notruf potenzieren. Er hoffe, dass das N zu einer „religionsübergreifenden Koalition der Vernunft“ führe. Für ihn liege die Anziehung dieses Buchstabens darin, „dass seine jetzige Wirkungskraft der Hilflosigkeit entsprang, nicht der Überlegenheit. Ein Zeichen, das seine Stärke seiner Schwäche verdankt. Das ’N’ wurde dem Tod entrissen. Nun müssen die Menschen diesen Mördern entrissen werden.“ Dagegen, das Zeichen als Profilbild bei Facebook zu nutzen, hat sich sein Kollege Raoul Löbbert entschieden. Solche Zeichen würden die Welt in Gleich- und Andersdenkende teilen. Er selbst habe zu viele unbeantwortete Fragen, als dass er sich ernsthaft mit der Aktion solidarisieren könne. Er fragt sich, ob er mit ein paar Mausklicks wirklich für eine gerechtere Welt sorgen könne: „Ich könnte natürlich trotzdem meiner Hilflosigkeit mit einem digitalen Zeichen Ausdruck geben – auch wenn dies keinen Kämpfer des Islamischen Staats friedfertiger machen dürfte.“ Er habe sich mit dem Thema, den Menschen und deren Schicksalen beschäftigt und sei auch ein „bisschen N“ geworden – ohne das Foto auf seinem Facebook-Profil zu verwenden: „Es steht für Schicksale, für Menschen, für ihre Geschichten. Die interessieren mich. Insoweit hat mich das N verändert trotz allem.“ Mittlerweile verwenden tausende Menschen das Zeichen als Facebook-Foto. Unter ihnen ist auch der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Michael Diener. Er wünsche sich von den Muslimen eine Distanzierung vom „barbarischen und unmenschlichen Verhalten“, sagte er dem Online-Portal evangelisch.de. Er bringe mit seiner Teilnahme zum Ausdruck, dass er mit den Schwestern und Brüdern leide, die um ihres Glaubens willen verfolgt werden.

Mit T-Shirts Solidarität bekunden

Eine T-Shirt-Solidaritätsaktion für die irakischen Christen hat der Rapper Danny Fresh ins Leben gerufen. Der Erlös der Aktion soll der Flüchtlingsarbeit des internationalen katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ im Nordirak zugutekommen. Die Aktion „#WeAreN T-Shirt“ steht für: „Wir sind Nasrani (arabisch für Christen).“ Die Nachrichten der vergangenen Wochen hatten Fresh dazu animiert, sich für die gute Sache einzusetzen. „Mich erschüttert die gezielte Vertreibung und Verfolgung von Christen im Irak und in Syrien sehr. Für mich ist es selbstverständlich, dass ich meinen Glauben an Jesus Christus in meiner Heimat frei leben kann. Aber in den letzten Wochen wird mir immer mehr bewusst, dass Christen in anderen Ländern für ihren Glauben mit ihrer Gesundheit und ihrem Leben bezahlen“, zitiert das Hilfswerk den Musiker in der Pressemitteilung. Seit 2010 reist der Christ regelmäßig für Projekte und Konzerte in den Nahen Osten nach Israel und Palästina. Das Solidaritäts-T-Shirt zeigt das „ن“, in Gold auf schwarzem Grund. Dass das Tragen eines solchen T-Shirts gefährlich sein kann, bekam ein aus Kolumbien stammender Priesteramtsstudent im niederländischen Den Haag zu spüren. Focus Online berichtet, dass er von zwei Männern bespuckt und bedroht wurde: Grund für die Attacke war sein T-Shirt mit dem Nasrani-Logo. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/medien/internet/detailansicht/aktuell/christenverfolgung-im-irak-proteste-mit-facebook-und-twitter-88826/
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