Ein Drittel aller Deutschen fühlt sich diskriminiert. Das hat eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, die am Dienstag vorgestellt wurde, ergeben. 8,8 Prozent der 1.000 Befragten gaben in der repräsentativen Umfrage an, wegen ihrer Religion diskriminiert zu werden, und zwar am häufigsten im Bildungsbereich. Die Autoren der Studie interpretieren, dass es etwa darum gehe, dass Leistungen von Schülern vom Lehrpersonal schlechter bewertet werden oder sie aufgrund ihrer Religion oder Weltanschauung herabwürdigend dargestellt, ausgegrenzt, beleidigt oder ausgelacht werden. Am häufigsten ist laut der Studie aber die gefühlte Benachteiligung aufgrund des eigenen Alters (14,8 Prozent) festgestellt worden. Geschlechtsdiskriminierung beklagen laut der Studie fünfmal häufiger Frauen als Männern.
Die Betonung liegt bei alldem auf „fühlen“, denn die Studie verweist selbst auf die Besonderheit, dass es sich bei den Befragungen um subjektive Diskriminierungserfahrungen handelt. Es könne nicht überprüft werden, ob die berichteten Erfahrungen auch im juristischen Sinne als Diskriminierungen gelten würden.
Der Pressesprecher der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Sebastian Bickerich, erklärte auf die Frage von pro, wie denn zwischen gefühlter und tatsächlicher Diskriminierung zu unterscheiden sei, schlicht: „Wir haben den Teilnehmern anhand der Merkmale des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes ganz klar gemacht, was Diskriminierung ist.“ Bislang hätten detaillierte Datenerhebungen zu Diskriminierungserfahrungen in Deutschland noch gefehlt. Gerichtsurteile oder Beschwerdemeldungen bei der Antidiskriminierungsstelle hätten nur einen unzureichenden Einblick in die Gesellschaft gegeben. Das sei durch die Studie geändert worden.